«Nun ist die Zeit reif, den nächsten Schritt zu gehen»

Skoda-Entwicklungsvorstand Frank Welsch

«Nun ist die Zeit reif, den nächsten Schritt zu gehen»
Skoda-Entwicklungsvorstand Frank Welsch mit dem neuen Skoda Fabia © Skoda

Skoda bringt Mitte November den neuen Fabia auf den Markt. Im Interview mit der Autogazette spricht Entwicklungsvorstand Frank Welsch über Markenwerte, das neue Design und darüber, weshalb er einen neuen Testzyklus beim Verbrauch begrüßt.

Der Autobauer Skoda feiert im November den Marktstart des neuen Fabia. Es ist das erste Auto der VW-Tochter, das die Designsprache der Studie VisionC aufgreift. «Wir glauben, dass es jetzt an der Zeit ist, die Funktionalität unserer Automobile mit einem emotionaleren Design stärker zu verbinden», sagte Skoda-Entwicklungsvorstand Frank Welsch im Interview mit der Autogazette.

«Im Vordergrund standen die funktionalen Markenwerte»

Dass das Design der Marke in den zurückliegenden Jahren möglicherweise zu langweilig war, wird von Welsch verneint. «Im Vordergrund standen aber zunächst die funktionalen Markenwerte. Wir haben diese systematisch ausgebaut und verankert. Eine Marke funktioniert erst dann nachhaltig, wenn der Kunde weiß, für was sie steht», betonte Welsch. Doch nun sei die «Zeit reif, den nächsten Schritt zu gehen. Dazu gehört, unserer Marke mehr Emotionalität mit auf den Weg zu geben.»

«Der Anspruch an einen Skoda ist gestiegen»

Skoda-Entwicklungsvorstand Frank Welsch mit Frank Mertens und dem neuen Skoda Fabia
Frank Welsch erklärt den neuen Skoda Fabia AG

Autogazette: Der neue Skoda Fabia ist das erste Auto, das die neue Designsprache des VisionC aufgreift. Wie wichtig ist für das Markenimage von Skoda dieses neue Design?

Frank Welsch: Skoda hat sich mit hoher Funktionalität, Qualität und einem überdurchschnittlichen Raumangebot in den letzten Jahren einen guten Namen gemacht. Aber der Anspruch an einen Skoda ist gewachsen, die Kunden wollen neben aller Funktionalität auch ein ausdrucksstarkes Design. Wir glauben, dass es jetzt an der Zeit ist, die Funktionalität unserer Automobile mit einem emotionaleren Design stärker zu verbinden.

Autogazette: Also war das Design der Marke in den zurückliegenden Jahren zu langweilig?

Welsch: Ein ganz klares Nein, unsere Verkaufszahlen und Marktanteile haben sich sehr gut entwickelt. Im Vordergrund standen aber zunächst die funktionalen Markenwerte. Wir haben diese systematisch ausgebaut und verankert. Eine Marke funktioniert erst dann nachhaltig, wenn der Kunde weiß, für was sie steht. Der internationale Erfolg von Skoda mit beständig steigenden Absatzzahlen zeigt, dass wir hier eine gute Grundlage geschaffen haben. Nun ist die Zeit reif, den nächsten Schritt zu gehen. Dazu gehört, unserer Marke mehr Emotionalität mit auf den Weg zu geben.

Autogazette: Das Wort Design tauchte bei diesen Markenwerten aber bisher nicht auf.

Welsch: Design ist der Ausdruck von Markenwerten. Daher ist Design bei uns auch in der Vergangenheit wichtig gewesen. Wir stellen es nun noch stärker in den Fokus. Wenn Sie so wollen, gehen wir damit ein Stück zurück an unsere Wurzeln. Skoda hat in der Vergangenheit designorientierte, hoch emotionale Automobile gebaut. Zum Beispiel den legendären Skoda Popular Monte Carlo in den 30er Jahren. Diesem Anspruch wollen wir auch heute gerecht werden.

Autogazette: Welche Bedeutung kommt denn der neuen Designsprache mit Blick auf das Wachstum zu?

