NASA-Studie rehabilitiert Toyota

Keine Elektronikfehler

NASA-Studie rehabilitiert Toyota
Toyota war im zurückliegenden Jahr von einer Vielzahl von Rückrufen betroffen. © Toyota

Toyota kann das Kapitel «ungewollte Beschleunigung» nun langsam schließen. Eine US-Studie kommt zu dem Schluss, dass zumindest die Elektronik keine Schuld trifft. Vielmehr machten die Fahrer Fehler: Sie verwechselten schlicht Gas- und Bremspedal.

Aufatmen bei Toyota: Experten der US-Raumfahrtbehörde NASA haben den japanischen Autohersteller von dem Vorwurf entlastet, elektromagnetische Störungen hätten die Unfallserie der vergangenen Jahre ausgelöst. Ein anderes Votum hätte nicht nur das Vertrauen in die Wagen erneut erschüttert, sondern wohl auch die nächste teure Rückrufwelle zur Folge gehabt.



Strafe über 48,8 Milliarden Dollar

«Toyotas Probleme waren mechanischer Natur, nicht elektronischer», sagte Verkehrsminister Ray LaHood am Dienstag in Washington. Er hatte zusammen mit dem Kongress auf die Untersuchungen gedrängt. Es habe nur zwei Gründe gegeben, wegen denen die Autos des japanischen Herstellers ohne das Zutun der Fahrer beschleunigt hätten, fuhr LaHood fort: rutschende Fußmatten und klemmende Gaspedale.

Toyota hatte zur Jahreswende 2009/2010 weltweit mehr als acht Millionen Wagen wegen der beiden Defekte zurückrufen müssen. Das Unternehmen ramponierte sein Image, die Verkäufe brachen ein, der Schaden ging in die Milliarden. Toyota musste überdies in den USA Strafen von insgesamt 48,8 Millionen Dollar zahlen, weil der Hersteller die Probleme nach Ansicht des Verkehrsministeriums nicht rechtzeitig gemeldet hatte.

Einwandfrei gearbeitet

Nach umfangreichen Tests seien seine Leute zu dem Schluss gekommen, dass die elektrischen Systeme bis auf wenige Sonderfälle einwandfrei gearbeitet hätten, sagte NASA-Chefingenieur Michael Kirsch. Und selbst in diesen Sonderfällen hätten die Wagen nicht ohne das Treten des Gaspedals auf hohe Geschwindigkeiten beschleunigen können. «Es gibt Sicherheitseinrichtungen, die ein ungewolltes Beschleunigen verhindern.»

Die Fahrer hätten in Stresssituationen oftmals schlicht das Gas- mit dem Bremspedal verwechselt, stellten die NASA-Ingenieure fest. Damit bestätigte sich ein Verdacht, der bereits im August aufgekeimt war, als erste Ergebnisse der insgesamt zehn Monate laufenden Untersuchungen an die Öffentlichkeit gedrungen waren. Die Experten hatten Dutzende Unfälle mit Toten untersucht.

Die Studie stärkt Toyota den Rücken - zum einen bei den laufenden Gerichtsverhandlungen über Schadenersatz für die Unfallopfer und Hinterbliebenen. Zum anderen gegenüber der Politik. Insbesondere Verkehrsminister LaHood hatte Toyota mehrfach unterstellt, der Konzern verheimliche den wahren Grund für das ungewollte Beschleunigen. LaHood hatte die komplexe Elektronik der modernen Wagen im Verdacht. Toyota hatte dies von Anfang an zurückgewiesen. (dpa)

Vorheriger ArtikelMitsubishi Lancer Ralliart: Ein bisschen Krawall
Nächster ArtikelBloodhound: Schnellstes Auto der Welt kommt 2012
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden