Wie einst Steve McQueen

Triumph Scrambler

Auf den ersten Blick wirkt die Triumph Scrambler wie eine Neuauflage der Softenduros, mit denen die Helden vergangener Tage die Six Days und andere Enduro-Veranstaltungen meisterten. Doch Obacht – unter der klassischen Schale werkelt modernste Technik

Von Thilo Kozik

Steve McQueen, Hollywoods legendärer erster Action-Star, war berühmt für seine Coolness, seine Allüren und seine Sturheit. Er brachte Regisseure und Produzenten zur Verzweiflung, wurde von der Jugend vergöttert wie zuvor nur James Dean. Doch seinen besonderen Ruf erwarb er sich durch sein Rennfahrerleben - McQueens Faible für schnelle Autos und Motorräder war legendär. Als Hobby-Rennfahrer sammelte er Anfang und Mitte der Sechziger Jahre Trophäen und Pokale bei Motocross- und Wüstenrennen, geadelt durch unvermeidliche Blessuren in Form diverser Rippen-, Arm- und Beinbrüche.

McQueen in Thüringen

Mcqueens Vorliebe für Motorräder und schnelle Autos war legendär Foto: Triumph

Seinen größten Auftritt hatte Steve McQueen Anfang der Sechziger Jahre: Als Mitglied der amerikanischen Offroad-Mannschaft nahm er 1964 am internationalen Sechstagerennen in Ostdeutschland teil. Hinterm Eisernen Vorhang bestritt er die International Six Days im Thüringer Wald zwischen Erfurt und Suhl auf einer Triumph TR6!

Markante Hitzschutzschilder

Fast wie eine Neuauflage dieses Modells sieht die aktuelle Triumph Scrambler aus - im robusten Geländestil gefertigt, mit Chromteilen und klassischer Silhouette äußerst authentisch gehalten. Der flache Sitz, der schmale Rundscheinwerfer und natürlich die beiden hochgezogenen Schalldämpfer samt markanten Hitzeschutzschildern sehen aus wie aus der Mottenkiste in Hinckley, kurz drüber poliert und dann angebaut. Ein breiter Lenker und die gerade Sitzbank betten den Fahrer so bequem wie annodazumal, schon beim Aufsitzen stellt sich Retrofeeling mit bestem Fahrkomfort ein.

Lasche Dämpfung

Ob allein oder zu zweit, die Scrambler kommt auf schlechten wie guten Strecken gleichermaßen gut zurecht. In den schluckfreudigen Federelementen - eine Telegabel mit 41 Millimeter Standrohrdurchmesser vorn und zwei verchromte, in der Federbasis verstellbare Federbeine hinten - bleibt eine Menge Untergrund-Unbill hängen, doch die Dämpfung von Gabel wie Federbeinen fällt ziemlich lasch aus. Ein Parforce-Ritt über gewundene Hinterlandstraßen, die nicht den besten Asphalt aufweisen, macht aus dem Klassiker ein Rührstück.

Mit Kraftstoffeinspritzung

Triumph Scrambler Foto: Triumph

Im Gegensatz zu den Ahnen gibt sich der 865 ccm große Zweizylinder völlig domestiziert, von Plomben zerrüttenden Vibrationen ist der Twin dank zweier Ausgleichswellen völlig sogar geheilt. Seine Laufkultur geht sogar so weit, dass Ungünstlinge die ausgeglichene Motorcharakteristik fast als langweilig bezeichnen.

Dabei stellt das sanftmütige Aggregat ein fein abrufbares Potenzial mit großem Drehmoment im unteren und mittleren Drehzahlbereich bereit, das einen unbeschwerten Fahrgenuss garantiert. Weich und ohne Ruck lässt sich der Motor ans Gas nehmen, wie bei einem Vergaser-Triebling - dabei sorgt eine elektronische Kraftstoffeinspritzung für das richtige Gemisch, damit der Paralleltwin die Grenzwerte der Euro 3-Abgasnorm einhalten kann.

Moderate Doppelzange

Flyscreen fast ein Muss Foto: Triumph

Zum Abbau überschüssigen Vortriebs kommen moderate Doppelkolbenzangen zum Einsatz, die vorn eine 310-Millimeter-Scheibe sehr defensiv, hinten eine mit 255 Millimeter Durchmesser schon vehementer in die Mangel nehmen. Das genügt für die Spitzenleistung von 58 PS bei 6800 U/min und ein maximales Drehmoment von 69 Newtonmeter, bei 4500 U/min abrufbar, mit dem die Scrambler keine Bäume ausreißt. Angefangen vom Motorschutz über das Scheinwerfer-Gitter, Startnummerntafeln für die Seiten und die Lenkerstrebe gibt es zahlreiche Optionen.

Fast ein Muss ist jedoch die Flyscreen, die dem Fahrer einen erstaunlichen Windschutz gewährt - selbst bei Höchsttempo 168 km/h auf der Autobahn. Etwas funzelig und bei viel Sonnenschein kaum auszumachen sind die Kontrollleuchten, weitere Kritik erntet die schön anzuschauende Krümmerführung auf der rechten Fahrzeugseite: Nicht nur im Sommer wird die Beininnenseite ziemlich warm. Die unverwechselbare Optik und ihr eigenständiger Stil sind herausragende Merkmale der knapp 9000 Euro teuren Britin, doch noch wichtiger ist ihre Fähigkeit, einfach das alltägliche Einerlei hinter sich zu lassen.

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