Welsch: Skoda setzt gerade die größte Wachstums- und Modelloffensive seiner Geschichte um. Bis zum Ende des Jahrzehnts möchte die Marke mindestens 1,5 Millionen Fahrzeuge jährlich verkaufen. Dafür müssen wir neue Segmente und Kundengruppen erschließen und uns stärker international ausrichten. Das Design ist in der Automobilindustrie ein wichtiges Kaufkriterium. Mit unser neuen emotionaleren Designlinie wollen wir auch Kunden für die Marke gewinnen, die Skoda bisher nicht im Blickfeld hatten. Der Erfolg des Rapid Spaceback und des neuen Octavias zeigen, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind.

«Wir werden mit neuem Design jüngere Kunden ansprechen»

Skoda Vision C
Die Skoda-Studie VisionC gilt als Designpate AG/Mertens

Autogazette: Also ermöglicht es Ihnen die neue Designsprache, auch jüngere Kunden zur Marke zu bringen?

Welsch: Ja, wir werden mit dem neuen Design auch jüngere Kunden verstärkt ansprechen. Das Design allein macht es aber nicht aus, das Gesamtpaket muss passen. Gerade bei jungen Kunden beobachten wir einen verstärkten Wunsch nach mehr Individualisierungsmöglichkeiten. Auch moderne Infotainment-Systeme spielen eine immer wichtigere Rolle. Hier bieten wir im neuen Fabia einige sehr innovative Lösungen an und bringen zum Beispiel erstmals die Vernetzung des Smartphones ins Auto.

Autogazette: Sie sprechen hier auf das System MirrorLink an. Was können Sie damit Ihren Kunden offerieren?

Welsch: Mit der MirrorLink Technologie im neuen Fabia bringen wir erstmals die Intelligenz und den praktischen Nutzen des Smartphones ins Auto. Mit MirrorLink kann man sich auf dem Smartphone installierte Apps parallel auf dem Bildschirm des Fahrzeuges anzeigen lassen und auch bedienen. So können die Nutzer Musik aus dem Smartphone hören, Navigations-Apps nutzen oder Informationen zu Wetterlage und freien Parkplätzen in der Nähe abrufen. Darüber hinaus bieten wir exklusive Apps an, mit denen sich bestimmte Fahrzeugdaten in speziellen Applikationen auf dem Smartphone abbilden lassen. Wir nennen das SmartGate. Damit können Sie beispielsweise die Effizienz ihres Fahrstils analysieren und optimieren.

Autogazette: Mit dem im März dieses Jahres gezeigten Konzeptfahrzeug VisionC hatten Sie einen ersten Ausblick auf das Design des neuen Fabia gegeben. Was ist denn vom VisionC in den neuen Fabia eingeflossen?

Welsch: Das Design des neuen Fabia ist insgesamt prägnanter und sportlicher gezeichnet. Die komplette Linienführung des Fahrzeugs mit etlichen so genannten Undercuts zeigt Gemeinsamkeiten zur VisionC, dazu tragen auch die deutlich verbesserten Proportionen des neuen Fabia bei. In der Frontpartie des neuen Fabia kann man auch im Detail viele gestalterische Elemente wiederfinden, die wir erstmalig beim VisionC gesehen haben. Der Fabia ist ein erster Schritt in die neue Designrichtung. Der neue Superb wird die gestalterische Kraft von Skoda dann voll zu Geltung bringen. Er wird, nicht nur wegen seines Designs, viele überraschen.

«Neue Instrumententafel strahlt Ruhe aus»

Der Skoda Fabia
Das neue Cockpit des Skoda Fabia wurde wertiger gestaltet Skoda

Autogazette: Sie sagten, dass Ihnen neben dem Exterieur-Design vor allem der neue Innenraum des neuen Fabia gefällt. Was mögen Sie am meisten?

Welsch: Es sind zwei Komponenten, die dem Innenraum des neuen Fabia Geräumigkeit und Wertigkeit verleihen: die Instrumententafel und die verwendeten Materialien und Dekore. Dazu kommt die Individualisierbarkeit von Farben und Materialien.

Autogazette: Was zeichnet denn die Instrumententafel aus?

