Der gute Schluss

BMW F 800 R

BMW komplettiert die F-Reihe. Als viertes Modell soll die F 800 R nicht nur den sehnlichst herbeigewünschten Erfolg bringen, sondern auch das Image aufbessern.

Von Werner Wagner

Als vorerst letzte Version der F-Motorrad-Modelle hat BMW in diesem Jahr die unverkleidete 800 R auf den Markt gebracht. Nach dem mit viel Kritik überhäuften Premieren-Duo mit den Sport- und Allround-Versionen S und ST und der deutlich verbesserten Enduro GS war nun die spannende Frage, wie sich die Vierte im Bunde schlagen würde und ob mit ihr die Hoffnung auf Verkaufserfolge endlich Früchte trägt.

Vorsicht auf der Autobahn

Der Twin mit 798 ccm Hubraum leistet dank neuer Abgasanlage knapp zwei kW mehr als die S- und ST-Schwestern und geht mit 64 kW/87 PS Leistung an den Start. Das maximale Drehmoment von 86 Nm bei 6000 U/min blieb dagegen unverändert. Die Kraft der zwei Zylinder reicht, um die 205 Kilogramm leichte R-Maschine ziemlich zügig auf Trab zu bringen. Am Gasgriff kann gedreht werden, bis zuerst der rote Schaltblitz im Cockpit aufleuchtet und dann bei 8500 U/min mit dem Begrenzer dem Treiben Einhalt geboten wird. Im sechsten Gang ist man dann stolze 210 km/h schnell und wird dank des kleinen Windschilds am Lenker noch nicht einmal unmäßig durcheinandergeschüttelt.

Auf der F 800 R lassen sich durchaus auch längere Autobahnetappen aushalten, es muss aber nicht immer mit der Höchstgeschwindigkeit gefahren werden. Denn auf schnellen Abschnitten tritt auch der größte Mangel der Bayerin zu Tage: Die Spiegel vibrierten bei flotter Fahrt so stark, dass der Blick nach hinten nichts mehr brachte - das ist gerade auf der Autobahn ein gefährlicher Sicherheitsmangel.

Trümpfe auf der Landstraße

Die Kurvenhatz bringt den größten Genuss Foto: BMW

Am meisten Spaß macht die nackte BMW aber eindeutig auf kurvigen, kleinen Landstraßen. Da spielt sie ihre Trümpfe aus: aufrechte Sitzposition, breiter Lenker, Spurstabilität, präzises Lenkverhalten, Handlichkeit und ordentliche Verzögerung. Wer flott unterwegs sein will, muss jedoch die sechs Gänge fleißig rauf- und runterschalten, was aber eine durchaus vergnügliche Angelegenheit ist, denn die Mechanik arbeitet butterweich. Dann hängt die F 800 R stets sauber am Gas, macht Überholvorgänge zur kurzweiligen Angelegenheit und erfüllt das BMW-Motto «Freude am Fahren».

Ein weiterer erfreulicher Aspekt an der unverkleideten Bayerin ist, dass sie sich trotz fehlender windschnittiger Plastikverkleidung auch beim Verbrauch mit ziemlich wenig zufrieden gibt. Im Schnitt konsumierte sie 4,8 Liter Super auf 100 Kilometer. Auch die Kosten für die jährliche Haftpflicht hält sich in Grenzen und fällt beispielsweise bei der AXA mit 91,82 Euro recht günstig aus.

ABS mit Aufpreis

Aufstieg ab 7940 Euro Foto: BMW

Abgesehen von den wackeligen Spiegeln bei hohem Tempo, einem hakeligen Zündschloss und einem Blinkerschalter mit schlechter Rückmeldung bleibt ansonsten ein rundum positives Bild als Fazit. Da der Grundpreis konkurrenzfähige 7940 Euro beträgt, ist es BMW gelungen, mit dem vierten und letzten Exemplar die F-Baureihe mit einem wirklich guten Schluss abzurunden. Herstellertypisch bleibt nach wie vor, dass sinnvolle Extras aufpreispflichtig sind, beispielsweise das ABS für 710 Euro, der Bordcomputer für 145 Euro und das Windschild für 100 Euro. (mid)

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