SPD-Verkehrsexperte fordert Tempo 80 auf Landstraßen

SPD-Verkehrsexperte fordert Tempo 80 auf Landstraßen
Auch für Deutschland wird ein Tempo 80 auf Landstraßen diskutiert. © dpa

In Frankreich soll ab dem 1. Juli dieses Jahres Tempo 80 auf Landstraßen gelten. Der SPD-Verkehrsexperte Martin Burkert fordert dies nun auch für Deutschland.

Der Sozialdemokraft sprach sich im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa neben der Senkung der Höchstgeschwindigkeit auf den deutschen Landstraßen auch für ein Überholverbot für Lastwagen aus. Eine Herabsetzung des Tempolimits sei «bei Straßen bis sechs Metern Breite» auch in Deutschland sinnvoll, sagte Burkert.

[poll id=“4″]«Noch sinnvoller wäre es, wenn man ein Überholverbot auf Landstraßen vor allem für Lastwagen einführen würde», sagte Burkert, der in der abgelaufenen Legislaturperiode Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Bundestag war. Mit sogenannten Megalinern mit einer Länge von bis zu 25 Metern werde sich die Situation verschärfen. «Wir haben sehr enge Landstraßen, und da sollte man wirklich über 80 Stundenkilometer nachdenken», sagte Burkert.2016 sind 1853 Menschen bei Unfällen auf deutschen Landstraßen gestorben. Das entsprach mehr als der Hälfte (57,8 Prozent) aller Verkehrstoten des Jahres.

Frankreich senkt Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 80

Vor einigen Tagen hatte die französische Regierung eine Herabsetzung der Höchstgeschwindigkeit auf 80 Kilometer pro Stunde angekündigt. Die Regel soll vom 1. Juli an greifen. «Wenn die Zahl der Todesfälle im Straßenverkehr in Deutschland weiter sinken soll, dann müssen wir über angemessene Geschwindigkeiten auf Landstraßen reden», hatte Walter Eichendorf, Präsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR), nach der Ankündigung aus Frankreich gesagt. 2016 kamen rund 58 Prozent aller Verkehrstoten nach Unfällen auf Landstraßen ums Leben, obwohl es dort nur zu 24,4 Prozent der Unfälle mit Verletzten kam. In Frankreich sind die Probleme ähnlich – und die französische Regierung hat darauf trotz Kritik nun reagiert.

Ein Vorstoß wie in Frankreich sei für kurvige Landstraßen mit einer maximalen Breite von sechs Metern sinnvoll. Eine zusätzliche Überholspur oder die Sicherung von Hindernissen sind nach Ansicht des ADAC aber oft effektiver. Der europäische Autoclub ACE dagegen befürwortet ein generelles Tempolimit von 80 km/h auf Landstraßen. Eine Herabsetzung der Höchstgeschwindigkeit könne die Verkehrssicherheit erhöhen und helfen, Unfälle zu vermeiden, teilte eine Sprecherin mit. «Da macht Frankreich einen richtigen Schritt.» Vorteilhaft wäre eine solche Maßnahme nach Ansicht des ACE auch, weil so der Unterschied zur zulässigen Geschwindigkeit für Lastwagen (Tempo 60) verringert werde. Gefährliche Überholmanöver könnten so reduziert werden.

Kritik an generellem Tempolimit

Der Präsident des Deutschen Verkehrsgerichtstags, Kay Nehm, spricht sich für eine Klassifizierung der Landstraßen gemessen am Ausbau und an den örtlichen Gegebenheiten aus. Für die unterste Stufe – schmal und nur mit seitlichem Randstreifen – werde von Experten sogar eine generelle Begrenzung auf Tempo 70 vorgeschlagen, erklärte Nehm.
Ein generelles Tempolimit wirke auf längeren Strecken dagegen einschläfernd. «Darüber hinaus führt eine zu starke und sich nicht selbst erklärende Tempobeschränkung dazu, dass der Überlandverkehr ohne Not zum Nachteil der Wirtschaft abgewürgt wird», sagte Nehm.

Der Verkehrsgerichtstag hatte sich vor gut drei Jahren bereits intensiv mit dem Thema beschäftigt – und Tempo 80 auf Landstraßen empfohlen. Demnach sollte die Höchstgeschwindigkeit für Autos herabgesetzt und für Lastwagen erhöht werden. Auch hier war die Vermeidung riskanter Überholmanöver eines der Argumente.

Aber würden sich die Verkehrsteilnehmer überhaupt an niedrigere Höchstgeschwindigkeiten halten? Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer, bezweifelt das. Eine einheitliche Höchstgeschwindigkeit von 80km/h sei auf einer gut ausgebauten Straße für Auto- und Motorradfahrer nicht nachvollziehbar. «Eine einheitliche Geschwindigkeit für außerorts wäre falsch und würde von den Verkehrsteilnehmern nicht akzeptiert werden.» Brockmann rechnet damit, dass es zu vielen Verstößen kommen würde – und die Polizei vor einem neuen Problem stünde. (AG/dpa)

Keine Beiträge vorhanden

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein
Bitte geben Sie Ihren Namen ein