Welsch: Die neue Instrumententafel ist aufgeräumt und strahlt Ruhe aus. Gelungen ist dies durch eine horizontale Gliederung der Instrumente. Da gibt es kein Element, das sich in den Vordergrund stellt, sondern alles bildet eine Einheit.

Autogazette: Würden Sie soweit gehen, beim Vergleich des neuen Fabias zu seinem Vorgänger von einem Quantensprung zu sprechen?

Welsch: Quantensprung ist ein überstrapazierter Begriff. Natürlich wollten wir mit dem neuen Fabia alles etwas besser, aber auch anders machen. Dafür haben unsere Ingenieure und Designer viel Herzblut in dieses Fahrzeug gesteckt. Herausgekommen ist ein komplett neues Fahrzeug mit neuen Dimensionen, frischem Design und viel Technik aus höheren Klassen. Auch im Innenraum werden Sie nicht ein Teil aus dem aktuellen Fabia finden.

«Ich begrüße den neuen Testzyklus»

Der Skoda Fabia ist ein agiler Kleinwagen.
Der Skoda 1.4 TDI GreenLine soll sich mit 3,1 Litern begnügen Skoda

Autogazette: Sie konnten den Verbrauch des Fabia um bis zu 17 Prozent im Vergleich zum Vorgänger reduzieren. So verbraucht der 1.4 TDI GreenLine theoretisch nur noch 3,1 Liter auf 100 Kilometern. Wieviel Spielraum sehen Sie da noch nach unten?

Welsch: Das Ziel ist klar: Unsere Flotte muss bis zum Jahr 2020 den CO2-Grenzwert von 95 g/km erreichen. Das hat mit Spielraum nichts zu tun. Wir werden die Vorgaben beispielsweise auch durch weitere Gewichtsreduzierung erfüllen. Der neue Fabia wiegt bereits unter 1000 Kilogramm.

Autogazette: Bereits mit den zwei Dieselmotoren liegen Sie unter diesen 95 g/km. Wieviel können Sie noch herausholen?

Welsch: Allein innermotorisch ist da nicht mehr viel möglich, wir müssen das Gesamtpaket sehen. So müssen neben den innermotorischen auch die äußeren Widerstände weiter reduziert werden. So verbessern wir beispielsweise kontinuierlich die Aerodynamik unserer Automobile. Daneben setzen wir auf die Rekuperation und den Gasantrieb. Unser Skoda Citigo kommt beispielsweise auf einen CO2-Ausstoß von 79 g/km. Das sind Werte, die wir auf dem Weg ins Jahr 2021 häufiger sehen werden. Und die GreenLine-Version unseres Fabia kommt auf 82 g/km. Der Octavia schafft 85 g/km. Sie sehen, wir sind hier gut unterwegs.

Autogazette: Eine aktuelle Studie des International Council of Clean Transportation besagt, dass die nach dem NEFZ ermittelten Herstellerangaben um bis zu einem Drittel vom Realverbrauch abweichen. Was ist vor diesem Hintergrund von einem Wert von 3,1 Litern zu halten?

Welsch: Es ist bekannt, dass der NEFZ-Verbrauch ein Wert ist, der auf dem Rollenprüfstand unter vorgegebenen Prüfparametern ermittelt wird. Dabei geht es um eine Vergleichbarkeit der Verbrauchswerte. Auch wenn dieser NEFZ-Verbrauch von der Realität abweichen kann, zeigt er dennoch, wie effizient die Autos der einzelnen Hersteller im Vergleich zueinander sind.

Autogazette: Mit der Realität hat er dennoch nichts gemein: Wird der voraussichtlich ab 2017 geltende neue Testzyklus, das Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure, zu realistischen Verbrauchsabgaben führen?

Welsch: Ich begrüße den neuen Testzyklus. Er wird zu realistischeren Verbrauchsangaben führen. Das ist nicht nur im Interesse unserer Kunden, sondern auch im Interesse der Hersteller. Vor allem für Autobauer, die - wie wir - sehr effiziente Modelle mit niedrigen Verbrauchswerten anbieten.

Das Interview mit Frank Welsch führte Frank Mertens

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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