Kawasaki ER-6n: Schönste Avantgarde

Erst vor gut einer Woche wurde die Kawasaki ER-6n als «schönstes Naked Bike der Welt» ausgezeichnet. Wer jedoch angesichts des nüchternen Namens meint, es handle sich lediglich um eine aufgefrischte ER-5, der irrt.

Denn erstens bleibt die ER-5 weiterhin im Programm und zweitens ist die ER-6n eine komplette Neuentwicklung. So wirkt die Front des neuen Modells ebenso mutig wie avantgardistisch und das seitlich angebrachte Federbein sowie der extrem kurze Auspuff zeugen vom Ideenreichtum

Höchstgeschwindigkeit bei 200 km/h

Weiter geht es beim Antrieb, einem Zweizylinder-Reihenmotor mit 649 ccm Hubraum, der respektable 54 kW/73 PS Leistung bei 8500 U/min sowie ein maximales Drehmoment von 66 Nm bei 7000 Touren leistet. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 200 km/h. Befeuert wird das flüssigkeitsgekühlte Aggregat von einer elektronisch geregelten Einspritzanlage. Sie ermöglicht der kleinen Kawasaki in Kombination mit dem geregelten Katalysator die Einhaltung der Euro-3-Norm - und außerdem ein hervorragendes Ansprechverhalten.

Bereits ab 2000 Umdrehungen stellt das Triebwerk sein gutes Durchzugsvermögen unter Beweis, wobei sich bei steigender Drehzahl der sportliche Charakter des kernig zur Sache gehenden Zweizylinders immer stärker bemerkbar macht. Somit lässt sich die ER-6n dank des ordentlichen Drucks in mittleren Drehzahlen auf der einen Seite recht schaltfaul bewegen, ohne auf der anderen Seite bei schaltfreudiger Fahrweise überfordert zu wirken.

Geringer Verbrauch

Da zudem der Verbrauch selbst bei längeren Vollgasfahrten kaum über moderate 5,5 Liter Superbenzin steigt, kann man den Antrieb als rundum gelungen bezeichnen. Mit ein wenig Feingefühl in der Gashand sind mit dem 15,5 Liter fassenden Tank Reichweiten von rund 300 Kilometern möglich. Finanziell fallen auch die Versicherungsbeiträge kaum ins Gewicht. Die Haftpflicht kostet im Jahr beispielsweise bei der AXA rund 75 Euro.

Während eher kleine Personen auf der gerade mal 78,5 Zentimeter hohen Sitzbank hervorragende Verhältnisse vorfinden, ist der Kniewinkel für Großgewachsene allerdings fast ein wenig eng. Dafür gefällt der recht hoch montierte Lenker, mit dem sich die Kawasaki spielerisch einfach rangieren lässt.

ABS für zusätzliche 600 Euro

Der positive Eindruck ändert sich auch während der Fahrt nicht. Ganz im Gegenteil überrascht die 650er selbst erfahrene Biker mit einem wirklich ausgezeichneten Handling. Der elegante Gitterrohrahmen mit dem auf der rechten Seite angeordneten, schräg angestellten Federbein ist schon optisch ein Leckerbissen, auch wenn die Schweißnähte des Bauteils ein wenig sorgfältiger gezogen sein dürften.

Zudem könnten die Bremsen mehr Biss vertragen. Doch es empfiehlt sich ohnehin, auf das für 600 Euro optional erhältliche ABS zurückzugreifen. Damit ausgestattet avanciert die ER-6n zu einer ebenso sicheren wie handlichen Alltagsmaschine, die mit ihrem mutigen Design und dem günstigen Verbrauch frischen Wind in die zweirädrige Mittelklasse bringt.

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