Triumph Tiger 1050 Sport: Leistungsfähiger auf große Tour

Neues Model mit sonorem Sound

Triumph Tiger 1050 Sport: Leistungsfähiger auf große Tour
Die Triumph Tiger 1050 Sport wurde überarbeitet. © Triumph

Triumph hat die Tiger 1050 überarbeitet. Mit der Sport erhält der Fahrer ein Motorrad, das noch leistungsfähiger als das Vorgängermodell ist. Langen, komfortabler Ausfahrten steht damit nichts mehr im Weg.

Man schrieb 2007, als Triumph seine Reiseenduro Tiger 955 zur Tiger 1050 weiterentwickelte. Deren noch rudimentär vorhandene Offroad-Fähigkeiten wurden weitestgehend gekappt, der Straßeneinsatz stand klar im Vordergrund. Die Tiger – seinerzeit gab es die Tiger 800 und ihre große Schwester Tiger 1200 Explorer noch nicht – war im Grunde schon damals das, was heute „Sports Adventure Bike“ heißt und von BMWs neuer S 1000 XR und von Ducatis Multistrada 1200 S höchst erfolgreich verkörpert wird.

Im Zuge der Umstellung auf die neue Euro 4-Emissionsnorm erhält sie nun nach dem ersten im Jahr 2013 das zweite Update und zeigt nun deutlicher denn je, welch feines Motorrad fürs gepflegte Angasen sie auch auf längeren Touren ist.

Neue Auspuffanlage

Wer befürchtet hat, dass die verschärften Emissionsnormen Euro 4 Motorräder zahn- und charakterlos werden lassen, bekommt mit der Tiger Sport ein perfektes Beispiel dafür, dass exakt das Gegenteil zutreffend ist: Nie war ihr Dreizylinder-Reihenmotor leistungsfähiger und zugleich angenehmer zu fahren, und nie war der kehlige Sound des Triple animierender.

Er entstammt einer neuen Auspuffanlage, die als Highlight einen Endschalldämpfer mit einer Oberfläche aus gebürstetem Edelstahl aufweist. Zentrales Element der Motor-Überarbeitung ist die Implantation eines Ride-by-Wire-Systems; Gasbefehle werden also nicht mehr per Kabel, sondern elektrisch an die Drosselklappen übermittelt.

Das passiert dermaßen fein, dass man ohne Übertreibung von sanfter, wahlweise aber auch angenehm direkter Gasannahme sprechen kann. Die 93 kW/126 PS, die nun bei knapp 9.500 U/min. zur Verfügung stehen, reichen dicke, um auf Land- und Bergstraßen, aber auch der unlimitierten Autobahn stets mit den Ton angeben zu können.

Vier Prozent mehr Drehmoment

Das liegt daran, dass im mittleren Bereich zwischen 5000 und 7000 Touren nicht nur 4 bis 6 Prozent mehr Leistung, sondern auch zudem 4 Prozent mehr Drehmoment zur Verfügung stehen. Angesichts dessen fallen die 2 Kilogramm Mehrgewicht, vor allem der komfortorientierteren Ausstattung geschuldet, überhaupt nicht ins Gewicht. Dieses ist, für sich betrachtet, mit 241 Kilogramm, für die Fahrzeugkategorie nicht gering. Störend macht es sich aber nicht bemerkbar, weil die Tiger Sport gut austariert ist und ihre Pfunde sich jenseits des Schritttempos auf ein absolut angenehmes Maß zu reduzieren scheinen.

Wer's wissen will, wird beim Gasgeben mit wildem Fauchen und rabiater Beschleunigung belohnt, denn der Dreizylinder, der mit demjenigen im sportlichen Nakedbike Speed Triple weitgehend identisch ist, dreht blitzschnell bis in den fünfstelligen Bereich. Dank Ride-by-Wire stehen nun drei durchaus nützliche Motormappings mit unterschiedlichem Ansprechverhalten zur Verfügung; von ihnen hängt auch die Regelungsintensität der zweistufigen, abschaltbaren Traktionskontrolle ab. Die ist auch für die Wheelie-Kontrolle zuständig. Braucht man mehr? Nach den ersten 200 Kilometern im kurvenreichen Hinterland Nizzas sagen wir: Nein, denn das Paket stimmt.

ABS regelt noch feiner

Auch Maschinen von Triumph können gemietet werden.
Die Tiger bietet ein gutes Handling Triumph

Während das eigentliche Fahrwerk – USD-Telegabel, Mono-Federbein, Einarmschwinge aus Leichtmetallguss – im Zuge des Updates weitgehend unangetastet geblieben ist, wurde die Dreischeiben-Bremsanlage sorgfältig modifiziert. Das neue ABS regelt nun schnell und prägnant zugleich. Das Fahrverhalten ist auch bei flottem Landstraßentempo untadelig, die Agilität in Kurven gut, auch wenn die hochpotente und dabei recht leichtgewichtige Wettbewerberin von BMW diesbezüglich ein As mehr im Ärmel hat. Die Tiger Sport ist eher von altem britischem Adel: verlässlich eben. Trotz Ausrüstung mit dem feinen Pirelli Angel ST ist ihr allerdings beim Bremsen in Kurven ein spürbares Aufstellmoment zu Eigen; wenn nötig und möglich, sollte man in Schräglage lieber hinten als vorne bremsen.

Stark gewonnen beim Update haben die Reise- und Komfortqualitäten der Tiger Sport: Der Windschild ist jetzt mit einer Hand leicht verstellbar, der Windschutz deutlich besser; Turbulenzen am Helm konnten wir nicht feststellen. Außerdem hat die Engländerin ein neues Bordcomputersystem erhalten. Es erlaubt die Individualisierung zahlreicher Einstellungen und ist logisch aufgebaut. Schade nur, dass der Knopf für die Fahrmodi und der „Home-Button“ keinen Platz am Lenker gefunden haben, sondern weit entfernt am gut ablesbaren Zentralinstrument sitzen. Nicht ideal ist zudem die Position der neuen, serienmäßigen Geschwindigkeits-Regelanlage; links am Lenker wäre sie besser bedienbar.

Weil auch der Verbrauch mit gut fünf Litern bei häufiger Nutzung des gut schaltbaren Sechsganggetriebes – leider gibt’s keinen Schaltassistenten – selbst bei flotter Fahrt im grünen Bereich liegt, darf man der mit vier Garantiejahren antretenden, 12.700 Euro teuren Tiger Sport ein insgesamt sehr gutes Zeugnis ausstellen. Das verfügbare Zubehör mit neu entwickelten Heizgriffen, Seitenkoffern, Topbox und Tankrucksack erhöht bei Bedarf ihre Touringqualitäten weiter. So kann man die auf den ersten Blick erstaunliche Bilanz ziehen, dass sich geschärfte Krallen und sanfteres Streicheln keineswegs widersprechen – ganz im Gegenteil. (SP-X)

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