Günstige «Mode» für das Auto

Tuning für den kleinen Geldbeutel

Nicht alle Autofahrer trennen sich für 2500 Euro von ihren Fahrzeugen älteren Semesters. Immer mehr möbeln die Schätzchen sogar auf.

Von Felix Rehwald

Für in die Jahre gekommene Autos schien es zuletzt nur noch ein Schicksal zu geben: ab in die Schrottpresse, um die Abwrackprämie beim Kauf eines Neuwagens zu kassieren. Doch ungeachtet der Abwrack-Hysterie fahren unzählige Besitzer ihren liebgewonnenen Alten weiter - und investieren sogar noch ein paar Euro in Zubehör, um damit die Einheitsoptik aufzumöbeln. Allzu große Ausgaben müssen sie dabei gar nicht einplanen, denn Tuning-Maßnahmen, die etwas hermachen, gibt es schon für den kleinen Geldbeutel.

«Schrauber» in den unteren Preisklassen

Nach Angaben des Verbands der Automobil Tuner (VDAT) in Roßbach (Rheinland-Pfalz) geben 36,3 Prozent der Zubehör-Enthusiasten zwischen 1001 und 2500 Euro aus. 21,3 Prozent legen zwischen 2501 und 5000 Euro in Teile an, 14,9 Prozent geben zwischen 5001 und 7500 Euro aus. 14,6 Prozent investieren Beträge bis 1000 Euro. Diejenigen, die bis zu 10.000 Euro und mehr ausgeben, machen nur jeweils einstellige Prozentzahlen aus.

Laut VDAT-Sprecher Mathias R. Albert sind in den unteren Preisregionen vor allem «die Schrauber» anzutreffen, die sich Teile auf dem freien Markt besorgen und selber einbauen. Sie stammten aus der Altersklasse von 18 bis 30 Jahre. Deutlich mehr für Tuning gäben eher ältere Kunden aus, die auch meist über den Händler bestellen.

Rad-Reifen-Kombi sehr beliebt

Beliebteste Tuning-Accessoires sind Albert zufolge die Rad-Reifen-Kombinationen, die es bereits für rund 1000 Euro pro Satz gibt. 17 und 18 Zoll seien die gängigsten Größen. Allerdings könnten nun die kleineren 14- und 15-Zöller ein Comeback erfahren, da durch die Abwrackprämie viele neue Kleinwagen zugelassen worden sind.

An zweiter Stelle sieht Albert die Fahrzeug-Tieferlegung - «damit die Felgen am Auto besser aussehen». Mit dem entsprechenden Sportfedernsatz seien Tuning-Fans hier schon mit rund 150 Euro dabei. «Dann spreizt es sich völlig auf», sagt Albert: Die einen setzten auf Exterieur-Veredelung, die anderen konzentrierten sich auf Zubehör für den Innenraum. Egal, ob Spoiler, Seitenschweller, Sportauspuff oder leistungsstarke Sound- oder Multimedia-Anlage - wer hier richtig zulangt, treibt die Ausgaben schnell in die Höhe: «Da kann sich der Basiswert des Fahrzeugs schnell verdreifachen», sagt Albert.

Licht als Design-Element

Geringe Kosten, aber einen umso größeren Effekt bewirkt dagegen eine Veredelungsvariante, die dem VDAT-Sprecher zufolge in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat: Licht-Tuning. «Licht ist am Fahrzeug ein ganz entscheidendes Designelement geworden», erläutert Albert. Grund dafür sei nicht zuletzt der Trend der Hersteller, schon ab Werk auffällige Xenon- und LED-Scheinwerfer zu verbauen, den die Tuning-Branche wiederum für Individualisierungsprogramme aufgreift.

Individualisierung ist laut VDAT «der zentrale Kaufgrund» für Tuning-Zubehör. Knapp 70 Prozent der Kundschaft wollten, dass sich ihr Auto von anderen abhebt. «Tuning ist letztlich nichts anderes als Mode fürs Auto», erklärt VDAT-Sprecher Albert. Das gilt besonders für die so beliebten Rad-Reifen-Kombinationen: «Die Felgen sind für das Auto wie die Schuhe eines Mannes oder einer Frau», sagt Prof. Paolo Tumminelli vom Goodbrands Institute for Automotive Culture in Köln. Und wie bei der Schuhmode werden auch die Vorlieben beim Felgendesign vom persönlichen Geschmack bestimmt - über den sich bekanntlich streiten lässt. «Es ist wirklich lustig, was da mittlerweile alles angeboten wird», sagt Tumminelli.

Proll schadet dem Wiederverkaufswert

Unbestritten ist dagegen die Tatsache, dass viele Tuning-Maßnahmen handwerklich durchaus hätten besser ausgeführt werden können. Pfusch beim Schrauben und verwendete Teile, die nicht für den Fahrzeugtyp zugelassen sind, können dem TÜV Süd in München zufolge den Verlust der allgemeinen Betriebserlaubnis nach sich ziehen.

Aber auch unglückliche Spachtelübungen und prolliges Spoilerwerk können sich rächen, sagt Nick Margetts vom Marktbeobachter Jato Dynamics in Limburg (Hessen): Denn der auf diese Weise aufgemotzte Wagen dürfte bei einem späteren Wiederverkauf weniger wert sein. «Je eigenwilliger und «hausgemachter» das Auto, desto schneller landen die Wiederverkaufschancen im Keller. Handwerklich ungeschicktes Aufmotzen straft den Restwert und verringert empfindlich die Größe des potenziellen Käuferkreises.» Technische Eingriffe seien insbesondere dann ein Problem, wenn sie nicht ohne großen Zeit- oder Arbeitsaufwand rückgängig gemacht werden können. Womöglich bleibt dem getunten Alten statt Weiterverkauf dann doch nur die Schrottpresse. (dpa/tmn)

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