Honda CBF600: Die richtige Maschine für Wiedereinsteiger

Mit der CBF600 spricht Honda die Zielgruppe der Wiedereinsteiger an. Ihnen bietet der weltgrößte Motorradhersteller auch ein Anti-Blockier-System. Eine Ausnahme in dieser Klasse.

Thilo Kozik

Honda entdeckt die stille Mehrheit: Rund acht Millionen Deutsche besitzen zwar den Einser-Führerschein, haben aber kein eigenes Motorrad. Um dieses riesige Potenzial endlich erschließen zu können, versucht es der japanische Gigant mit einem neuen, speziell auf diese Klientel zugeschnittenen Modell: der CBF 600.

Technisch basiert die Maschine auf der Hornet 600, die ihrerseits vom Supersportler CBR 600 F abstammt. Die CBF offerieren die Honda-Mannen als klassisches Naked Bike zum Kampfpreis von 6190 Euro. Wer lieber das Modell mit schnittiger Halbschalenverkleidung haben möchte, zahlt 300 Euro Aufpreis.

ABS für 600 Euro Aufpreis

Das Bremssystem der Honda CBF600.

Bei beiden Varianten kommt der Kunde in den Genuss erstmals in dieser Klasse angebotener Ausstattungsmerkmale: Serienmäßig gibt es ein umfassendes Ergonomiepaket, das mit dreifach höhenverstellbarer Sitzbank und horizontaler Lenkerverstellung eine Anpassung an Körpergrößen zwischen 157 und 190 Zentimeter erlaubt. Bei der Variante mit Halbverkleidung ist zusätzlich die Scheibe zweifach einstellbar. So richtig interessant wird die CBF aber durch das optional angebotene Anti-Blockier-System zu 600 Euro, das automatisch den Hauptständer beinhaltet. In seinen Grundzügen verrichtet das System bereits im Maxiscooter Silver Wing hilfreiche Dienste.

Sturzgefahr gebannt

In der Praxis lässt sich bei der CBF dank des effektiven ABS hemmungslos in den Bremshebel greifen, ohne Angst vor blockierenden Rädern mit nachfolgendem unerwünschtem Bodenkontakt zu haben. Kurz vor der Blockiergrenze löst der computergesteuerte Druckmodulator den Bremsdruck, das Rad beginnt sich wieder zu drehen und baut stabilisierende Kreiselkräfte auf - die Sturzgefahr ist gebannt.

Bis zu fünfmal pro Sekunde wiederholt sich dieser Regelvorgang. Das Ergebnis: Selbst ungeübte Zweiradfahrer verzögern mit dem Honda-ABS schon nach kurzer Eingewöhnungszeit wie Bremsprofis. Doch auch der Rest des Pakets ist ganz auf Beherrschbarkeit abgestimmt: So legt die neue Honda ein völlig unkompliziertes Fahrverhalten an den Tag, sie fährt sich geradezu narrensicher. Exakt dirigierbar über die breite Lenkstange, verhält sie sich in weiten wie engen Kurven neutral, durcheilt wieselflink das Landstraßenterrain und bleibt darüber hinaus auch auf der Autobahn stabil im Geradeauslauf.

Leichtes Handling

Die Verkleidung der Honda CBF600 ist verstellbar. Foto: Werk

Um das zu erreichen, vertrauten die Entwickler weitgehend auf die bewährten Komponenten der Hornet. Verglichen zur Hornet zeigt die CBF jedoch eine ausgeprägte Agilität. Diese verdankt sie dem schmalen 160er Hinterreifen, der zwar nicht so erotisierend wirkt wie der breite 180er Schlappen der Hornet, auf der Landstraße aber das deutlich leichtere Handling fördert.

Der Hornet-Vierzylinder wurde mit einigen Neuerungen versehen: neue Kolben bescheren eine niedrigere Verdichtung, geänderte Nockenwellen arbeiten mit zahmeren Steuerzeiten und modifizierte Auslassführungen samt Auspuff wirken drehmomentfördernd. So gibt es für 600er Verhältnisse erstaunlich viel Druck aus dem Drehzahlkeller und in der Mitte.

Moderate Lastwechsel und eine ordentliche Laufruhe unterstützen den guten

Eindruck. In der Spitze erreicht das Paket sogar echte 210 km/h, was ein wenig über das Konzept der CBF als leicht beherrschbare Wiedereinsteigermaschine hinaus geht. Doch wer behauptet, dass sich Wiedereinsteiger auf Dauer mit der Autobahn-Richtgeschwindigkeit zufrieden geben? Zumal sich die Mittelklasse-Honda durchaus zu längeren Trips eignet: Angesichts des 19-Liter-Tanks sind Reichweiten von knapp 300 Kilometer je Tankfüllung möglich. Was dem Aggregat anzukreiden bleibt, sind nervige Resonanzschwingungen, die zwischen 6000 und 7000 Touren in den Handgelenken kribbeln.

Viel Motorrad zu einem guten Preis

Jugendliche dürfte die CBF allerdings nicht anmachen, zu bieder wirkt die unauffällige Optik. Doch das ist so gewollt: Die CBF soll sozialverträglich für alle Bevölkerungsschichten sein, weder der unbedarfte Nachbar noch gestandene Motorradfahrer sollen die Nase darüber rümpfen können. Am allerwenigsten wird sich der Besitzer darum scheren, denn die CBF bietet unglaublich viel Motorrad zu einem wirklich erschwinglichen Preis.

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