Zahl der Tachofälschungen könnte steigen

Sechs Milliarden Euro Schaden

Nach Schätzungen der Polizei ist in Deutschland fast jeder dritte Gebrauchtwagen mit einem gefälschten Tacho unterwegs. Die Zahl könnte durch neue Technologien noch steigen.

Tachofälscher verursachen allein in Deutschland jedes Jahr sechs Milliarden Euro Schaden. Die Polizei geht davon aus, dass hierzulande jeder dritte Gebrauchtwagen mit einem falschen Kilometerstand den Besitzer wechselt. Im Schnitt bezahlen die Käufer 3 000 Euro zu viel, wie ein Sprecher der Münchner Polizei gegenüber der "Welt am Sonntag" erklärt.

Und diese Betrügereien könnten erst der Anfang sein. Denn neue Technologien, wie die Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation zum Beispiel, könnten das Eingreifen in die Auto-Software noch einfacher machen. "Durch die in Entwicklung befindlichen Technologien werden neue Möglichkeiten der Manipulation insbesondere durch externe Angriffe Dritter geschaffen", stellt die Bundesanstalt für Straßenwesen fest.

Schutz durch Kfz-Sachverständigen

Das Fälschen der Tachoanzeige geschieht in der Regel über die Schnittstelle der sogenannten Onboard-Diagnose (OBD), die für die Diagnose in der Werkstatt gedacht ist. Alle weiteren Utensilien, für den "Dreh am Tacho", gibt es laut dem Bericht für 7 500 Euro online zu kaufen: einen 16-poligen OBD-Stecker, die Informationen über dessen Codierung und ein Tachojustiergerät.

Wer sich beim Gebrauchtwagenkauf vor den Tricksereien schützen will, sollte sich an einen Kfz-Sachverständigen wenden. Dieser kann am ehesten etwa anhand vom Lackzustand oder Abnutzungsgrad der Sitzpolster erkennen, ob der angegebene Kilometerstand der Realität entspricht. Auch ein Blick ins Servicescheckheft oder in den Motorraum spricht oft Bände.

Um den Betrügereien in Zukunft einen Riegel vorzuschieben, ist jedoch auch die Industrie gefragt. So sollten zum Beispiel die Hersteller ihre Tachos sicherer machen, wie ein Sprecher des ADAC nun fordert. Hierzu könnte etwa der Kilometerstand an verschiedenen Stellen aufgezeichnet werden. Das würde das Manipulieren deutlich aufwendiger und somit auch unattraktiver machen. Mercedes und BMW haben derartige Schutzsysteme schon im Programm, wollen sich jedoch nicht dazu äußern. (mid)

Vorheriger ArtikelMelkus RS 2000: Exklusiver Flügeltürer
Nächster ArtikelStracke ab sofort neuer Opel-Chef
Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

Keine Beiträge vorhanden