Führerscheinprüfung künftig am Computer

Die theoretische Führerscheinprüfung ist im neuen Jahrtausend angekommen. In Zukunft sollen auch Manipulationen nur noch schwer möglich sein.

Von Heiko Haupt

Die Führerscheinprüfung ist wie eine Bescheinigung für das Erreichen des Erwachsenenalters. So traditionell sie mit der Volljährigkeit verbunden ist, so beharrlich hat jedoch auch die Prüfungsprozedur an den bekannten Standards festgehalten. Die bestehen unter anderem darin, dass bei der theoretischen Prüfung Fragen auf Bögen aus Papier zu beantworten sind. Nun allerdings kommt auch die theoretische Prüfung im neuen Jahrtausend an: Künftig soll der Computer die Bögen ersetzen, und statt schlichter Bildchen auf Papier wird es in einigen Jahren wohl auch bewegte Bildern im Stil von Computerspielen geben.

Startschuss in Cottbus

Der Einstieg in die Zukunft der theoretischen Führerscheinprüfung beginnt schon bald: «Ab dem 2. Januar 2008 wird die theoretische Prüfung in Cottbus am Computer durchgeführt, bis zum 1. April gilt dies dann auch flächendeckend für ganz Brandenburg», sagt Peter Glowalla von der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände in Berlin. Ebenfalls vom 1. April an wird sie flächendeckend in Berlin eingeführt. In den übrigen Bundesländern dauert der Umstieg etwas länger: «Der große Rest der Republik folgt am 2. Januar 2009.»

Doch es geht beim Wechsel vom Papier zum Bildschirm nicht nur um eine zeitgemäße Anpassung. Mit der neuen Technik will man auch die bisher möglichen Manipulationen einschränken. Laut Peter Glowalla gibt es Prüflinge, die das Erscheinungsbild der einzelnen Prüfungsbögen verinnerlichen und mit Hilfe von Schablonen die Kreuzchen setzen. Das soll am Computer nicht mehr möglich sein: «Die Fragen werden gemischt, ohne dass sich an den Inhalten etwas ändert.»

Bewegte Bilder eindringlicher

Das wichtigste an der neuen Technik sind für die Fachleute aber die Möglichkeiten, die sich dadurch für die Fahrausbildung ergeben: «Das Verfahren wird sich weiterentwickeln», sagt Maximilian Maurer vom ADAC in München. «Man kann damit in den theoretischen Teil der Prüfung auch realistische Szenarien in Form von bewegten Bildern einbauen. Damit würden bestimmte Situationen eindringlicher dargestellt als in einem bloßen Standbild.»

Genau an solchen Dingen wird bereits im Auftrag der arge tp 21 (Arbeitsgemeinschaft Technische Prüfstelle 21. Jahrhundert) von TÜV und Dekra in Dresden gearbeitet: «Das ist nicht mehr nur reine Zukunftsmusik», sagt Christian Hertel, Geschäftsführer des Software-Entwicklers inoage in Dresden. Hier hat man auf der Basis einer für Computerspiele verwendeten Software das Gerüst für die künftige Darstellung der Prüfungsfragen erschaffen.

Aus Sicht des Fahrers

Beim Programm von inoage gibt es für die dargestellten Gebäude und Autos unterschiedliche Modelle, die auf den Bildschirmen erscheinen. «Ein gezeigtes Auto ist mal Rot, mal Blau, auch die Häuser sehen immer anders aus.» Dahinter steckt dann zwar immer eine vorgegebene Standard-Verkehrssituation - doch selbst wer auf dem Bildschirm eines anderen Prüflings abgucken will, wird sich schwer tun, zu erkennen, ob das dortige Motiv wirklich die gleiche Situation beschreibt.

Der Fahrschüler wird das Geschehen außerdem nicht aus einer entfremdeten Perspektive anschauen: «Er soll aus der Sicht des Fahrerplatzes erkennen, wie sich Gefahren aufbauen», sagt Winfried Wagner, Projektmanager der arge tp 21. Auf dem Bildschirm erscheint also eine Szene, die dem ähnelt, was sich täglich im Straßenverkehr ereignet. (dpa)

Vorheriger ArtikelFahrbare Wertanlage
Nächster ArtikelHochsicherheitstrakt

Keine Beiträge vorhanden