Für jedes Kind den richtigen Sitz

Viele Kinder unter sechs Jahren verunglücken als Mitfahrer im PKW. Während auf Feinheiten viel Wert gelegt wird, kann ein unsicherer Kindersitz tödliche Folgen haben.

Von Felix Rehwald

Das Verhalten mancher Autofahrer ist für Außenstehende nicht immer nachvollziehbar: Da geben sie jede Menge Geld für glänzende Alufelgen und Technik-Schnickschnack aus, doch für einen sicheren Kindersitz haben sie offenbar nichts übrig. Diese Nachlässigkeit kann bei Unfällen tödliche Folgen haben.

Kinder oft nicht gesichert

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden verunglückten Kinder unter sechs Jahren im Jahr 2004 zu 57 Prozent als Mitfahrer im Pkw. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) in Bonn sieht eine Ursache in der «mangelnden Gurtdisziplin» der Eltern: Viele Kinder seien im Auto gar nicht oder in nicht geeigneten Kinderrückhaltesystemen gesichert. Bei Kontrollen werde zudem immer wieder eine falsche Handhabung der Sicherungssysteme festgestellt.

Die Art der Sicherung hat nach Angaben von Almut Schönermarck, Leiterin der ADAC-Verkehrsmedizin in München, bei einem Unfall direkte Auswirkungen auf die Schwere der Verletzungen. So zeigten internationale Studien, dass Kinder bis zu fünf Jahren bei Unfällen in der Regel nur sehr geringe Verletzungen erleiden, wenn sie in geeigneten Kindersitzen angeschnallt sind. Sind Kinder im Auto dagegen nicht gesichert, drohen Schönermarck zufolge schwere, oft lebensgefährliche Kopf- sowie innere Verletzungen, weil die Körper durch die Wucht des Aufpralls durch das Fahrzeug schleudern.

Falsche Gurtführung erhöht Risiko

Aber auch wenn ein Kind mit dem Erwachsenengurt angeschnallt ist, kann das bei einem Unfall lebensbedrohlich sein. Weil dieser Gurt bei Kindern anders anliegt, drohten schwere Schnittwunden am Hals bis hin zur Strangulation, erklärt die Verkehrsmedizinerin.

Es komme bei der Kindersicherung darauf an, einen Sitz zu finden, der für das Kind geeignet ist und zum Auto passt, sagt Andreas Bergmeier, Referent Kinder und Jugendliche beim DVR. «Jede falsche Gurtführung erhöht das Verletzungsrisiko.» Bergmeier empfiehlt, vor dem Kauf zu überlegen, welcher Sitztyp benötigt wird, und Informationen einzuholen - etwa über die Testergebnisse der Automobilclubs. Zur «Anprobe» beim Händler sollten Kind und Auto mitgenommen werden.

Drei Sitze für Kinder

Ist das Kind mit der Zeit aus dem Sicherungssystem herausgewachsen, steht dieses Prozedere erneut an. «Um drei Sitze kommt eine Familie nicht herum», sagt Bergmeier. So sollten Säuglinge im Auto in einer Babyschale transportiert werden. Für Kinder ab etwa einem Jahr ist dann ein so genannter Gruppe-I-Sitz erforderlich, der später gegen einen Gruppe-II- und Gruppe-III-Sitz ausgetauscht wird.

Entscheidend bei der Auswahl eines Kindersitzes ist nach Angaben des Verkehrstechnischen Instituts der Deutschen Versicherer in Berlin die Körpergröße des Kindes - weil sie den Gurtverlauf bestimmt. Bis zum Alter von 12 Jahren und einer Körpergröße von 1,50 Meter müssten Kinder in Deutschland im Auto in einem geeigneten Kindersitz fahren. (dpa)

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