Mit gesundem Rücken auf großer Tour

Vielfahrer klagen häufig über Rückenschmerzen. Um Beschwerden zu vermeiden, sollte beim Autokauf unbedingt auf Sitz und Sitzposition geachtet werden.

Von Heiko Haupt

Reinsetzen, Zündschlüssel drehen und losfahren - so beginnt jede Autofahrt. Eines wird dabei oft vergessen: Sitz und Sitzposition entscheiden darüber, wie erholt die Insassen ankommen. Gerade bei Vielfahrern hängen dauerhafte Schmerzen und Rückenbeschwerden nicht selten mit dem Sitzen im Auto zusammen. Manchmal hilft dann nur der Einsatz eines teuren Nachrüstsitzes, der aber heute nicht mehr so einfach wie einst untergebracht werden kann.

Straffe Polsterung Voraussetzung

«Bei den verwendeten Standardsitzen in den Fahrzeugen ist immer noch davon auszugehen, dass 95 Prozent nicht optimal an die Anforderungen der Menschen angepasst sind», sagt Detlef Detjen von der Aktion Gesunder Rücken (AGR) in Selsingen (Niedersachsen). Woran es hapert, erläutert Hubert Paulus vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg (Bayern): Viele Sitze seien «immer noch nicht ausreichend, zum Beispiel weil sie zu weich gepolstert sind. Ein Sitz sollte den Köper unterstützen» - gerade das macht das weiche Polster aber nicht.

«Eine straffe Polsterung ist eine Voraussetzung für gesundes Sitzen», sagt auch Frank Essig vom Sitzhersteller Recaro in Kirchheim (Baden-Württemberg). «Für viele Menschen ist mit dem ersten Platznehmen auf einer straffen Sitzfläche jedoch ein unangenehmes Gefühl verbunden.» Wer darauf Wert legt, im Auto gesund zu sitzen, sollte sich daher nicht nur auf den ersten Eindruck verlassen.

Leichte S-Form

Beim Kauf sollte laut Detlef Detjen auch auf die Ausformung des Sitzes geachtet werden - von der Seite gesehen sollte die Lehne für eine wirbelsäulengerechte Gestaltung eine leichte S-Form haben. Hubert Paulus rät auch zur sogenannten Lordosen-Stütze, die durch ihre Einstellmöglichkeiten den Lendenwirbel-Bereich unterstützt.

Wichtig ist bei der Rückenlehne auch die Höhe. Die AGR rät zu Sitzlehnen, die vom Rücken nicht überragt werden. Ein Muss sei eine Höhenverstellung der Sitzfläche - nicht nur wegen der Sicht für den Fahrer, sondern auch in Hinblick auf die Beckenposition und damit die Wirbelsäulenkrümmung. Ebenfalls geraten wird zu einer Neigungsverstellung der Sitzfläche, um eine korrekte Auflage der Oberschenkel zu erlauben.

Seitenhalt wichtig

Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Thema Seitenhalt, das immer noch vor allem mit einer sportlichen Fahrweise in Verbindung gebracht wird. Tatsächlich nützt ein Seitenhalt aber auch normalen Fahrern, so Paulus: «Der Körper wird in Kurven besser im Sitz gehalten.» Verfügt der Sitz kaum über Seitenhalt, muss der Fahrer das ausgleichen, indem er sich mit dem Körper dagegen stemmt und sich am Lenkrad festhält.

Gerade Vielfahrer mit Rückenproblemen werden aber trotz allem oft nicht mit den Seriensitzen glücklich. Ihnen bleibt nur die Wahl, beim Neukauf die von den Herstellern angebotenen aufwendigeren Sitze gegen Aufpreis zu ordern - oder aber einen ergonomisch ausgeformten Sitz nachzurüsten. Die Nachrüstung ist aber nicht mehr so einfach wie einst. Vor dem Einzug der Seitenairbags genügte es meist, eine Sitzkonsole zu montieren, auf der der Nachrüstsitz seinen Platz fand. Heute sind in die Seitenlehnen der Sitze meist Airbags integriert - und auf die sollte niemand verzichten. «Es werden aber seit geraumer Zeit auch Nachrüstsitze mit Universal-Airbags angeboten», sagt Essig. Die integrierten Airbags werden dann mit der Autoelektronik verbunden - so dass zum gesunden Sitzen auch die gewohnte Sicherheit kommt. (dpa)

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