Honda 600 RR: Gebaut für die Rennstrecke

Im Supersport-Segment führt kein Weg an der 600 RR vorbei. Bereits das Äußere der 177-PS-Maschine versprüht Racingflair pur.

Thilo Kozik

Das kommende Jahr 2005 wird das Jahr der 600er Supersportler: Kawasaki überarbeitet seine ZX-6R, Yamaha die YZF-R6, und Triumph geht mit der Daytona 650 ins Rennen. Und der weltgrößte Zweiradhersteller Honda überarbeitet den Topseller CBR 600 RR: Europaweit fand die CBR im abgelaufenen Jahr (Januar bis September) mit 15.130 Exemplaren mehr als doppelt so viele Käufer wie Yamahas R6, immerhin Zweite der Verkaufsstatistik. Auch auf der Rennstrecke führt kein Weg am Honda-Bike vorbei: In den Jahren 2002, 2003 und 2004 konnte die CBR jedes Mal die Supersport-Weltmeisterschaft erringen.

Sieben Kilo Gewicht gespart

Solch sportliche Meriten untermauern natürlich die Beliebtheit, zumal die optische wie technische Anlehnung an Hondas legendäre MotoGP-Weltmeistermaschine RC211V die CBR 600 RR so einzigartig macht - schon beim Anschauen verströmt das Motorrad Racingflair pur. Clevere technische Lösungen wie der mittig aus dem Heck ragende «Centre Up»-Schalldämpfer oder die wunderschöne, imposante Alu-Schwinge unterstreichen die Nähe zur Rennstrecke noch.

Dass in solch ausgereizten Segmenten die Luft für Verbesserungen dünn wird, ist klar. Trotzdem wartet die neue Generation der CBR mit Modifikationen auf, die es in sich haben. Allem voran die Gewichtsreduzierung um volle sieben Kilo - im Sportbereich sind das Welten. Möglich wurde das durch ausgeklügelte Grammfuchserei in nahezu jedem Detail, so steuern beispielsweise neue Einspritzdüsen ihr Scherflein in Form von 64 eingesparten Gramm bei.

117 PS Leistung

Honda 600 RR. Foto: Werk

Damit agiert der vor lauter Hightech überquellende Reihen-Vierzylinder äußerst drehfreudig: Gleich zwei Einspritzdüsen je Zylinder und extrem leichte Motorinnereien verhelfen dem Vierventiler zu 117 PS bei extremen 13000 Touren und 66 Newtonmeter bei 11000/min. Das ist in der Spitze zwar nicht mehr als bisher. Doch die Modifikationen am neuen CBR-Motor wie überarbeitete Lufteinlasskanäle und engere Einlasstrakte bescheren eine sattere Drehmomentabgabe in der Mitte für bessere Fahrbarkeit. So gibt es nennenswerten Vortrieb auch ohne Herz zerreißende und Ohren betäubende Drehzahlen, schon zwischen 5000 und 7000 Touren drückt der kultivierte Reihenmotor kräftig voran.

Darüber hinaus lässt er sich feinfühlig ans Gas nehmen, zeigt kaum Lastwechselschläge und dürfte damit sogar im Landstraßenbetrieb Spaß machen. Dass trotz Leistungsprotzerei in Deutschland das HECS3-System, ausgestattet mit Katalysator und Lambdasonde, über sauberes Abgas wacht, ist im Supersportbereich nicht selbstverständlich.

Rossi lässt grüßen

Für die Rennstrecke gebaut: Die Honda 600 RR. Foto: Werk

Immer noch revolutionär fällt die Unterbringung des Fahrers aus: So weit vorn und nah am Lenker hat man noch auf keinem Sportmotorrad gesessen - Italiens Rennsport-Heros Valentino Rossi lässt grüßen, diese unglaublich fahraktive, sportlichen Ehrgeiz weckende Sitzposition hatte er sich zu seiner Zeit bei Honda auf den Leib schneidern lassen. Neu sind überarbeitete Radaufhängungen: Vorn werkelt nun eine 41er Upsidedown-Gabel, hinten wurde die obere Dämpferaufnahme in die einteilige Schwinge direkt integriert. Das spart nicht nur weiter Gewicht, es führt zu besserer Massenzentrierung und macht das Fahrwerk stabiler - trotz dünnwandigerer Profile des im Feindruckguss hergestellten Alu-Brückenrahmens.

Damit agiert die CBR sehr handlich und benimmt sich so folgsam, dass selbst Ungeübte auf Anhieb Vertrauen fassen. Dazu dürfte auch die neue Bridgestone-Bereifung Typ BT 014 ihren Teil beitragen: So verfügt der mit der Spezialkennung „E“ versehene Vorderreifen über eine sehr spitze Kontur für beste Handlichkeit. Für ein verbessertes Bremsvermögen sollen die neuen, radial montierten Vierkolben-Festsattelzangen sorgen.

Zusammen mit den Bridgestones ergibt sich ein sehr klares Brems-Feedback, was auf abgesperrten Tracks kürzeste Bremswege möglich macht. Die Bremsen sind jederzeit in der Lage, das bis zu 265 km/h schnelle Bike abzubremsen.

Für Rennstrecke gebaut

Doch auch für die Fahrt über Land ist die CBR geeignet, im kurvigen Landstraßenterrain wird sie für eine Weile richtig Spaß bereiten. Dennoch machen Sitzposition und der fordernde Charakter des Motors klar, dass diese Honda nicht nur auf, sondern für die Rennstrecke geboren ist. Dort macht ihr gewaltiges Potenzial erst richtig Sinn.

Interessant ist auch die Preisgestaltung: Trotz vieler neuer teurer Ausstattungsdetails wie Radialbremszangen und USD-Gabel bleibt die CBR `05 mit 10.340 Euro annähernd stabil - trotz allem Hightech scheint die Schmerzgrenze erreicht. Insofern dürfte in Abwandlung einer scheinbaren Werbeweisheit also auch für die neue CBR gelten: Sport sells.

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