Ducati Sport 1000: Ohne Bierbauch

Rein optisch würde die Ducati Sport 1000 ganz wunderbar in die 70er Jahre passen. Motor und Fahrwerk machen auch in der Gegenwart eine gute Figur.

Von Heiko Wacker

Wann immer eine Marke auf der Rennstrecke Erfolge erzielt, eifern sportliche Motorradfahrer ihren Idolen nach. Heute geschieht das vor allem mit bunten Markenaufklebern - in den 70er Jahren waren Stummellenker, zurückversetzte Fußrasten und aggressive Farben üblich - Café-Racer nannte man so etwas: Eine Rennmaschine, die vor den Korbstühlen der Eisdiele einen guten Eindruck machen sollte.

Wie einst in den 70ern

Und rein optisch würde die 61 kW/83 PS starke und 10.995 Euro teure Ducati Sport 1000 auch ganz wunderbar in jene Zeit passen. Hinter der klassischen Linie der 10 995 Euro teuren Italienerin verbirgt sich jedoch moderne Technik.

Das erkennt man spontan an Upside-down-Gabel und Bremsanlage. Doch gelang es den Ingenieuren, sich so weit an den Vorbildern der 70er Jahre zu orientieren, dass der Gesamteindruck immer noch stimmt. So setzt Ducati sogar erstmals seit dreißig Jahren wieder Speichenräder an einer Straßenmaschine ein, für die von Pirelli und Michelin sogar Radialreifen mit zeitgemäßem Profil entwickelt wurden.

Allerdings bringt das Design gewisse Nachteile im Alltag mit sich, wie die ausladenden Rückspiegel beweisen, die enges Rangieren recht mühsam machen. Ähnliches gilt für die zwar schön lackierte, aber gegen Kratzer anfällige Doppelauspuffanlage.

Nur 4,5 Liter auf 100 Kilometer

Stark in schnellen Kurven: Ducati Sport 1000 Foto: Werk

Der Motor selbst versteckt sich ein wenig in dem filigranen Gitterrohrrahmen. Die optische Zurückhaltung sollte jedoch nicht zur Annahme verleiten, Ducati wäre auf den 61 kW/83 PS starken Desmo-Motor nicht stolz. Vor allem das Drehmoment von maximal 92 Nm macht den Reiz des 992 ccm großen 90-Grad-L-Twins aus.

Spätestens ab 4000 Touren beginnt der von einer elektronischen Einspritzanlage und einer Doppelzündung befeuerte Motor vehement voran zu stürmen. Beim Beschleunigen sowie beim fast rekordverdächtig geringen Verbrauch von 4,5 Litern Super je 100 Kilometer hilft auch das niedrige Leergewicht von 198 Kilogramm. In Verbindung mit dem 20 Liter großen Tank sind auf der bis zu 210 km/h schnellen Italienerin damit Etappen von rund 450 Kilometern möglich.

So lange wird man es auf der Maschine allerdings kaum aushalten: Die racing-typisch tiefe Position der Lenkerstummel zwingt den Fahrer in eine extrem nach vorne gebeugte Sitzhaltung. Typisch für einen sportlich-straffen Café-Racer spannt sich der Oberkörper über den lang gezogenen Tank, während die Stiefel auf den recht hoch montierten Rasten ruhen. Für Fahrer mit ausgeprägtem Bierbauch ist die Sport 1000 damit definitiv die falsche Wahl. Auch die maximale Zuladung liegt bei lediglich 122 Kilogramm.

Sportsgeist unverfälscht

Und auch wer gelegentlich zu zweit fahren möchte, ist mit dieser Ducati schlecht bedient: Ein Soziussitz ist ebenso wenig vorhanden wie die Möglichkeit, ein noch so kleines Gepäckstück auf dem Höcker zu verzurren. Die Sport 1000 ist eben - ihrem Namen entsprechend - ein Sportmotorrad. Das schlägt sich auch in vergleichsweise hohen Versicherungsbeiträge nieder: Für die Haftpflicht werden pro Jahr je nach Angebot um die 150 Euro fällig.

Dafür ist das Fahrverhalten dem Namen «Sport 1000» angemessen: Der stabile Rahmen und das komplett einstellbare Fahrwerk machen vor allem lang gezogene schnelle Kurven zur wahren Freude. Holprige Pisten oder enge Kehren sind hingegen kein Genuss, zumal hier der tiefe Lenker erhebliche Mühe bereitet und der Fahrer sich bei vollem Einschlag schon mal den Daumen klemmt.

Fazit: Die Sport 1000 ist ein kompromissloser Klassiker. Mit weich gespültem Zweiradluxus hat sie nichts zu tun. Statt dessen zelebriert sie den Sportsgeist der 70er Jahre mit modernen Mitteln und in einer erfrischend unverfälschten Art und Weise.

Vorheriger ArtikelAnhaltende Hängepartie
Nächster ArtikelNeuer Elektro-Smart ab 2010

Keine Beiträge vorhanden