BMW K 1200 GT: Touren im ICE-Tempo

Die BMW K 1200 GT ist der ultimative Tourer. Die neue Maschine der Münchner ist nicht nur außerordentlich langstreckentauglich, sondern lässt auch die Sportfraktion ausgesprochen alt ausschauen.

Von Werner Wagner

Tourenfahrer werden bei BMW traditionell gut bedient. Komfortabel und durchdacht, praktisch und gut ausgestattet sind üblicherweise die weißblauen Motorräder für Fernreisende. Aber zügig oder gar sportlich unterwegs zu sein, war mit den üppig bestückten und dabei relativ schwach motorisierten Dickschiffen bisher nicht angesagt. Mit der neuen, 112 kW/152 PS starken und 252 km/h schnellen K 1200 GT hat nun auch das Expresstempo Einzug gehalten.

In 3,2 Sekunden auf 100 km/h

Die Werte, die mit der neuen Gran Turismo zu erzielen sind, lassen selbst manch sportlich ausgerichtetes Motorrad ziemlich alt aussehen. In 3,2 Sekunden ist Tempo 100 erreicht, Top-Leistung und -Geschwindigkeit befördern die BMW mitten unter die potenten Big Bikes. Eine Drehmomentkurve, die schon ab 3100 U/min die 100 Nm übersteigt und mit einem Maximum von 130 Nm bei 7750 U/min aufwartet, verleiht der Fernreise-Version der K-Baureihe einen fantastischen Durchzug. Hinzu kommen noch die tourerspezifischen Eigenschaften, die in gewohnter und intelligenter BMW-Qualität anzutreffen sind.

Aufgesessen, Startknopf gedrückt, losgefahren: Die Gänge rasten mit lautem Klacken, aber immerhin präzise ein. Der Vierzylindermotor entwickelt seine immense Kraft stetig. Wer anfangs vielleicht viel Respekt oder gar Unbehagen aufgrund des Gesamtgewichts von 296 Kilogramm ohne Fahrer hat, wird schnell eines Besseren belehrt: Die K 1200 GT lässt sich famos bewegen, sie kurvt handlich auf Land- und Bundesstraßen um die Ecken, schwimmt souverän durch den Stadtverkehr und auf der Autobahn fährt sie wie auf Schienen.

Im ICE-Tempo

Auch der Sozius ist auf der BMW bequem untergebracht Foto: Werk

Selbst bei ICE-Tempo, also mit Höchstgeschwindigkeit von 252 km/h, herrscht relative Ruhe hinter der elektrisch um 100 Millimeter verstellbaren Scheibe. Auch die serienmäßigen Koffer bringen den Express nie ins Wanken. Dank der elektronischen Fahrwerkseinstellung ESA findet sich für jede Lebenslage die richtige Federbeineinstellung. Auch bei ordentlicher Beladung und zügigem Tempo ist die Bremsanlage nie überfordert. Das serienmäßige Teilintegral-ABS verzögerte zuverlässig und beruhigt die Nerven von Fahrer und Mitfahrer. Der Sozius findet zudem ein großzügiges Platzangebot sowie einen hohen S- und Fahrkomfort vor.

Doch das strahlende Licht des Express-Bikes wird nach einiger Zeit und etlichen Kilometern ein wenig getrübt. Zu den negativen Punkten der GT gehören die ruckelnde Kraftübertragung und die sehr sensible Gasannahme, die den Fahrspaß vor allem innerorts mindert. Geschmacksache sind zudem das kantige Design sowie die neu gestaltete Warnblinkanlage, die jetzt mit beiden Blinkerschaltern gleichzeitig bedient werden muss.

Stattlicher Preis

Der Verbrauch von durchschnittlich 6,5 Litern Super plus auf 100 Kilometer ist zwar für einen Tourer recht hoch, doch bei einigen Etappen im Express-Tempo durchaus nachvollziehbar. Obendrein fasst der Tank 24 Liter Sprit, so dass nicht allzu oft eine Zapfsäule angesteuert werden muss. Weniger praxisfreundlich ist die sehr optimistische Verbrauchsanzeige des Bordcomputers, die im Schnitt lediglich 5,5 bis 5,9 Liter Verbrauch signalisierte und so fast einen Liter pro 100 Kilometer auf wundersame Weise verschwinden lässt.

Beim Kauf der BMW K 1200 GT kann sich der recht stattliche Basispreis von 17.000 Euro schnell mit einigen Extras erhöhen. So summieren sich beispielsweise Xenon-Licht, ESA, Sitzheizung sowie Heizgriffe, Tempomat, Bordcomputer und die Diebstahlswarnanlage mit Fernbedienung zur stolzen Summe von 19.050 Euro. Müde lächeln kann der Fahrer da über den jährlich fälligen Betrag für die Haftpflichtversicherung, die bei der AXA bei 171 Euro liegt. Denn wer mit dem rasanten Komfort-Express unterwegs ist, muss eben einige Zuschläge zahlen. (mid)

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