Neue Systeme für Sicherheit und Fahrspaß

Immer mehr Assistenzsysteme sorgen im Auto für Sicherheit und Fahrspaß. Trotz der vielen Helfer darf der Fahrer selbst nicht die Konzentration auf die Straße schmälern.

Von Thomas Geiger

Die Automobilhersteller haben ein Problem: In aller Regel verkaufen sie ihren Kunden nicht nur Mobilität, sondern auch Fahrspaß. Doch in Zeiten zunehmender Verkehrsdichte bleibt der Spaß immer häufiger auf der Strecke. Um dem entgegen zu wirken, wurden und werden Assistenzsysteme entwickelt, die für mehr Komfort und Sicherheit sorgen sollen.

Unfallrisiko deutlich gesenkt

Schon die bereits eingeführten Helfer können das Unfallrisiko deutlich senken. Das haben jetzt erneut Tests der Sachverständigenorganisation Dekra und der Winterthur-Versicherung in Wildhaus in der Schweiz bewiesen. Demnach werden ein Viertel aller Unfälle mit Schwerverletzten und etwa 60 Prozent aller Unfälle mit Todesfolge durch Schleudern des Fahrzeugs verursacht. Ein flächendeckender Einsatz von ESP könnte die Quote deutlich reduzieren, so Anton Brunner, Leiter der Winterthur-Unfallforschung.

Eine große Wirkung schreiben die Experten auch dem Bremsassistenten zu. So geht Jörg Ahlgrimm, Leiter der Dekra-Unfallanalyse, davon aus, dass rund 65 Prozent aller Auffahrunfälle und fast ein Drittel aller Frontalkollisionen vermieden werden könnten, wenn der Fahrer eine halbe Sekunde früher Bremsen würde.

Viel Zeit bis zur Serienreife

«Aber mit diesen Systemen ist die Entwicklung noch lange nicht ausgereizt», sagt Christian Früh, der bei Mercedes für neue Assistenzsysteme verantwortlich ist. So stellen zum Beispiel einige Automobilhersteller bereits elektronische Helfer in Aussicht, die eine automatische Notbremsung auslösen.

Zum Beispiel hat Volvo vor kurzem ein Konzeptfahrzeug vorgestellt, das Hindernisse mit Hilfe von Radarsensoren und einer Kamera im Rückspiegel selbstständig erkennt und eine Vollbremsung einleitet, falls der Fahrer nicht reagiert. Bis zur Serienreife ist nach Angaben eines Volvo-Sprechers aber «noch einige Entwicklungsarbeit nötig».

Risiken früher erkennen

Mercedes in Stuttgart führt im Herbst die Pre-Safe-Bremse ein. Sie stützt sich auf die Radarsensoren des Abstandsregeltempomaten und arbeitet zunächst nur mit 40 Prozent der maximalen Bremskraft. «Doch erhält der Fahrer mit diesem autonomen Eingriff nach dem optischen und akustischen Hinweis ein weiteres spürbares Signal, zu handeln», erklärt Früh. Folgt der Fahrer diesem Hinweis, steht sofort der maximale Bremsdruck zur Verfügung.

Assistenzsysteme sollen künftig aber auch verhindern, dass gefährliche Situationen überhaupt entstehen. Dafür hat jetzt zum Beispiel BMW in München das System «RoadPreview» vorgestellt. Es nutzt die Informationen aus dem Navigationssystem, um den Fahrer auf Richtung und Radius kommender Kurven hinzuweisen.

Beim Überholen warnen

Später sind Systeme denkbar, die zum Beispiel an kritischen Stellen vor dem Überholen warnen. Jeder zehnte schwere Verkehrsunfall auf europäischen Landstraßen ereigne sich im Verlauf eines Überholvorgangs, sagt Jan Löwenau von BMW.

Trotz der Unterstützung durch die neuen Assistenzsysteme wird der Fahrer auch künftig nicht aus seiner Verantwortung entlassen: «Die Elektronik kann Routineaufgaben erleichtern, das Umfeld überwachen, auf Gefahren hinweisen, die Reaktionszeit verkürzen und das Risiko reduzieren», sagt Mercedes-Entwickler Früh. «Doch der Fahrer bleibt immer der Herr im Ring.» (dpa)

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