So komme ich am besten durch den Stau

Weihnachtszeit ist Stauzeit

So komme ich am besten durch den Stau
Es wird voll auf den Autobahnen. © dpa

Die nächste Reisewelle steht zu den Weihnachtsfeiertagen bevor – und damit auch eine Vielzahl von Staus. Doch wie entsteht ein Stau und wie verhält man sich richtig? Wir geben darauf die Antworten.

Es ist wieder so weit: mit den bevorstehenden Weihnachtsferien kommen auf die Autofahrer auch wieder eine Vielzahl von Staus zu. Jeder kennt es, jeder hasst es, im Stau zu stehen. Wer im Vorfeld der Reise, gerade in Ferienzeiten, die Staumelder studiert, hat bereits vor Fahrtantritt wenig Hoffnung, sein Ziel pünktlich zu erreichen. Bei den meisten Autofahrern ist die gute Laune deshalb schnell dahin, wenn vor ihnen nur noch Bremslichter und Warnblinkanlagen zu sehen sind. Stau verursacht nachweislich Stress. Das haben Forscher schon lange herausgefunden.

Auto liebstes Verkehrsmittel

Aber auch wenn der Stau eine mehr als lästige Begleiterscheinung beim Autofahren ist: Laut aktueller Dekra-Umfrage sind öffentliche Verkehrsmittel für viele Autofahrer keine Alternative. (Quelle: auto.de). Vor allem für den täglichen Weg zur Arbeit steigen viele Menschen trotz Verkehrsstörungen immer noch am liebsten ins eigene Auto und planen lieber einen ausreichenden Puffer ein, um nicht in zeitliche Bedrängnis zu kommen. Aber wie kommt es immer wieder zum Stau und welches Verhalten hilft, das Beste aus der Situation zu machen und die unerwünschte Verzögerung ruhig und vor allem sicher hinter sich zu bringen?

Hohes Verkehrsaufkommen

Vor allem in speziellen Stoßzeiten wie im morgendlichen und abendlichen Berufsverkehr und zu Beginn oder am Ende von Ferienzeiten knubbelt es sich nicht nur auf den Autobahnen. Ein sehr hohes Verkehrsaufkommen sorgt schnell dafür, dass Straßen verstopft sind und der fließende Verkehr stockt oder ganz zum Erliegen kommt. Besonders stark frequentierte Straßen sind besonders anfällig für Staus. Liegen auf einer Strecke viele Ampeln oder große Straßenkreuzungen mit einem besonders komplexen Verkehrsleitsystem, kommt es in den Hauptverkehrszeiten zudem schnell zu einem Rückstau, der den Verkehrsfluss empfindlich stört.

Auch während den Hauptreisezeiten des Jahres sind vor allem Autobahnen meist heillos überfüllt. Rasch kommt es zu zähfließendem Verkehr und schließlich zum Stau, der je nach allgemeiner Verkehrssituation alles stundenlang zum Stillstand bringen kann. Baustellen mit verengten Fahrsteifen und einer starken Geschwindigkeitsbegrenzung sowie liegen gebliebene Fahrzeuge oder gar Unfälle sorgen für einen zusätzlichen Rückstau. Ein besonders hohes Verkehrsaufkommen zu Stoßzeiten ist der häufigste Grund für die Entstehung von Verkehrsstörungen und Staus.

Verkehrsstörungen durch Unfälle

Auf Platz 2 der häufigsten Ursachen für Verkehrsstaus stehen Unfälle. Wenn es zu einem Unfall kommt, werden nicht selten Durchfahrtswege blockiert. Es kommt zum Rückstau. Bei besonders schweren Unfällen müssen Polizei und Rettungskräfte unter Umständen sogar ganze Streckenabschnitte sperren und den Verkehr umleiten. Bei schlechten Witterungsverhältnissen und in Stoßzeiten kommt es aufgrund der schlechten Sicht und des hohen Verkehrsaufkommens besonders häufig zu Unfällen. Schwerwiegende Verkehrsstörungen sind nicht selten die Folge. Zwar sind die Unfallzahlen 2014 grundsätzlich gesunken, trotzdem gibt es in den vergangenen Jahren immer mehr Verletzte und Unfalltote.

Besonders oft kracht es übrigens in Berlin. Die Hauptstadt musste im vergangenen Jahr pro 1000 Pkw 10,25 Unfälle verzeichnen. Grund ist vor allem das hohe Verkehrsaufkommen in der Metropole.

Gefahr durch Baustellen

Baustellen sorgen für Beeinträchtigungen dpa

Baustellen sind die dritthäufigste Ursache für Staus und stockenden Verkehr. Der Grund dafür sind häufig verengte Fahrbahnen, Spurzusammenlegungen und starke Geschwindigkeitsbegrenzungen. Dadurch wird eine Baustelle zum Nadelöhr, durch das sich vor allem starker Verkehr nur mühsam hindurchschleusen lässt. Wird die Strecke nach dem Baustellenbereich normal fortgesetzt, löst sich auch der Stau meist sehr rasch wieder auf und der Verkehr kann wieder ungestört fließen.

