Schnäppchen-Mangel im Internet

Die Siegeszug des Internets beim Autokauf scheint beendet. Bei der Suche nach Schnäppchen bieten sich wieder traditionelle Wege an.

Von Heiko Haupt

Für Autokäufer schienen mit dem Siegeszug des Internets und dem Aufkommen der Online-Autobörsen neue Zeiten aufzuziehen. Statt stundenlang über die Höfe der Händler zu streifen, reichte es aus, die Angaben zum gewünschten Modell per Tastatur einzugeben. Kurz darauf zeigte der Bildschirm an, wo sich ein entsprechendes Fahrzeug finden ließ. Vor allem die günstigsten Angebote ließen sich so schnell finden. Mittlerweile ist der Insidertipp Autobörse jedoch zum Massenmarkt der Profihändler geworden - und private Autokäufer tun gut daran, wieder die traditionellen Wege der Fahrzeugsuche in Erwägung zu ziehen.

Profis beherrschen Suche

«Was früher eine überschaubare Szene war, ist heute ein Zentrum für die kommerziellen Aktivitäten der Profis», sagt Rainer Hillgärtner vom Auto Club Europa (ACE) in Stuttgart. Wer heute meint, er würde mit der Gebrauchtwagensuche am PC tatsächlich noch das ersehnte Schnäppchen finden, dürfte in der Regel enttäuscht werden.

Tatsächlich haben mittlerweile die Händler das Thema Online-Fahrzeugsuche weitgehend professionalisiert. Sie setzen Such-Software ein, die in kurzen Abständen mehrere Autobörsen abgrast. Dabei führen sie zahlreiche vorab eingegebene Suchanfragen aus und informieren den Händler umgehend über die Ergebnisse. Während der Laie also noch nach dem Wunschauto sucht, haben die Profis nicht selten schon die wirklich interessanten Fahrzeuge gefunden und eingekauft.

Schnelles Durchforsten ermöglichen

Bei den Autobörsen ist man nicht durchweg erfreut von der hohen Zahl der ständig durchlaufenden Profi-Suchanfragen. So wird bei der Online-Börse «AutoScout24» in München laut Sprecher Enrico Beltz bereits an Gegenmaßnahmen gearbeitet. Hintergrund ist jedoch nicht, dass man die Aktivitäten der Händler prinzipiell ablehnt - vielmehr geht es um die Technik und auch die damit verbundenen Kosten.

Laut Beltz verursachen die Suchprogramme sehr viel «Traffic», also hohen Datenverkehr. «Eine solche Datenbank muss aber für den Nutzer schnell sein.» Daher sei erheblicher personeller und finanzieller Aufwand notwendig, um auch für private Nutzer noch ein schnelles Durchforsten der Angebote möglich zu machen.

Anzeigen gut studieren

Doch während die Technik der Autokauf-Suchmaschinen an sich noch relativ neu ist, gilt dies für das Grundprinzip dahinter gar nicht so sehr: «Die Methode hat sich geändert, die Tatsachen an sich nicht», sagt Bastian Roet vom Automobilclub von Deutschland (AvD) in Frankfurt/Main. «Früher war der Autohändler eben derjenige, der schon in der Frühe die Anzeigen in der Tageszeitung gelesen hat und dann den Anbieter aus dem Bett klingelte, bevor der private Interessent überhaupt wach war.»

Umgekehrt bedeutet die Fixierung vieler Profis auf das Internet für den privaten Interessenten womöglich auch eine Chance - indem er sich wieder an die alten Zeiten erinnert. «Für den privaten Interessenten kann es ratsam sein, sich nicht allein auf die Angebote im Internet zu verlassen. Vielmehr sollte er auch die traditionellen Wege nutzen, indem er die Anzeigen in den regionalen Tageszeitungen studiert und auch zu den örtlichen Händlern geht», sagt Rainer Hillgärtner. Der ACE-Sprecher vermutet sogar, dass diese bewährten Wege in naher Zukunft eine Art Renaissance erleben werden. (dpa/gms)

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