Mobil ins Alter: Verkehrskurse für Senioren

Der Zahn der Zeit nagt nicht nur am Auto, sondern auch am Fahrer. Damit Senioren gefährliche Situation besser einschätzen und vermeiden können, bieten Fahrschulen Hilfe an.

Von Kathrin Och und Eva Schmitz

Vorurteile über ältere Autofahrer gibt es viele und über kaum ein Thema diskutieren Alt und Jung so heftig. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem das Auto aus Sicherheitsgründen stehen bleiben muss. Bis dahin lässt sich viel tun, um Unfälle zu vermeiden: Fahrschulen bieten Kurse für Senioren an und auf Übungsplätzen lassen sich kritische Situationen üben.

Anzahl der Unfälle steigt

Im Jahr 2020 wird ein Drittel der Führerscheinbesitzer in Deutschland älter als 60 sein - das zeigt die demographische Entwicklung. Anderswo regeln Gesetze die Fahrtauglichkeit im Alter, in Deutschland bleibt die Entscheidung jedem selbst überlassen.

Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden sind Menschen über 65 in weniger Unfälle verwickelt als alle anderen Altersgruppen. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass Senioren weniger fahren. Darüber hinaus hat eine Studie der Polizei in Köln ergeben, dass die Gesamtzahl der Unfälle in Deutschland sinkt, die Anzahl der Unfälle mit Beteiligung von älteren Menschen aber steigt.

Reaktionsfähigkeit richtig einschätzen

Hier soll das Seminar «Ältere Aktive Kraftfahrer» Abhilfe schaffen: Rund 100.000 Teilnehmer ab 55 Jahren frischen ihr Verkehrswissen jedes Jahr in einem der 6500 deutschlandweit angebotenen Kurse auf. Das Programm wurde vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) in Bonn entwickelt und wird von verschiedenen Verbänden umgesetzt. Die Teilnahme ist kostenlos.

Autofahrer sollen nicht nur lernen, eingefahrene Verhaltensweisen zu überprüfen und ihre Reaktionsfähigkeit richtig einzuschätzen. Die Experten bringen die Teilnehmer auch in technischen und rechtlichen Fragen auf den neuesten Stand: «Was die Leute vor Jahrzehnten gelernt haben, hat mit dem aktuellen Verkehrsgeschehen nichts mehr zu tun», sagt Michael Kreie, Fahrlehrer aus Bremen.

Mobilität erhalten

Einige Senioren schrecken vor Fortbildungsmöglichkeiten zurück - auch aus Angst, es werde ihnen am Ende doch die Fahrerlaubnis entzogen. Dabei ist das Gegenteil Ziel der Initiatoren: «Wir wollen die Mobilität der Senioren erhalten und ihnen helfen, noch sicherer zu fahren. Ängste vor strengen Tests und Führerscheinentzug sind völlig unbegründet», erklärt Burkhard Gerkens, Referent beim DVR.

Noch realitätsnäher wird es künftig zugehen. Der DVR denkt darüber nach, auch praktische Kurse anzubieten. «Das könnte etwa begleitetes Fahren im Straßenverkehr mit speziell geschulten Fahrlehrern oder ein Sicherheitstraining für Senioren sein», sagt Gerkens.

Wer schon heute hinterm Lenkrad üben möchte, ist auf den Übungsplätzen der Deutschen Verkehrswacht und der Automobilclubs ACE und ADAC richtig. Letzterer bietet seit knapp drei Jahren spezielle Seniorentrainings an. Die Teilnehmer üben verschiedene kritische Situationen, um im Ernstfall schnell und richtig reagieren zu können. Die Kosten liegen laut ADAC-Sprecher Andreas Hölzel zwischen 90 und 150 Euro. Wollen sie nicht ausschließlich unter Gleichaltrigen üben, sind ältere Fahrer auch bei den herkömmlichen Trainings willkommen. (dpa)

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