Daimler und Rolls Royce wollen Tognum übernehmen

Angebot für Motorenhersteller vorgelegt

Daimler und Rolls Royce wollen Tognum übernehmen
Motorenfertigung bei Tognum © dpa

Der Daimler-Konzern und Rolls-Royce wollen den Großmotorenhersteller Tognum in Friedrichshafen übernehmen. Es ist bereits ein Angebot von 3,2 Milliarden Euro unterbreitet worden.

Bei Tognum trifft das gemeinsame Übernahmeangebot von Daimler und Rolls-Royce nicht auf spontane Gegenliebe. Es sei noch kein Einverständnis über die Höhe des Angebotspreises erzielt worden, teilte das Friedrichshafener Unternehmen am Mittwoch mit. Die beiden Interessenten wollen den Großdieselmotorenhersteller komplett übernehmen und bieten 24 Euro je Anteilsschein. Insgesamt beläuft sich das Angebot auf 3,2 Milliarden Euro.

An der Börse legten die Tognum-Papiere weiter zu und notierten über dem Angebotspreis. Seit Bekanntwerden des Übernahmeinteresses am Montag hatten die Aktien bereits gut ein Viertel an Wert gewonnen. Im Sog von Tognum zogen auch die Deutz-Papiere an. Der Kölner Motorenbauer könnte Tognum im Falle der Übernahme im Mittelwerteindex MDax ersetzen, sagten Börsianer.

Tognum prüft Angebot

Der Tognum-Vorstand werde das Angebot prüfen und zum gegebenen Zeitpunkt eine Empfehlung an die Aktionäre abgeben, ob sie das Angebot annehmen oder ablehnen sollten, hieß es weiter. Grundsätzlich werde die Partnerschaft mit den beiden Unternehmen aber begrüßt. "Daimler und Rolls-Royce wären für uns zwei finanzstarke strategische Investoren, die sich klar zur weiteren internen und externen Wachstumsstrategie von Tognum bekennen", sagte Vorstandschef Volker Heuer. "Damit wären wir hervorragend aufgestellt, um die weitere Konsolidierung des Marktes aktiv mitzugestalten."

Daimler-Chef Dieter Zetsche zeigte während einer Analystenkonferenz Verständnis für das Tognum-Management: Man könne nicht erwarten, dass das Tognum-Management den angebotenen Kaufpreis zur Annahme empfehle. "Das ist nicht ihre Rolle." Rolls-Royce-Chef John Rose, erklärte, der Übernahmeprozess könne sich hinziehen. Laut "Financial Times Deutschland" sind Profiinvestoren nur dann bereit, sich von ihren Anteilen zu trennen, wenn das Angebot deutlich über dem Kurs von 24 Euro beim Börsengang 2007 liegt und die guten Geschäftsaussichten für Tognum eingerechnet werden. Daimler und Rolls-Royce verwiesen darauf, das Angebot liege 30 Prozent über dem Schlusskurs vom Freitag und 22 Prozent über dem Durchschnittskurs der Tognum-Aktie der vergangenen drei Monate. Das Angebot soll vorbehaltlich gelten, dass den Interessenten 50 Prozent plus 1 Aktie angeboten wird.

Globalen Marktführer schaffen

Mit Tognum wollen Daimler und Rolls-Royce nach eigenen Angaben einen globalen Marktführer für Industriemotoren schaffen und dazu ein Gemeinschaftsunternehmen zu gleichen Teilen gründen. In das Gemeinschaftsunternehmen bringt Daimler seine bereits bestehende Tognum-Beteiligung von 28,4 Prozent ein. Rolls-Royce steuert sein bei der Tochter Bergen gebündeltes Geschäft mit Gas- und Dieselmotoren mittlerer Geschwindigkeit bei.

"Durch den geplanten Zusammenschluss gewinnen wir eine starke Plattform, um das enorme Marktpotential voll auszuschöpfen", betonte Daimler-Chef Zetsche. Die Kosten für das Angebot von rund 700 Millionen Euro sollen auf Seiten von Daimler aus vorhandenen Barbeständen gestemmt werden. Daimler beliefert derzeit Tognum mit kleineren Dieselmotoren, die in Friedrichshafen für Einsatzzwecke jenseits der Straße umgerüstet werden. Auf dieses Geschäft entfällt bei Tognum ein Umsatzanteil von rund 10 Prozent und damit rund 250 Millionen Euro im Jahr 2009.

Auch das Ende 2010 bei Tognum eingestellte Geschäft mit stationären Brennstoffzellen zur Energieerzeugung könnte mit den neuen Partnern eine neue Chance erhalten. Rolls-Royce wolle eine vertiefte Buchprüfung durchführen und den Bereich möglicherweise mit eigenen Aktivitäten zusammenführen, hieß es.

Friedrichshafen soll zentraler Standort bleiben

Die Grundsatzvereinbarung zwischen den beiden Partner sieht unter anderem vor, dass der Hauptsitz in Friedrichshafen bleibt und dort auch weiterhin Produktion sowie Forschung und Entwicklung angesiedelt sind. Dadurch sollen die Arbeitsplätze der Stammbelegschaft sicher sein. Künftig sieht Zetsche für den Standort eher zusätzliches Beschäftigungspotenzial, als Risiken eines Jobabbaus. Auch an der geplanten Nachfolgeregelung an der Unternehmensspitze wollen die neuen Eigner nach bisheriger Planung festhalten. Im September soll der Vorstandsvorsitz an den aktuellen Finanzvorstand Joachim Coers übergehen.

Für Daimler bedeutet die Tognum-Übernahme eine Rolle rückwärts. Der Dieselmotorenspezialist, der damals noch MTU Friedrichshafen hieß, gehörte schon bis Ende 2005 zum Autokonzern, wurde jedoch vom damaligen Daimler-Chef Jürgen Schrempp an den schwedischen Finanzinvestor EQT verkauft. Das Unternehmen kam im Juli 2007 zurück an die Börse. 2008 erwarb Daimler dann wieder mehr als ein Fünftel an Tognum. (dpa)

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