Neuer Maßstab bei Supersportlern

BMW S 1000 RR

Bislang teilten sich die Japaner den Markt der Supersportler mehr oder weniger unter sich auf. Doch das wird jetzt anders: BMW schickt die S 1000 RR ins Rennen und sorgt damit für einen Paukenschlag.

Von Thilo Kozik

Das erste Superbike von BMW, die S 1000 RR, setzt im Supersportbereich neue Maßstäbe: 142 kW/193 PS hat es noch nie gegeben, hinzu kommen noch zahlreiche Hightech-Merkmale wie ein Race-ABS und eine Traktionskontrolle. Das Kraftpaket wird ab Dezember ausgeliefert und startet bei 15 500 Euro.

Verbriefte 193 PS

Für die mit verbrieften 193 PS höchste Leistung aller Supersportmotorräder und das beste Leistungsgewicht von 1,06 kg pro PS der gesamten Tausendermeute ist ein flüssigkeitsgekühlter Reihenvierzylinder zuständig, ebenso wie bei den Supersportlern aus Japan. Mit 49,7 Millimeter ist der Hub extrem kurz ausgelegt, wobei die Maximalleistung bei 13 000 Kurbelwellenumdrehungen anliegt. Den dabei auftretenden Belastungen wird mit Formel 1-Technologie wie beispielsweise Titanventilen begegnet. Variable Ansauglängen und eine innovative Abgasanlage machen die brachiale Leistung und das satte Drehmoment von 112 Newtonmeter überhaupt möglich.

Um diese Power über den fetten 190er Hinterreifen überhaupt auf den Asphalt bringen zu können, sorgt ein elektronisch vom Zentralrechner gesteuertes Drive-by-wire-System für optimale Dosierbarkeit und ein schluckfreies Ansprechverhalten. Dabei wird der Fahrerwunsch vom Seilzug des Gasdrehgriffs an einen Sensor weitergegeben, die vollelektronische Motorsteuerung errechnet daraus die entsprechende Drehmomentanforderung und regelt die Drosselklappe unter Zuhilfenahme zahlreicher weiterer Kenngrößen für optimale Fahrbarkeit in den verschiedensten Situationen. Mehr noch: Durch die Computersteuerung kann der Fahrer die Charakteristik des Motors auf Knopfdruck den speziellen Einsatzspektren anpassen.

Vier Fahrmodi

Seitenansicht der BMW S 1000 RR Foto: BMW

Es gibt die vier Fahrmodi: Zunächst geht es mit der sanftesten Variante «Rain» auf die Strecke, hier stehen «nur» 150 PS zur Verfügung und der Motoreinsatz gibt sich in Abhängigkeit der Schräglage ziemlich gezügelt - je schräger, desto sanfter der Drehmomenteinsatz. Doch schon die nächste Stufe «Sport» gibt das volle Feuer von 193 PS frei und lässt den Motor deutlich aggressiver ansprechen, diese empfiehlt sich für den vollen Einsatz auf der Straße. Ein noch direkteres Ansprechen auf Gasgriffbefehle erlauben dann die folgenden Stufen «Race» und «Slick», die für die Rennstrecke gemacht sind.

Dazu gibt es noch mehr elektronische Helferlein, die auch dem ambitionierten Fahrer den Umgang mit der Münchnerin erleichtern: Ein Race ABS und die dynamische Traktionskontrolle DTC machen das Schnellsein auf der Piste leicht. Dabei agieren diese Hightech-Assistenzsysteme nicht statisch, sondern werden durch den vorgewählten Fahrmodus entscheidend modifiziert: Das ABS greift mit höherer Stufe immer später ein und erlaubt immer mehr Schlupf, bei «Slick» wird es am Hinterrad gar nicht mehr aktiviert. Im Regelbereich pulsiert es deutlich und bringt in den beiden unteren Stufen durch deutliches Mitbetätigen der hinteren Bremse eine minimale, allerdings harmlose Unruhe ins Fahrwerk. Die Wirkung ist jedoch stets tadellos und effektiv.

Die Traktionskontrolle greift ebenfalls immer später ein und erlaubt sogar im Slick-Modus Slides, provozierte leichte Rutscher am Hinterrad beim Herausbeschleunigen regelt das System sehr vertrauenserweckend selbsttätig ein. Wer dennoch lieber selbst bestimmen möchte, kann beide Systeme auch ganz abschalten. Einziger Pferdefuß der sinnvollen und gut funktionierenden Systeme ist die BMW-Aufpreispolitik: Race ABS wie DTC sind Sonderausstattungen, die den Listenpreis von 15 500 Euro (ab 2010) um 1 220 Euro in die Höhe treiben, für die Sonderfarbe Motorsport kommen noch einmal 475 Euro hinzu und der Schaltassistent schlägt mit 360 Euro zu Buche. Allerdings sind dies genau die Merkmale, die eine S 1000 RR so einzigartig machen, von daher wird kaum eine bayerische Tausender ohne diese Systeme ausgeliefert werden.

Gelungenes Fahrwerk

Das Superbike von BMW - die S 1000 RR Foto: BMW

Beim Fahrwerk ist die Zeit der BMW-Insellösungen vorbei. Im Höchstleistungsbereich kommen auch die Bayern nicht um eine herkömmliche Vorderradführung, einen stabilen Alu-Brückenrahmen samt Zweiarmschwinge herum. Unverwechselbar ist die S 1000 RR dennoch durch die asymmetrische Verkleidung mit einseitigen Haifischkiemen und die geteilte Front mit kleinem Projektionsscheinwerfer, am Heck prangt ein zackiges LED-Licht im Batman-Design.

Alles in allem kann das Münchner Erstlingswerk voll überzeugen. Nicht nur wegen der unglaublichen Motorenperformance, sondern vielmehr wegen der beherrschbaren Darbietung und der tollen Fahrdynamik. Gerade damit dürfte die BMW S 1000 RR den etablierten Platzhirschen aus Japan Kopfschmerzen bereiten - trotz des gesalzenen Komplettpreises von 17 555 Euro inklusive Race ABS, DTC, Schaltassistent und Replika-Farbe des Superbike-WM-Werksteams. (mid)

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