Stillstand nach dem Stillstand

Leere Batterie

Autobatterien galten bisher nur in der Winterzeit als angreifbar. Doch zahlreiche elektronische Helfer im Auto können das Fahrzeug nun auch im Sommer lahmlegen.

Von Heiko Haupt

Wenn die Batterie eines Autos streikt, macht sie das in der Regel im Winter bei Eiseskälte. So war es jedenfalls in der Vergangenheit. Mittlerweile sieht die Sache anders aus: Der Fahrzeug-Akku muckt zu jeder Jahreszeit - die Witterung ist nur ein Einflussfaktor. Seit die Hersteller immer mehr Elektronik in die Fahrzeuge stopfen, wird der Energiespeicher ständig angezapft, auch wenn der Wagen nur in der Garage steht. Selbst im Hochsommer kann das zur Folge haben, dass dem gewollten Stillstand während des Parkens der unerwartete Stillstand des Anlassers wegen akuten Energiemangels folgt. Um dem entgegenzuwirken, ist etwas Kenntnis über die Eigenheiten moderner Autos notwendig.

Bis zu 70 Steuergeräte

In der Vergangenheit sahen Tipps in Sachen Batterie so aus: Wer häufig Kurzstrecken fährt, sollte möglichst wenige Stromverbraucher wie Radio, heizbare Heckscheibe, Sitzheizung oder Lüftung nutzen. Denn die saugen sozusagen die Batterie leer, die auf den kurzen Strecken nicht wieder genügend aufgeladen werden kann. Regelmäßig sind auch längere Touren ratsam, um die Batterie mit der nötigen Energie zu versorgen.

Das gilt auch heute noch - nur ist es kein Allheilmittel. Grund sind diverse Steuergeräte, die im Verborgenen arbeiten und damit niemals aufhören. «Ein größeres Auto kann heute bis zu 70 solcher Steuergeräte haben», erklärt Matthias Schöllmannn, Entwicklungsleiter Energiemanagement beim Zulieferer Hella in Lippstadt (Nordrhein-Westfalen).

Ständige Bereitschaft

Einen Schalter für «Ein» oder «Aus» kennen solche Steuergeräte oft nicht - denn einige müssen auch im stehenden Auto weiter in Bereitschaft sein. Das gilt laut Arnulf Thiemel von ADAC-Technikzentrum in Landsberg (Bayern) zum Beispiel bei Systemen für den schlüssellosen Zugang, die immer auf Empfang sind. Auch eine Alarmanlage kann ihre Aufgabe nur erfüllen, wenn sie ständig mit der nötigen Energie versorgt wird.

Hinzu kommen scheinbare Kleinigkeiten, die vom Fahrer selbst verursacht werden. Dass kann dann gelten, wenn wegen sommerlicher Hitze ein Fenster nicht komplett geschlossen wird, oder wenn versehentlich die Tür nicht ins Schloss einrastet. «Dann ist es nicht nur die Innenbeleuchtung, die eventuell Strom verbraucht. Auch einige Steuergeräte können 'wach' bleiben», so Thiemel. Und in dem «wachen» Betriebszustand verbrauchen sie noch mehr Energie als im Ruhemodus - in dem der Verbrauch auch nicht auf Null sinkt.

Veränderbare Garagengewohnheiten

Selbst liebgewonnene Selbstverständlichkeiten aus dem Leben eines Autobesitzers vertragen sich nicht immer mit dem modernen Fahrzeug. So sind es nicht wenige Menschen gewohnt, den Wagen in die Garage zu fahren, auszusteigen und dann das Garagentor zu verschließen. Drinnen, so ist man es gewohnt, steht das Auto ja sicher und braucht nicht noch einmal extra abgeschlossen zu werden.

Das kann jedoch das Eigenleben der vielen Steuergeräte unangenehm beeinflussen: «Wenn der Wagen abgestellt wird, die Türen aber nicht verriegelt werden, sind die Steuergeräte noch lange nicht schlafen gegangen», warnt Hans Jürgen Mäurer, Leiter der Entwicklungsabteilung bei der Sachverständigenorganisation Dekra in Stuttgart. Wäre der Wagen abgeschlossen worden, würde die Elektronik das so interpretieren, dass sie nun in den sparsamerer Ruhemodus übergehen dürfte. Bei nicht verschlossen Türen wiederum kann die Elektronik davon ausgehen, dass ihr Einsatz alsbald wieder gefragt ist - der Übergang in den Ruhemodus würde um eine ganze Weile verschoben. Oft sind es sogar Stunden, in denen noch unnötig Energie verbraucht wird.

Überraschung nach dem Urlaub

Ohnehin gibt es je nach Modell noch zahlreiche weitere Zusatzfunktionen, die eigentlich nie ohne Strom aus der Batterie auskommen. Das kann bis hin zum Navigationssystem gehen, das eine gespeicherte Position im «Gedächtnis» behalten soll.

Im Endeffekt führt all das dazu, dass ein Auto auch bei normaler Witterung nach mittlerer Standzeit mit leerer Batterie den Startvorgang verweigern kann. Laut Hans Jürgen Mäurer kann es je nach Umfang der elektronischen Ausstattung schon zum Problem werden, wenn der Wagen während eines vierwöchigen Urlaubs unbenutzt herumsteht.

Ende nach drei bis vier Jahren

Verstärkt werden daher in jüngster Zeit - gerade bei Fahrzeugen mit Start-Stopp-Automatik - auch sogenannte Batteriesensoren eingesetzt, die unter anderem Energieentnahme und Ruheströme registrieren. Im Ernstfall wird dann zum Beispiel die Priorität in der Elektronik auf eine bleibende Startfähigkeit des Wagens gelegt.

Außerdem darf nicht vergessen werden, dass die recht stark belastete Batterie des Autos ein Verschleißteil ist. Nach vier bis fünf Jahren kann das Ende des Lebenszyklus' schon erreicht und ein Austausch notwendig sein. (dpa/tmn)

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