Erfüllte Vorurteile auf der Los Angeles Motor Show

SUV statt City-Flitzer

Erfüllte Vorurteile auf der Los Angeles Motor Show
Auf der L. A. Motor Show dominieren die großen und luxuriösen Fahrzeuge. © SP-X

Brennstoffzellen-Fahrzeuge haben ihren Platz auf der Los Angeles Motor Show. Doch werden die alternativen Antriebe in den Hallen am Hollywood Hill von den großen und luxuriösen Fahrzeugen ausgestochen.

Es ist erst gut sechs Wochen her, dass die Autohersteller auf der Messe in Paris jede Menge Kleinwagen-Neuheiten enthüllten. Mit den neuen, wendigen City-Flitzern ist rund 9000 Kilometer entfernt kein Blumentopf zu gewinnen. Kaliforniens Automesse in Los Angeles ist bekannt für protzig viel Leistung und üppige Karossen. Und das im grünsten Staat von ganz Amerika.

Dodge verliert gefühl für Größe

Einen Fehler sollte man beim Besuch der LA Autoshow vom 21. bis 30. November nicht machen: Den Stand des amerikanischen Herstellers Dodge als allererstes besuchen. Denn wer zwischen Ram Power Wagon und Ram 2500 Mega Cab steht - die Doppelkabinen-Pick-ups haben so alltagswichtige Dinge wie Fässer oder Bretter geladen - der verliert das Gefühl für Größe. Da sieht selbst der kernige Jeep Wrangler Unlimited am Stand daneben winzig aus.

Das Angebot der Autohersteller spiegelt vor allem die automobile Wirklichkeit auf den Straßen an der Westküste wider: SUV und Limousinen in verschiedenen Größen. Mazdas CX-3 markiert zum Beispiel den Einstieg der Japaner in das wachsende Segment der Kompakt-SUV. Die Attribute „Sport“ und „SUV“ verbinden drei wichtige Modelle, die in LA Premiere feiern: Die M-Versionen von BMW X5 und X6 sowie der Porsche Cayenne GTS.

Volvo will mit XC90 punkten

Die First Edition des XC90 hat sich für Volvo rentiert
Der Volvo XC90 gibt sein US-Debüt in Kalifornien AG/Flehmer

Volvo zeigt in Kalifornien mit dem V60 Cross Country eine Offroad-Variante des sportlichen Kombi und hat für seinen XC90 einen üppig dimensionierten Stand aufgefahren, schließlich wollen sich die Schweden mit dem neuen Oberklasse-SUV in Nordamerika wieder verstärken. 


Am Fuße der Hollywood Hills müssen natürlich noch mehr besonders sportliche und auch luxuriöse Angebote her, das zeigt allen voran der Mercedes-Maybach S600, der als ideeller Nachfolger des 2012 eingestellten Maybach 57/62 gegen Rolls-Royce und Bentley antritt. Auf einen ähnlichen Kundenkreis zielen der handlackierte und voll ausgestattete Porsche Panamera als Sondermodell „Exclusive Series“ und der Bentley Grand Convertible, der zwar offiziell noch eine Studie ist, aber ohne Weiteres ins Programm der VW-Tochter aufgenommen werden könnte. Als Vorbote eines neuen Modells für Nicht-Normalverdiener darf auch die Audi-Studie Prologue gelten, die als Coupé oberhalb des A8 stehen könnte.

Kalifornier alternativen Antrieben aufgeschlossen

Toyota präsentiert Brennstoffzellenfahrzeug Mirai Toyota

Den Abgasvorschriften in Kalifornien – die strengsten in ganz Amerika – versuchen die Hersteller mit ihren Präsentationen aber auch gerecht zu werden. Toyota zeigt hier zum Beispiel mit dem Mirai das erste echte Serienauto mit Brennstoffzelle. In einer chemischen Reaktion aus Wasserstoff und Sauerstoff erzeugt sie den Strom für einen Elektromotor und stößt kein anderes Abgas aus als Wasserdampf. Natürlich hat VW den E-Golf hier aufgestellt. Prominent platziert sind auch die Plug-in-Hybrid-Versionen von BMW X5, Porsche Cayenne und Volvo XC90 zu finden, auch die Mercedes S-Klasse als Variante mit Stecker hat in der ersten Reihe Platz.

Diese Konzepte dürften vor allem hier an der Westküste Messe-Besucher begeistern. Denn wie aufgeschlossen die Kalifornier gegenüber alternativen Antrieben sind, sieht man schon heute im Verkehr: Die Dichte an Toyota Prius, Nissan Leaf und Chevy Volt ist für europäische Augen beeindruckend. Und die eng besiedelten Metropolregionen mit ihrem Stop-and-go-Pendlerverkehr sind prädestiniert dafür, dass die (teil-) elektrischen Antriebe ihre Vorteile ausspielen.

Etwa ein Dutzend nicht unbedingt brandneue Kleinwagen sind auf der Messe übrigens auch zu besichtigen, darunter Smart, Honda Fit (Jazz), Chevrolet Spark und Fiat 500. Den Italiener haben wir in den vergangenen Tagen auf den kalifornischen Straßen immerhin schon gesehen – einmal. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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