Wo Premium nicht gleich erste Wahl ist

Navigationsgeräte im Test

Über den klassischen Routenrechner sind viele Navigationsgeräte längst hinausgewachsen. Der ADAC hat nun jeweils zwei, ein günstiges und ein teures Gerät von acht Herstellern aus dem Blickwinkel der Alltagstauglichkeit untersucht.

von Martin Woldt

Navigationsgeräte waren noch im letzten Jahr einer der Verkaufsschlager vor dem Fest. Doch inzwischen ist die Luft aus dem Markt etwas heraus. Die Ursachen sind vielfältig. So gewinnt etwa das Handy oder das sogenannte Smartphone als elektronischer Lotse zunehmend an Bedeutung, was unter anderem mit der inzwischen kostengünstigen Verfügbarkeit entsprechender Programme zusammenhängt. Die Autotauglichkeit des Handys als Reiseführer hatte der ADAC in einem Test im Frühjahr allerdings noch grundsätzlich in Zweifel gezogen. Zu umständlich die Programmierung, zu fummelig die Bedienung, kritisierten die Tester. Das wird im nächsten Frühjahr schon anders ausfallen.

Zwischen 100 und 450 Euro

Jetzt vor Weihnachten überprüften die ADAC-Experten noch mal klassische mobile Geräte und gingen der Frage nach; ob es denn immer das teuerste Modell sein muss? Sie untersuchten bei acht Herstellern ein sogenanntes Einsteigergerät sowie ein Premiummodell in der Preisspanne zwischen 100 und 450 Euro. Dafür wurde im September im Einzelhandel und im Internet anonym eingekauft. Die angegebenen Preise entsprechen dem Kaufdatum.

Nervtöter im Feld

Zu den Testkriterien gehörten u.a. Bedienung, Akkulaufzeit, Routenberechnung, Satellitenkontakt, die Darstellung, die Verkehrsmeldungen und die Routenführung. Foto: NZA

Richtig durchgefallen ist bei dem Test letztlich keines der untersuchten Navis. Wenngleich die Sache im Falle des a-rival NAV-PN43 ganz knapp ausging. Konnten Größe, Verarbeitung oder die Zielprogrammierung noch überzeugen, nervte die Tester die wenig präzise Steuerung über die Bildschirmtasten. Auch der häufige Positionsverlust wegen eines schwachen Satellitenkontaktes oder die eher grobe Darstellung der Route konnten nicht begeistern. Heftigster Kritikpunkt war allerdings die starke Vibration des Gerätes in seiner Halterung, die auch der günstige Preis (139 Euro) nicht herausreißen konnte. Wie bei zwei weiteren Herstellern bewirkte dies, dass das teurere Gerät schlechter abschloss als das Einsteigerangebot.

Fehlender Stauwarner

Zu den Testkriterien gehörten u.a. Bedienung, Akkulaufzeit, Routenberechnung, Satellitenkontakt, die Darstellung, die Verkehrsmeldungen und die Routenführung. Foto: NZA

Das nennt sich beim Hersteller Baros a-rival PN35, kostet 89 Euro, und kann in Deutschland, Österreich und der Schweiz (D-A-CH) navigiert werden. Trotz schwächelndem Satellitenempfang und körniger Darstellung machte es unter dem Strich einen brauchbaren Eindruck. Leider gehörte der Stauwarndienst TMC nicht zur Ausstattung, den die ADAC-Tester eigentlich jedem Käufer als unverzichtbar empfehlen. Größere Aufmerksamkeit als bei früheren Untersuchungen widmeten die Prüfer dem Ablenkungsfaktor. Wie bei klassischen Fahrzeugtests auch bekam die Sicherheit der Nutzung damit hohe Priorität. Neben einer gut erkennbaren Darstellung geht es dabei auch um eine möglichst simple Bedienung. Geräte etwa ohne äußere Lautstärke- oder Tonabschalttaste kassierten Abzüge.

Überstrenge Wertung

Zu den Testkriterien gehörten u.a. Bedienung, Akkulaufzeit, Routenberechnung, Satellitenkontakt, die Darstellung, die Verkehrsmeldungen und die Routenführung. Foto: NZA

Dieser Strenge fiel das Mio-Premiumgerät Moov Spirit V505TV in gewisser Weise zum Opfer. Als eines von wenigen Navigationsgeräten überhaupt ist es in der Lage, digitales Fernsehen zu empfangen. Das klappte selbst während der Fahrt noch so gut, dass die Tester hier auf höchst mögliche Ablenkungsgefahr erkannten. Das Mio-Gerät wurde abgewertet. Etwas überstreng, wie wir meinen. Denn ob man vom Fernsehempfang während der Fahr wirklich Gebrauch macht, ist eine sicher zweifelhafte, doch sehr bewusste Entscheidung des Fahrers, für die das Gerät nicht verantwortlich ist. Die Handlung sollte sich wie beim Telefonieren am Steuer von selbst verbieten.

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