Der zeitlich richtige Übernahmemoment

Reaktionszeit beim autonomen Fahren

Der zeitlich richtige Übernahmemoment
BMW und Fiat Chrysler forcieren autonomes Fahren © BMW

Im Notfall muss der Fahrer beim autonomen Fahren das Steuer selbst übernehmen. Nach einer Studie kann dieser Übernahmemoment sehr lange dauern – eventuell sogar zu lange.

Auch automatisierte Autos kommen nicht ohne Fahrer aus. Im Notfall muss immer noch der Mensch das Steuer übernehmen können. Doch zwischen dem Warnruf des Autos und der tatsächlichen Übernahme des Kommandos kann sehr viel Zeit vergehen, wie eine Studie herausgefunden hat. Im Extremfall fast eine halbe Minute.

Forscher der Universität von Southampton wollten ermitteln, wie lang die Vorwarnzeit künftiger autonomer Pkw sein muss, damit der menschliche Fahrer im Notfall rechtzeitig das Lenkrad übernimmt. An einem Fahrsimulator wurden dazu zwei Versuchsreihen mit Testpersonen im Alter von 20 bis 52 Jahren durchgeführt: Zunächst sollten sich die Probanden auf den Verkehr konzentrieren, in einem zweiten Durchgang mussten sie während der Fahrt Zeitung lesen.

Bis zu 26 Sekunden Übernahmedauer

Die Ergebnisse: Während die konzentrierten Testpersonen im Mittel 4,56 Sekunden und die unkonzentrierten, Zeitung lesenden 6,06 Sekunden brauchten, wahren bei den einzelnen Kandidaten große Abweichungen zu registrieren. So benötigten die schnellsten Probanden nur zwei Sekunden, bis sie das Steuer wieder in der Hand hatten. Die langsamsten brauchten allerdings bis zu 26 Sekunden. Bei Tempo 100 würde ein Auto in dieser Zeit fast 730 Meter zurücklegen.

Die Forscher sprechen sich vor diesem Hintergrund gegen starre, gesetzlich geregelte Übergabe-Zeitlimits aus. Vor allem ein zu kurzer Vorlauf könnte bei langsameren Personen für Panikreaktionen wie plötzliches Bremsen oder Spurwechseln sorgen. Besser sei es, die Vorwarnzeit auf den Situation und Fahrer abstimmen zu können, etwa indem man den Innenraum per Kamera überwacht. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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