Smart avanciert zur Paketstation

Kooperation zwischen Daimler-Tochter und DHL

Smart avanciert zur Paketstation
Der Smart wird zur Gepäckstation umgewandelt © Smart

Das Auto von heute ist nicht mehr zum Fahren da. Während manche Hersteller Concierge-Dienste anbieten, funktioniert Smart seine Kleinwagen Fortwo und Forfour zum Paketboten um.

Der Kleinwagenbauer Smart und der Paketdienst DHL machen künftig gemeinsame Sache: Zusteller sollen mit Hilfe einer schlüssellosen Technologie künftig Pakete in den Kofferraum der Kleinwagen zustellen können. Das kündigte Smart-Chefin Annette Winkler am Montag in Böblingen an. Die Daimler-Tochter hatte den Dienst im vergangenen Jahr heimlich in einer Pilotphase mit 30 Teilnehmern ausprobiert. «Wir gehen davon aus, dass das natürlich auch Wettbewerber machen werden», sagte Winkler.

Smart ist tatsächlich nicht der einzige Autobauer, der mit DHL an der Idee feilt. Die VW-Tochter Audi hatte im vergangenen Jahr ein Pilotprojekt mit dem Paketdienst und Amazon gestartet. Audi prüfe aktuell - basierend auf den Ergebnissen des Pilotprojekts - «verschiedene technische Optionen für ein mögliches reguläres Angebot», sagte ein Sprecher. Auch BMW testet nach den Worten von DHL-Vorstand Jürgen Gerdes den Service. Bei Smart sei die Umsetzung aber besonders zügig gewesen, so Gerdes.

Service soll Smart neue Kunden bringen

DHL probiert derzeit verschiedene vom Empfänger unabhängiger Zustellmethoden aus: Neben den seit Jahren eingerichteten Packstationen sind das Paketboxen vor Ein- oder Mehrfamilienhäusern - große Briefkästen - in denen Kartons mit Hilfe eines Codes abgeladen, aber auch abgeholt werden.

Die Autohersteller stehen aber vor allem in Städten dem Wettbewerb von öffentlichem Nahverkehr und Carsharing-Angeboten gegenüber und brauchen neue Verkaufsargumente. Zwar ist es für Autofahrer nach wie vor wichtig, ein eigenes Auto zu besitzen, wie eine Forsa-Studie im vergangenen Herbst ergeben hatte. Man stelle sich aber die Frage: «Was macht ein Auto heute attraktiv», sagte die Smart-Chefin. «Es ist Software, die Services ermöglicht», beantwortete sie selbst. Der Service werde die Bereitschaft einen Smart zu kaufen, steigern, glaubt die Smart-Chefin.

Sieben Städte im Visier

Smart-Chefin Annette Winkler und DHL-Vorstand Jürgen Gerdes
Smart-Chefin Annette Winkler und DHL-Vorstand Jürgen Gerdes Smart

Insbesondere die Oberklasse-Anbieter kommen nicht umhin, ihren Kunden zusätzliche Dienstleistungen zum Auto anzubieten. Daimler hat für Fahrer der neuen E-Klasse einen Concierge-Service eingerichtet, der etwa Hotelbuchungen oder die Reservierung im Hotel vornimmt oder den Besitzer zu besonderen Geschäften leitet, von wo vorbestellte Waren direkt abgeholt oder in ein Hotel geliefert werden können. Die Plattform dahinter werde von Bosch betrieben, sagte eine Daimler-Sprecherin. BMW verbindet seine Autos beispielsweise mit den Smart-Home-Anwendungen der Deutschen Telekom, mit deren Hilfe entsprechende Geräte wie die Heizung, Licht oder Alarmanlage vom Auto aus gesteuert werden können.

Auch das Angebot von Smart könne noch ausgeweitet werden, sagte Winkler. Denkbar sei zum Beispiel, dass Brötchen vom Bäcker oder die Kleidung aus der Reinigung im Kofferraum des Kleinwagens abgeliefert werden. Möglich macht es das schlüssellose Öffnen, dass Daimler bereits in seinem auf Smart beruhenden Carsharing-Angebot verwendet. Beim Bestellen im Online-Shop wird eine TAN generiert, mit deren Hilfe der Paketbote das Auto mit dem Handy öffnen kann. Voraussetzung ist, dass es im Umkreis von 300 Metern von der Heimatadresse steht. Der Paketbote bekommt die GPS-Koordinaten zugestellt.

Von September bis Frühjahr 2017 an laufe der Beta-Test in Stuttgart an, kündigte Smart-Chefin Winkler an. Einige Monate später folgen Köln, Bonn und Berlin - insgesamt soll es den Service testweise in sieben Städten geben. Smart will den Service mehreren hundert Teilnehmern pro Stadt anbieten. Sie können sich ab sofort bewerben und ihr Auto kostenlos nachrüsten lassen. Welche Online-Händler sich beteiligen, ließen Smart und DHL zunächst offen. Man sei mit etwa 40 Händlern im Gespräch, sagte ein Sprecher. Perspektivisch könne der Dienst auch auf die Marke Mercedes ausgeweitet werden. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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