Ungesicherte Ladung als Unfallrisiko

Autofahrer sind beim Beladen von sperrigen Gegenständen in Sachen Sicherheit sehr unsicher. Dabei können tödliche Folgen auf der Straße oftmals verhindert werden.

Von Felix Rehwald

«Achtung, auf der A1 in Richtung Bremen befindet sich bei Sittensen ein Gegenstand auf der Fahrbahn» - Verkehrsdurchsagen dieser Art dürften jedem Autofahrer bekannt sein. Täglich purzelt so manches von Autodächern und Ladeflächen, wodurch sich oft gefährliche Situationen ergeben. Dabei ließe sich das leicht vermeiden, wenn Auto- und Lkw-Fahrer etwas sorgsamer wären.

Größe ist egal

Laut Hochrechnungen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sind 25 Prozent der Autobahnunfälle auf mangelhafte Ladungssicherung bei Lkw zurückzuführen. Die Schäden dadurch lagen im Jahr 2004 bei etwa 437 Millionen Euro. Dabei sind jedoch noch keine Fälle berücksichtigt, in denen sich Ladung von Autos selbstständig macht. GDV-Experte Uwe Schieder in Berlin weiß aber aus eigener Erfahrung, dass zu transportierende Gegenstände von Pkw-Fahrern oft ähnlich haarsträubend gesichert werden wie bei Lkw.

«Es herrscht in Sachen Ladungssicherheit eine Riesenunsicherheit», sagt Schieder. Dabei sei es unerheblich, ob es sich bei verlorener Ladung um Sofas handelt oder um kleinere Gegenstände: «Selbst bei einer herunterfallenden Schaufel bremst der nachfolgende Autofahrer instinktiv und versucht auszuweichen.» Mit der Folge, dass der Hintermann in ihn hineinkracht, manchmal mit tödlichen Folgen.

Kofferraum statt Dach

Damit es nicht zu solchen Situationen kommt, muss Ladung richtig gesichert werden. Am besten wird sie im Kofferraum statt auf dem Dach transportiert, rät Bernd Herbener, Schulungsleiter Ladungssicherung beim Auto Club Europa (ACE) in Stuttgart. Eine Alternative ist der Transport im Anhänger. Dessen Wände verhindern das Herunterfallen, zudem gibt es vorgesehene Zurr-Ösen zum Sichern der Ladung mit Gurten.

Ist der Transport auf dem Dach unvermeidbar, muss ein auf den Autotyp abgestimmtes Dachträgersystem verwendet werden. Bei der Montage ist die Betriebsanleitung zu beachten, denn Montagefehler sind nach Angaben des ADAC oft die Ursache für Ladung, die sich selbstständig macht. Zudem darf die maximale Dachlast nicht überschritten werden.

Glatt durch das Dach

Damit Ladung wie ein Bündel Dachlatten nicht verrutschen kann, muss sie laut ACE-Experte Herbener umwickelt werden. Dazu eigneten sich spezielle Matten. «Beim Bremsen schießen die Latten sonst wie Raketen nach vorne weg», erklärt Herbener. Die Verkehrsexperten können von Unfällen berichten, bei denen vom Dach katapultierte Latten die Karosserien anderer Fahrzeuge glatt durchschlugen. Dann muss das Paket mit stabilen Spanngurten festgezurrt werden.

Zwar muss die Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers für Schäden durch verlorene Ladung aufkommen, erklärt GDV-Sprecher Klaus Brandenstein. Die Schadensregulierung sei jedoch oft ein Problem, wenn sich nicht ermitteln lässt, wem die verlorenen Dinge gehören. Wer sich nicht das Kennzeichen gemerkt hat, muss den Schaden im schlimmsten Fall selbst bezahlen - es sei denn, er ist vollkaskoversichert, denn die Vollkasko ersetzt auch solche Schäden.

Bremsbereitschaft beachten

«Die Autofahrer sind aber auch selbst gehalten, so zu fahren, dass sie bremsbereit sind», sagt Brandenstein. Wenn bei hohem Tempo kein ausreichender Mindestabstand eingehalten wurde, liege eventuell ein Mitverschulden vor. Wenn voraus eine bedenkliche Dachlast ausgemacht wird, sollte man sich sofort zurückfallen lassen und die Spur wechseln», rät deshalb ADAC-Sprecher Peter Hemschik in München. (dpa)

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