Die Winterkappe hat ausgedient

Cabrio-Hardtops kaum noch gefragt

Cabrio-Fahrer greifen im Winter nur noch selten nach Hardtops. Mittlerweile isolieren auch die Stoffverdecke die offenen Wagen recht gut oder die Fahrzeuge bleiben den Winter über in der Garage.

Von Felix Rehwald

Früher gehörte ein Hardtop zum Standardzubehör vieler Cabriofahrer - zumindest solcher, die ihren Frischluft-Flitzer auch komfortabel durch den Winter steuern wollten. Inzwischen sind die Winterkappen fürs Stoffverdeck rar geworden. Das liegt nicht nur am Siegeszug der Cabrios mit einem «Retractable Hardtop» (RHT), also einem massiven, klappbaren Stahldach. Auch der technische Fortschritt bei den herkömmlichen Stoffdächern hat dazu geführt, dass die Hardtops im Grunde überflüssig geworden sind.

Bessere Wärmedämmung

«Es gibt kaum noch Hardtops», bestätigt Christian Eick, Sprecher des Cabrio-Bauers Karmann in Osnabrück. Das Unternehmen hatte in der Vergangenheit für Modelle mit Stoffdach auch Hardtops als Zubehör gefertigt. Das letzte wurde bei Karmann laut Eick vor rund zehn Jahren montiert. «Bei einem modernen Cabrio gibt es keinen rationalen Grund mehr, im Winter ein Hardtop einzusetzen.» Die Stoffdach-Fahrzeuge seien inzwischen so winterfest, dass es ihre Insassen auch bei Schnee und tiefen Frosttemperaturen behaglich warm haben.

Die bessere Wärmedämmung war laut Helmut Klein vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg (Bayern) bislang das Hauptargument für den Kauf eines Hardtops. Die abnehmbare Dachkonstruktion besteht in der Regel aus Blech, Aluminium oder GFK-Kunststoff und lässt sich bei einem Cabrio oder Roadster anstelle des dünnen Stoffverdecks montieren - letzteres bleibt zusammengefaltet im Verdeckkasten. «Das Fahrzeug wird dann schneller warm», sagt Klein. Bei modernen offenen Fahrzeugen sei das Stoffverdeck aber viel besser gedämmt, so dass es in Sachen Isolierung keinen spürbaren Unterschied mehr gibt.

Audi verzichtet

Audi bietet keine Hardtops mehr an Foto: Audi

Aus diesem Grund biete Audi für den neuen TT Roadster gar kein Hardtop mehr an, sagt Audi-Sprecher Josef Schloßmacher in Ingolstadt. Sein mehrlagiges Verdeck sei aufgrund der guten Wärmedämmung absolut winterfest. Für das Vorgängermodell hatte der Hersteller noch ein Hardtop als Zubehör im Angebot - bevor es laut Schloßmacher aufgrund der geringen Nachfrage wieder aus dem Programm genommen wurde.

BMW bietet für den aktuellen Z4 Roadster zwar noch ein Hardtop an -je nach Farbe zu Preisen ab 2500 Euro, sagt BMW-Sprecher Friedbert Holz in München. Es werde aber ebenfalls nur selten bestellt. «Die meisten Kunden nutzen den Z4 nicht das ganze Jahr über.» Und wenn sie das Auto ohnehin im Winter abgemeldet haben, bräuchten sie auch keine Winterkappe. Beim Vorgänger Z3 sei die Nachfrage nach Hardtops größer gewesen, da dieser Roadster häufiger als Ganzjahresfahrzeug zum Einsatz kam, so Holz. Voraussetzung für die Montage eines Hardtops sei beim Z4 wie beim Z3 eine werkseitige Vorbereitung der Karosserie.

Zahlen sprechen für sich

Etwas günstiger ist ein Hardtop als Zubehör für den Mazda-Roadster MX-5 zu haben. Es kostet in Wagenfarbe lackiert nach Angaben einer Mazda-Sprecherin in Leverkusen 2226 Euro. Allerdings ist auch hier die Nachfrage eher gering: Bei 5651 verkauften MX-5 mit Stoffdach im Jahr 2006 wurden der Sprecherin zufolge nur 61 Hardtops bestellt. 2007 verkaufte Mazda demnach 2880 MX-5 und ganze neun Hardtops. Und bis August 2008 waren es 1949 MX-5 und ein Hardtop. «Die Zahlen sprechen für sich. Die Leute kaufen eher gleich das Roadster-Coupé.» Ab dem Modelljahr 2007 ist der MX-5 nämlich auch in einer zweiten Ausführung mit massivem Stahlklappdach erhältlich.

Auch Sportwagenhersteller Porsche verweist auf die inzwischen ausreichende Wärmedämmung der Stoffverdecke seiner Cabrio-Modelle. Dennoch ist sowohl für den 911er Carrera als auch für den Boxster ein Hardtop erhältlich. Es ist laut Porsche-Sprecher Eckhard Eybl in Stuttgart aus hochfestem Aluminium gefertigt, besitzt eine beheizbare Glasheckscheibe und einen schalldämmenden Innenbezug. Für den 911er kostet es 3273 Euro, beim Boxster müssen Kunden 2249 Euro anlegen.

Für ältere Cabrios unverzichtbar

Bei älteren Cabrios und Roadstern hat die Winterkappe laut ADAC-Experte Helmut Klein jedoch nach wie vor ihre volle Berechtigung. Deren Stoffverdecke sind längst nicht so gut isoliert, so dass man nicht wirklich von «winterfesten» Fahrzeugen sprechen kann. Neben der besseren Wärmeisolierung schützt ein Hardtop auch das alte Material. «Die Stoffe werden vom Salz stärker angegriffen», sagt Klein. Außerdem besitzen alte Stoffverdecke häufig noch eine Kunststoff- statt eine Glasheckscheibe - diese verkratzten im Winter leichter.

Vor dem Kauf eines Hardtops als Zubehör empfiehlt Klein Besitzern älterer Cabrios und Roadster, sich zu vergewissern, ob die Winterkappe optimal passt. Manchmal gebe es Probleme mit der Fixierung. Vor der Montage sollten die Anlageflächen gut gereinigt werden. Und beim Aufsetzen dürfen die Gummidichtungen nicht gequetscht werden - sonst hält die Winterkappe nicht dicht und die winterliche Ausfahrt wird trotz Hardtop zur zugigen Angelegenheit. (dpa/tmn)

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