Tesla X: Zwei Jahre warten auf elektrischen Crossover

Neues Elektromodell

Tesla X: Zwei Jahre warten auf elektrischen Crossover
Auf den Tesla X muss die Kundschaft noch einige Zeit warten © Tesla

Nach dem Tesla Roadster und dem Tesla S stellt das kalifornische Unternehmen das dritte Produkt vor. Der Tesla X soll vor allem Überzeugungsarbeit leisten.

Von Benjamin Bessinger

Für viele ist Elon Musk so etwas wie der Steve Jobs der Motorindustrie. Denn genau so, wie der Apple-Chef den Markt für Computer, Mobiltelefone und den Zugang zum Internet umgekrempelt hat, bringt der Seiteneinsteiger aus dem Silikon Valley mit seiner Firma Tesla seit Jahren die Autowelt durcheinander. Sein elektrischer Roadster war dabei nur der Anfang. Die knapp 3000 umgerüsteten Lotus Elise waren kaum mehr als ein Spielzeug für Besserverdiener mit schlechtem Gewissen gegenüber der Umwelt.

Tesla X zwischen SUV und Mini-Van

Doch jetzt drängt der PS-Pionier auf den Massenmarkt und bringt eine eigene Flotte in Fahrt. Die Limousine "Modell S" ist gerade fertig und kommt im Sommer in den Handel, und in der letzten Woche hat er während einer großen Party in Los Angeles seinen Crossover enthüllt. Es hört auf den Namen Modell X und tritt in einer Liga an, in der die Musik auf dem US-Markt am lautesten spielt. Denn als Siebensitzer mit dem Auftritt eines Geländewagens und dem Platzangebot eines Minivans gibt der große Gleiter die perfekte Familienkutsche für die so genannten Soccer-Mums.

Was den Wagen auszeichnet, sind allerdings weniger seine drei Sitzreihen oder die beiden großen Kofferräume vorn und hinten. Und auch das Design ist zumindest fragwürdig. Denn während der Wagen vorne ein wenig an den Maserati Quattroporte erinnert und damit tatsächlich sportlich und elegant aussieht, nimmt er sich am anderen Ende ein schlechtes Beispiel am Fünfer GT von BMW und dem Audi A7. Zu breit die Backen und zu hängend der Hintern, als dass man Designer Franz von Holzhausen dafür loben könnte.

Tesla X mit Flügeltüren hinten

Die Flügeltüren des Tesla X vereinfachen den Einstieg SP-X

Was den Tesla wirklich einzigartig macht, ist sein Türkonzept: "Falconwings" nennt von Holzhausen die Türen zu den Rücksitzen, die wie die Flügel eines Falken nach oben aufschwingen und sich dabei auch noch ein wenig zusammenklappen. Das macht den Zugang zum Fond noch leichter als die üblichen Schiebetüren und stempelt selbst den Mercedes SLS zum Spielzeugauto.

Aber nur Schluss zu machen mit dem Paradoxon, dass Minivans zwar praktisch aber hässlich und Geländewagen elegant aber für ihr Format meist innen viel zu klein sind, das war Musk zu wenig. "Wie wär’s, wenn wir auch noch ein wenig Performance ins Spiel bringen", fragt der Tesla-Chef seine Fans und verrät von den technischen Daten nur den Sprintwert: 4,4 Sekunden braucht das Modell X bis Tempo 100 und lässt damit sogar den Porsche 911 stehen.

Tesla X teilt sich Plattform mit Tesla S

Der Tesla X soll bis zu 400 Kilometer rein elektrisch schaffen Tesla

Alle anderen Eckdaten muss man sich an diesem Abend selbst zusammenreimen. Aber das ist eine leichte Übung. Denn das Crossover teilt sich die Plattform mit dem Modell S. Zwar gibt es für das X-Modell auf Wunsch auch noch E-Motoren für die Vorderachse und damit die Option auf Allradantrieb. Doch wird sich am Spitzentempo von etwa 200 km/h damit nichts ändern. Hier wie dort nutzen die Entwickler außerdem auf einen dünnen Sandwichboden, in dem platzsparend die Akkus verborgen sind. Es gibt zwei Ausbaustufen, mit denen Bestenfalls ein wenig mehr als 400 Kilometer Reichweite möglich sein sollten.

Zu den Preisen hat Tesla bei der Premiere noch nicht viel verraten: "Wir halten das Niveau des Modell S", ist das einzige, was sich die Amerikaner entlocken lassen. Mit dem Elektrobonus vom Staat dürfte der Wagen deshalb jenseits des Atlantiks zwischen 50.000 und 90.000 Dollar kosten. Wenn er irgendwann im Jahr 2014 auch nach Deutschland kommt, wird er aber sicher nicht unter 70.000 Euro zu haben sein.

Vorbestellungen für den Tesla X

Der Tesla X regt das Interesse am Elektroauto an SP-X

Genau wie Jobs ist Musk aber nicht nur ein Visionär, sondern vor allem ein geschickter Verkäufer. Denn obwohl es bei der Premiere weder einen festen Preis gab noch irgendwelche technischen Daten, wurden noch an diesem Abend Dutzende von Autos verbindlich bestellt.

Die Parallelen zwischen Jobs und Musk übrigens sieht man nicht nur in der Unternehmensstrategie, sondern auch im persönlichen Konsumverhalten: Genau wie der Apple-Chef Musik angeblich nicht vom iPod sondern nur vom Plattenspieler hörte, macht Musk gar keinen Hehl draus, was neben dem Tesla Roadster noch in seiner Garage steht: Ein Audi Q7. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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