Triumph Tiger 800 XC: Lustvoll ins Gelände

Erfolgreichstes Modell der Briten

Triumph Tiger 800 XC: Lustvoll ins Gelände
Die Tiger XCx von Triumph. © Triumph

Triumph hat die Tiger 800 überarbeitet. In der XC-Version weist das Motorrad gesteigerte Offroad-Eigenschaften auf. Wer noch ein x drauflegt, darf sich über nette Ausstattungsfeatures freuen.

Selten hatte ein Motorrad einen schwierigeren Start als die Triumph Tiger 800 vor vier Jahren: Aufgrund ihrer konzeptionellen Ähnlichkeit zur sehr erfolgreichen BMW F 800 GS sprachen viele abschätzig vom „Abkupfern“. Sieht man einmal von den unterschiedlichen Motoren ab – in der BMW arbeitet ein Zweizylinder-Paralleltwin, in der Triumph ein Dreizylinder – musste man in der Tat schon zweimal hinschauen, um die aus England kommende Tiger von der deutschen GS unterscheiden zu können. Doch trotz ihrer Start-Hypothek hat sich die Tiger 800 sehr gut entwickelt; längst ist sie das weltweit erfolgreichste Motorradmodell des englischen Herstellers.

Wie schon vor vier Jahren, so muss man auch heute zweimal hinschauen – um nämlich das 2015er Modell von dem der Vorjahre unterscheiden zu können. Zwar gibt es optische Unterschiede, aber sie sind dezenter ausgefallen als es mancher gerne gehabt hätte; wahrscheinlich wollte man bei Triumph kein Risiko eingehen, infolge einer stärkeren optischen Differenzierung Kunden zu vergraulen. Einerseits ist das verständlich, andererseits wäre beispielsweise eine Überarbeitung der Scheinwerfereinheit mit Integration eines markanten LED-Tagfahrlichts nicht zu viel der Mühe gewesen.

XC-Version mit hochwertigeren Komponenten

Doch technisch sieht die Sache anders aus, vor allem bei der Tiger 800 XC. Die XC-Version, die Triumph bereits vor zwei Jahren ins Programm genommen hatte, wies von Anbeginn leicht gesteigerte Offroad-Fähigkeiten auf. Dokumentiert wurde das primär durch Speichenräder statt solchen aus Aluminiumguss und ein paar stählerne Motorschutzbügel sowie die bei Zweirad-SUVs unerlässlichen Handprotektoren. Die neue XC unterscheidet sich von der Zwillingsschwester XR stärker als bislang die Tiger 800 XC von der Tiger 800: Ihre Offroad-Tauglichkeit wurde weitaus stärker entwickelt als ihre Fähigkeiten auf Asphalt.

Triumph Tiger 800 XCx
Das Cockpit der Triumph Triumph

Denn nun weist die XC-Version der Tiger hochwertigere Fahrwerkskomponenten auf. Diese sind offroad gut genug, um dem Fahrer stets klarzumachen, dass die Serienbereifung der eigentlich limitierende Faktor ist: Wenn nämlich der Untergrund nicht vollständig trocken ist, setzt sich das Profil sehr schnell zu und dann ist – Federweg hin oder her – ganz schnell Schluss mit lustig, weil Seitenführung und Traktion dann unzureichend sind. Wenn aber das Geläuf trocken ist, wie es am Stadtrand von Marbella beim ersten Fahrtest gegeben war, dann zeigt die Tiger 800 XC, dass man mit ihr durchaus lustvoll auf Pisten und Naturstraßen sowie nicht allzu groben Wegen unterwegs sein kann.

900 Euro für ein x

Erst recht wenn man die Untervariante XCx fährt. Die 900 Euro Mehrpreis kostende Tiger 800 XCx weist neben einigen weiteren zusätzlichen Ausstattungsdetails (Hauptständer, selbstrückstellende Blinker, Alu-Ölwannenschutz etc.) auch elektronische Assistenzprogramme auf. So kann der Fahrer bei ihr zwischen vier Motormappings (Sport, Road, Rain, Offroad) wählen, die sich hinsichtlich ihres Ansprechverhaltens merkbar unterscheiden und gut gelungen erscheinen. Im Offroad-Fahrmodus sind ABS undTraktionskontrolle anders abgestimmt. Diese elektronische Unterstützung ist keineswegs zu verachten, erhöht sie doch den Fahrspaß. Die Montage von Stollenreifen macht sie aber nicht überflüssig, wenn die Verhältnisse anspruchsvoller werden.

Trotz der merkbar gesteigerten Offroad-Fähigkeiten liegt der Schwerpunkt auch der Tiger 800 XCx klar auf regulären Straßen. Je kurviger diese sind, desto breiter und lang anhaltender wird das Grinsen des Fahrers. Trotz der langen Federwege erscheint die XC kein bisschen schwammig, sondern balanciert perfekt auf dem Grat zwischen sportlich-straff und komfortabel. Die etwas größere Bodenfreiheit führt zu sehr großer Schräglagenfreiheit, die sich bei gutem Grip bestens nutzen lässt. Das Fahrwerk gibt sich absolut gutmütig; selbst hartes Bremsen in Schräglage führt zu keinem nennenswerten Aufstellmoment. Fast meint man als Fahrer auf längerer Tour, mit der Tiger zu verwachsen.

Kaum Änderungen am Motor

Triumph Tiger 800 XCx
So kann es auf große Reise gehen Triumph

Motorisch hat sich an der Tiger 800 XC wenig geändert. Der Verbrauch ist im Prüfzyklus um 17 Prozent niedriger als beim Vormodell; auf unserer sehr engagiert absolvierten Testfahrt flossen zwar 6,7 Liter pro 100 Kilometer durch die neugestalteten Einspritzdüsen, doch zeigte sich bei etwas verhaltenem Fahren, dass man nunmehr auch mit unter fünf Litern durchaus lustig dahintigern kann.

Ansonsten kann man über die nach wie vor 70 kW/95 PS leistende Tiger 800 XC eigentlich nur lobende Worte verlieren: Die Ergonomie passt, der Sitz- und Fahrkomfort ist gut, das Zubehörangebot ausgesprochen reichlich. Die Sitzhöhe ist in zwei Stufen einstellbar, das turbulenzfrei arbeitende Windschild ist gegen Mehrpreis ebenfalls verstellbar. Die Bedienung des sehr reichlich bestückten Bordcomputers erfordert unüblich viel Eingewöhnungszeit. Auch das sehr robust und geräumig wirkende Gepäcksystem (Alu-Seitenkoffer und Topcase) erscheint funktionell, wenngleich es sehr breit ist.

10.890 Euro will Triumph für die neue Tiger 800 XC; soll ein weiteres „x“ dazu, lautet der Aufruf 11.790 Euro. Griffheizung, Gepäcksystem und die restlichen 68 Zubehörpositionen, die Triumph für die Tiger 800 entwickelt hat, sind dabei noch nicht enthalten. Dennoch glaubt man bei der Deutschland-Niederlassung des englischen Herstellers, dass drei Viertel der XC-Kunden ein weiteres „x“ drauflegen. (SP-X)

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