Aprilia RSV Mille R Factory: Tolles Sportmotorrad aus Italien

Aprilia hat die RSV Mille aufgemotzt. Herausgekommen ist die R Factory, ein faszinierender Supersportler mit einem beeindruckendem Preis weit jenseits der 15.000 Euro.

Thilo Kozik

Aprilias zweizylindriger Supersport-Familie mit dem Beinamen RSV Mille wurde ein Upgrade spendiert. So heißt die Basis-Mille nun RSV 1000 R, das eine Stufe höher angesiedelte, fahrwerksseitig verfeinerte Exemplar hört auf den Namen RSV Mille R Factory.

Motor, Fahrwerk, Komponenten und Optik zeigen sich gegenüber dem Vorjahresmodell völlig verändert. Dennoch schlagen die Italiener beim Design wiederum einen höchst eigenständigen Weg ein, der die neue Mille kompakter, sportlicher und aggressiver auftreten lässt.

Mächtiger Ansauschlund

Vorne beherrscht ein mächtiger Ansaugschlund die Front, flankiert von Scheinwerferleisten und integrierten Blinkern. Heckseits besticht ein Höcker mit mittiger Lichtleiste und ebenfalls integrierten Blinkern. Endlich wanderte der viel kritisierte Einzelschalldämpfer im Ofenrohr-Format in den Keller und macht einer hübschen 2-in-1-in-2-Edelstahl-Auspuffanlage mit ovalen Schalldämpfern Platz - damit jeder sieht, dass es sich bei der Mille um einen klassischen Zweizylinder-Motor handelt.

Allerdings handelt es sich dabei um ein umfangreich modifiziertes Aggregat, weshalb ihm die Techniker den neuen Namen „V60 Magnesium“ gaben. Wobei die Magnesium-Deckel für Kupplung und Zylinderkopf nur augenfälliges Merkmal einer Vielzahl kräftigender Maßnahmen sind: Mit 139 PS und 107 Newtonmeter sind von nun an das Maß für Zweizylinder-Sportler. Besonders erwähnenswert sind die verlustfreiere Frischluftzufuhr durch den Steuerkopf mit elektronischer Durchlassregelung, mächtige 57er Drosselklappen und neue Zylinderköpfe mit größeren Ventilen und optimierten Brennräumen.

Am anderen Ende wirkt die neue, G-Kat bestückte Auspuffanlage Drehmoment fördernd in der wichtigen Drehzahlmitte. Das gestiegene Motorenpotenzial macht sich sofort in weniger Schaltarbeit bemerkbar, selbst im unteren Drehzahlbereich steht immer ausreichend Drehmoment zur Verfügung. Dabei entfaltet der Einspritzer seine Kraft mit einer unglaublich gelassenen Sanftmut, die manchen Einsteigerbikes gut zu Gesicht stünde.

Spitze 285 km/h

Der Auspuff der Aprilia RSV Mille R Factory. Foto: Werk

Bereits ab 2500 Touren läuft der Vau rund, ab 7000 Kurbelwellenumdrehungen geht die Post ab, die herrliche Drehfreude hält fast bis an den Roten Bereich bei 11000/min. Aerodynamisch optimiert gibt Aprilia beherzte 287 km/h Spitzengeschwindigkeit an. Minimale Lastwechsel unterstreichen die gute Fahrbarkeit von Anfang an. Beim Chassis stand Leichtbau im Vordergrund, der neu gezeichnete Brückenrahmen geriet steifer und dennoch 600 Gramm leichter, die beiderseits bananenarmige Schwinge spart weitere 400 Gramm ein.

Bei der Factory werkeln edle Öhlins-Federelemente mitsamt einem Lenkungsdämpfer aus gleicher Fertigung, superleichte Schmiederäder, beeindruckende Radial-Bremszangen und reichlich Carbon-Teile ergänzen die hochwertige Ausstattung. Insgesamt konnten die Aprilia-Grammfuchser zwei Kilo wegrationalisieren. War die Mille schon vor der Überarbeitung ein bewegliches Sportmotorrad, so fällt sie nun in die Kategorie superhandlich.

Mit minimalem Zug am Lenker biegt sie ein, fast ohne Kraftaufwand pflügt sie durch Wechselkurven. Im Zusammenspiel mit der modifizierten Gewichtsverteilung und dem serienmäßigen 180er Pneu hinten ergibt sich in der Tat das angestrebte, noch leichtere Handling gerade in verhältnismäßig langsamen Passagen. Unbeirrt zieht sie ihren schrägen Strich auch über gequälten Asphalt. Denn die hochwertigen Federelemente sprechen äußerst sensibel auf Bodenunebenheiten an und halten die Linie auf fast jedem Geläuf penibel ein.

Hoher Preis

Dass dies nicht immer komfortabel zu bewerkstelligen ist, liegt auf der Hand - letztlich ist die Aprilia ein Sportmotorrad. Nur beim wuchtigen Bremsen - mit den in Wirkung wie Dosierbarkeit superben Radial-Stoppern ein leichtes - neigt das Heck ein wenig zum Schwänzeln. Doch wäre es auch ein Wunder, hätte die Mille ihre neue Handlichkeit nicht mit leichter Unruhe in dieser Extremsituation erkauft. Doch damit kann man sehr gut leben. Zumal auch die Ergonomie auf Anhieb gefällt: Guter Knieschluss um den schmalen 18-l-Tank und eine automatisch Vorderrad orientierte, jedoch nicht zu extreme Haltung fördern sportliche Naturen. Tadellos wie eh und je zeigt sich die Verarbeitung, was man angesichts des stolzen Einstandspreises von 17.429 Euro auch erwarten darf.

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