Autonomes Fahren mit enormem Marktpotenzial

Analyse von Oliver Wyman

Autonomes Fahren mit enormem Marktpotenzial
Autonom unterwegs in einem Volvo © Volvo

Autonomes Fahren bietet für Marktteilnehmer ein Potenzial von mindestens 200 Milliarden US-Dollar. Bereits ab 2035 werden teil- und vollautomatisierte Autos bis zu 30 Prozent der Fahrzeugproduktion ausmachen, so ein Studie von Oliver Wyman.

Es wird noch etwas dauern, bis die ersten vollautonomen Fahrzeuge im Straßenverkehr unterwegs sein werden. Doch der Trend des selbstfahrenden Autos ist längst kein Utopie mehr – es gibt kaum einen Hersteller oder Zulieferer, der nicht an dieser Technologie arbeitet.

Wie aus einer aktuellen Studie der Berater von Oliver Wyman hervorgeht, werden im Jahr 2035 teil- und vollautomatisierte Fahrzeuge wohl zwischen 20 und 30 Prozent der globalen Fahrzeugproduktion ausmachen. Zugleich geht die Managementberatung davon aus, dass durch die neue Technologie für die Marktteilnehmer allein in den fünf wichtigsten Bereichen ein Marktpotenzial von 200 Milliarden US-Dollar steckt.

Wertschöpfungskette verändert sich

Durch die neue Technologie und die damit einhergehende Veränderung der individuellen Mobilität würde die Wertschöpfungskette der Autoindustrie tiefgreifend verändert. Dieser Mobilitätswandel wird neben Unternehmen aus der traditionellen Autoindustrie auch Firmen aus der IT-Branche die Möglichkeit bieten, sich in diesem Markt zu positionieren.

„Für Automobilhersteller kommt es jetzt darauf an, die neuen Wertschöpfungsmöglichkeiten durch strategische Partnerschaften abzudecken, während Zulieferer sich darauf konzentrieren sollten, modernste Technologie zu wettbewerbsfähigen Preisen bereitzustellen“, sagt Jürgen Reiner, Automobil-Experte und Partner bei Oliver Wyman. „Die erfolgreichsten Spieler werden die Anforderungen der Fahrzeugnutzer, die Entwicklung der gesetzlichen Regelungen und der Versicherungsbestimmungen antizipieren und maßgeschneiderte Lösungen anbieten.“ Die Berater von Oliver Wyman haben fünf Bereiche ausgemacht, die ein globales Marktpotenzial von mehr als 200 Milliarden US-Dollar ausmachen.

Mehr Sicherheit:

Autonomes Fahren sorgt für mehr Sicherheit. So werden autonome Fahrzeuge zehnmal seltener in Unfälle verwickelt sein als normale Fahrzeuge heute. Vor diesem Hintergrund, so stellt Oliver Wyman fest, steige die Bereitschaft der Autokäufer, in Innovationen für mehr Sicherheit zu investieren. Dadurch entstehe ein erhebliches Umsatzpotenzial für Hersteller und Zulieferer. Durch autonome Fahren werden zudem neue Versicherungsmodelle entstehen, weil die Verantwortung, ein Fahrzeug zu versichern, sich vom Fahrer bzw. Halter auf den Hersteller verlagern könnte. „Die daraus entstehenden Potenziale für neue Versicherungsmodelle werden den Versicherungsmarkt verändern.“

Neue Mobilitätsservices:

Durchs autonome Fahren werden neue Nutzer an der Mobilität teilhaben können. Zugleich werden Passagiere in einem selbstfahrenden Auto Zeit haben, andere Dinge zu tun wie beispielsweise Surfen im Internet oder Angebote der Unternehmen zu nutzen.

Datennutzung:

Datenschutzrechtliche Aspekte sind noch ungeklärt – und hier geht es um die Frage, wer die Daten mit einem hohen wirtschaftlichen und sicherheitsrelevanten Potenzial nutzen kann.

Neue Logistikkonzepte:

Durch selbstfahrende Autos und Lkws lässt sich die Effizienz innerstädtischer Zustelldienste steigern, vor allem denn, wenn ein elektrischer Antrieb genutzt wird. Zudem dürften neuartige Carsharing-Angebote den Nutzungsgrad der Fahrzeuge ansteigen lassen, wodurch insgesamt weniger Fahrzeuge benötigt werden.

Städtische Infrastrukturen:

Die Berater gehen davon aus, dass die Automatisierung des Fahrens zu weniger Staus und weniger Verkehr führt. In der Folge wird sich das positiv auf die Gestaltung urbaner Räume auswirken.

Einführung autonomer Fahrzeuge erfolgt evolutionär

Vollautonome Fahrzeuge werden nicht auf einen Schlag die Straßen erobern. Es wird ein evolutionärer Prozess sein, der in vielen kleinen teilautomatisierten Schritten erfolgt. So werden die Fahrassistenzsysteme immer weiter ausgebaut wie beispielsweise vom Abstandsregeltempomat (ACC), Spurhalteassistent, Rangier- und Baustellenassistent sowie dem selbsttätigen Einparken in enge Parklücken oder Garagen.

„Hersteller aus Europa und USA setzen dabei allerdings unterschiedliche Schwerpunkte: Während in Europa der größte Teil der Entwicklungsanstrengungen auf die Stärkung der traditionellen Fahrzeugtechnik und die weitere Verbesserung der Sicherheitsmerkmale verwendet wird, spielen in den USA zunehmend Ideen und Unternehmen aus der digitalen Wirtschaft eine Rolle“, heißt es. „Innovationstreiber sind ganz klar ehemals industriefremde Firmen mit unkonventionellen Ansätzen wie Google, Apple, Tesla und Uber“, sagt Joern Buss, Automobil-Experte und Partner bei Oliver Wyman.

Regulatorische und ethische Fragen noch zu lösen

Während die technischen Hürden nach und nach verschwinden, bleiben nach wie vor regulatorische Hemmnisse als auch, insbesondere in Deutschland, eine geringe Akzeptanz der Fahrzeugnutzer gegenüber der neuen Technologie. Zugleich geht es auch um ethische Fragestellungen. „So ist weiterhin die Frage offen, wie eine durch Algorithmen gesteuerte Entscheidungsfindung im Falle eines Crash ethische Abwägungen treffen kann“, wird in der Analyse festgestellt. (AG)

Keine Beiträge vorhanden