In Baustellen kommt es aufgrund des geänderten Spurverlaufes und verengter Fahrstreifen zudem nicht selten zu Unfällen, die das Problem zusätzlich verschärfen. Staut sich der Verkehr in einer Baustelle aufgrund eines Unfalles, ist es für die Rettungskräfte meist besonders schwierig, den Unfallort zu erreichen. Nicht selten kommt der Verkehr bei einem Unfall in der Baustelle deshalb vorübergehend vollständig zum Erliegen.

Defektes Fahrzeug

Fast jeder Autofahrer musste sich schon einmal mit einer Panne auseinandersetzen. Wann und wo das Fahrzeug liegen bleibt, lässt sich leider in den meisten Fällen nicht voraussagen. Kommt es mitten auf der Strecke zu einer Autopanne, noch dazu im dichten Verkehrsaufkommen, entsteht dadurch schnell ein Stau. Nicht immer ist es möglich, das defekte Fahrzeug zügig aus dem Weg zu räumen und so die Strecke wieder freizugeben. Wichtig ist deshalb, zunächst den Standort gut sichtbar zu kennzeichnen, damit sich aus der Autopanne kein Auffahrunfall durch nachfolgende Fahrzeuge ereignet, und anschließend das Fahrzeug nach Möglichkeit in eine sichere Position zu bringen, die den weiteren Verkehr nicht behindert.

Zuletzt darf noch mit einem Vorurteil aufgeräumt werden: LKWs sind nicht hauptverantwortlich für das Entstehen von Staus auf der Autobahn. Zwar sind die Transporter aufgrund der geltenden Sicherheitsrichtlinien für den Straßenverkehr meist mit 80 bis 100 Stundenkilometern eher langsam unterwegs, stören den übrigen Verkehr vor allem auf Autobahnen dadurch aber wenig, wie Stauforscher herausgefunden haben. Da den LKWs in der Regel eine eigene Fahrtspur zur Verfügung steht und sie von schnelleren Fahrzeugen dadurch problemlos überholt werden können, sind sie nicht als schwerwiegendes Hindernis zu werten.

Zudem besteht in vielen Bereichen deutscher Autobahnen ein Überholverbot für LKW, damit diese die Überholspuren für schnellere Fahrzeuge nicht blockieren. Die Staubildung müssen sich genervte PKW-Fahrer deshalb leider selbst auf die Fahne schreiben, denn Verkehrsstörungen entstehen vor allem durch Fahrfehler, die einen Stau buchstäblich aus dem Nichts entstehen lassen können. Das richtige Verhalten kann allerdings dabei helfen, den Stau nicht nur gelassener zu ertragen, sondern die Stockung auch möglichst zügig wieder aufzulösen. Doch wie verhalten Sie sich richtig im Stau?

Ruhe bewahren

Im Stau kochen die Gemüter schnell hoch. Deshalb ist es wichtig, ruhig und vorausschauend zu fahren, nicht zu drängeln und auch im Stau oder stockenden Verkehr einen ausreichenden Sicherheitsabstand einzuhalten. Ein Unfall, der durch unvorsichtiges Fahren oder übermäßiges Drängeln entsteht, verstärkt die Verkehrsstörung zusätzlich.

Reißverschlussverfahren einhalten

Besonders auf der Autobahn entsteht ein Stau häufig durch Spurzusammenlegungen. Hier sollten Staupiloten das Reißverschlussverfahren einhalten, um eine möglichst zügige Verkehrszusammenführung zu ermöglichen. Ist die verengte Stelle überwunden, löst sich der Stau meist zügig auf.

Rettungsgasse bilden

Die Rettungsgasse wird zwischen linker und mittlerer Spur gebildet.
So bildet man eine Rettungsgasse ARCD

Ist ein Unfall die Ursache für einen Stau, ist es wichtig, dass Rettungskräfte trotz der entstehenden Verkehrsstörung ungehindert zum Unfallort vordringen können. Staupiloten sollten deshalb unbedingt eine Rettungsgasse bilden, um den Rettungskräften und der Polizei eine schnelle Zufahrt zu ermöglichen.

Wichtig: Auch im Stau darf nur in Ausnahmefällen der Seitenstreifen befahren werden, weshalb entsprechende Urteil auch oft zu Lasten der Standspurnutzer ausfallen. Der seit 2015 gültige Bußgeldkatalog sieht in diesem Fall ein Bußgeld in Höhe von 75,00 Euro vor. Zusätzlich wird ein Punkt in Flensburg fällig. Staupiloten sollten deshalb lieber die Ruhe bewahren und abwarten, bis sich der Stau auf herkömmliche Weise auflöst. Auch ein kurzes Stück bis zur nächsten Ausfahrt darf im Stau nur in Ausnahmefällen über die Standspur überbrückt werden.

Eine mögliche Ausnahme, bei der der Standstreifen zumindest vorübergehend mitbenutzt werden darf, stellt ein Unfall dar. Muss eine Gasse für die Rettungsfahrzeuge gebildet werden und ist dies allein auf der regulären Fahrbahn nicht möglich, darf die Standspur ausnahmsweise genutzt werden, um den Rettungsfahrzeugen die Durchfahrt zu ermöglichen. (AG)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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