Vier Tage mehr Zeit im Jahr

Internationale Funkausstellung

Individueller, mit verbesserten 3D-Darstellungen und präziseren Sprachsteuerungen sowie edlerem Design präsentieren sich die neuen Navigationsgeräte auf der IFA in Berlin

Von Martin Woldt

In wenigen Tagen öffnet die Internationale Funkausstellung (4. bis 9.September) ihre Pforten. Den Autofahrer dürften auch in diesem Jahr die Navigationsgeräte in besonderer Weise anziehen, selbst wenn noch nicht abzusehen ist, dass es wieder wie 2008 fast 4,5 Millionen verkaufte mobile Geräte werden, die über die virtuellen wie die realen Ladentische gehen. Die Branche tut ihr Übriges für die Motivation. So hat eine Studie des Kartenherstellers Navteq errechnet, dass Fahrer, die über aktuelle Verkehrsinformationen verfügen, 18 Prozent weniger Zeit in ihren Fahrzeugen verbringen, im Vergleich mit jenen, die noch meinen, selber zu wissen, wo man am besten durchkommt. Das kann pro Jahr einen Unterschied von vier Tagen ausmachen, die man für andere Dinge zur Verfügung hat.

Heftiger Preiskampf

Der IFA-Besuch wäre demnach klug investierte Zeit, weil sich durch die neuesten, immer ausgefeilteren Systeme die Ersparnis möglicherweise noch steigern lässt. Dennoch ist das Navi-Geschäft kein Selbstläufer. Zwischen den zahlreichen Anbietern tobt ein heftiger Preiskampf, der inzwischen dazu führte, dass man für deutlich unter 100 Euro schon ganz passable Geräte erstehen kann. Mit dem taiwanesischen Hersteller Mio macht der drittgrößte Hersteller der Welt seit dem Frühjahr einen Neuanlauf in Deutschland. Die IFA dient dem Unternehmen als Sprungbrett, insbesondere seine Einsteigermodelle populär zu machen.

Mio M305/M405:

Das neue Mio Spirit V505 mit DBV-T Foto: Mio

99 Euro soll der M305 mit seinem 3,5 Zoll großen Bildschirm kosten. Die Größe ist inzwischen unteres Standardmaß, weshalb Mio etwa Straßenkarten von 23 europäischen Staaten installiert und mit der Spurführung an Autobahnabfahrten ein kleines Plus im Gepäck hat. Nur wenig teurer, 129 Euro, soll das M405 mit 4,3 Zoll großem Bildschirm werden und in 44 Ländern navigieren. Es hat zusätzlich den Stauwarner TMC an Bord und versteht sich auf die Navigation auf Basis von mit geografischen Daten programmierten Bildern. Schon seit Juni im Handel ist die Moov Spirit-Serie, deren Spitzengeräte V505 (249 Euro) und das sieben Zoll große V735 (329 Euro) Digitales Fernsehen (DBV-T) per Antenne empfangen können.

Navigon 8410:

Das Navigon 8410 Foto: Navigon

DBV-T gibt es demnächst auch bei Navigon. Was daneben bei Mio zwar auch eine Rolle spielt, doch im neuen Flaggschiff von Navigon augenfälliger zur Geltung kommt, ist die Umsetzung einer nach eigner Aussage „fotorealistischen“ 3D-Darstellung auf dem fünf Zoll großen Bildschirm. Sehenswürdigkeiten, Straßenschluchten, wichtige Abzweigungen ermöglichen dem Fahrer eine bessere Orientierung entlang seiner Route.
Darüber hinaus sind im 8410 alle wichtigen Hilfsmittel integriert, die man von einem Navigationsgerät der Premiumklasse erwarten darf. Der Begriff definiert sich hier über eine besonders edle Materialauswahl und eine komfortable Haptik. Allerdings ist der Preis mit etwa 450 Euro, ohne DVB-T-Modul (60 Euro) auch entsprechend.

Becker Traffic Assist PRO Z302:

Das Becker TrafficAssist Z302 Pro mit Funkfernsteuerung Foto: Becker

Alles für die Routenberechnung Wichtige gibt es auch im neuen Becker-Spitzengerät. Es spricht aber insofern ein eigenes Publikum an, als dass es die Lücke zwischen Motorrad, Pkw, Transporter und gar Lkw schließt. Für das jeweilige Mobil lassen sich eigene Benutzerprofile anlegen, die bei Fahrzeugwechsel leicht umzustellen sind. Sie berücksichtigen den Wechsel bei der Routenberechnung und schließen etwa für den Lkw nicht passierbare Routen aus. Das Gerät kostet etwa 500 Euro.

Expertenansicht

Andreas Erwig, Navteq Foto: Navteq

An die Frage, was die neuen Navigationsgeräte der diesjährigen IFA auszeichnet, antwortet Andreas Erwig, Produktmanager beim Kartenspezialisten Navteq: «Äußerlich nähern sich viele Geräte dem Schick des iPhones an. Darüber hinaus werden die Geräte immer flacher und leichter. Gab es bisher um das Display oft noch einen breiten Rand, verschwindet der zusehends, sodass der Bildschirm wie in die Oberfläche integriert wirkt. Dadurch wächst die Bildschirmgröße von jetzt häufig 4,3 auf fünf und mehr Zoll. Bei den Gehäusematerialien kommen immer öfter verchromte Teile oder solche aus gebürstetem Aluminium zum Einsatz.» Und was passiert unter der Hülle? Zwar hätten auch jetzige Geräte schon 3D-Ansichten, doch war das, nach Erwigs Einschätzung eher 21/2 D. Sie würden jetzt vielfach von echten Höhendarstellungen von Gebäuden und Straßenzügen abgelöst. Im Kern ginge es um eine deutlich realistischere Abbildung des Umfeldes und der Verkehrshinweise. Daneben hätten viele Hersteller etwa an den Sprachansagen gefeilt. Da wo noch vor einer Weile etwa 60 Sprachfragmente zur Verfügung standen, könnten heute 400 eingesetzt werden. «Damit klingt alles viel natürlicher.» Und was denkt Erwig über das Ende des heute so verbreiteten mobilen Gerätes? Manche Experten behaupten es würde sehr bald vom Smartphone abgelöst.«Obwohl das sicher noch nicht entschieden ist, bin ich persönlich davon überzeugt, dass das so kommen wird,» sagt Andreas Erwig. «Handys sind einfach viel universeller einsetzbar. Zudem kommen immer mehr GPS-fähige Geräte, also mit Satellitenkontakt, auf den Markt. Und wenn Sie sich mal auf der IFA anschauen, wie die aktuellen Smartphones mit der Kartensoftware von Navigon arbeiten, ist das schon recht überzeugend.»


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