Skoda-Chef Maier: «Wir haben noch mehr Pfeile im Köcher»

SUV-Offensive der tschechischen VW-Tochter

Skoda-Chef Maier: «Wir haben noch mehr Pfeile im Köcher»
Skoda-Chef Bernhard Maier © AG/Mertens

Erst kam der Kodiaq und jetzt der Karoq. Innerhalb seines Wachstumskurses setzt Skoda dabei auf weitere mehrheitsfähige SUV-Modelle. Sie spielen in der Strategie der VW-Tochter eine tragende Rolle.

Von Frank Mertens

Als sich die Weltpremiere des Skoda Karoq am Donnerstagabend in Stockholm nach dem umjubelten Auftritt der schwedischen Rock- und Popband Mando Diao langsam dem Ende zuneigt, steigt Skoda-Chef Bernhard Maier noch einmal kurz in das neue Kompakt-SUV des tschechischen Autobauers.

Kein Journalist stellt ihm jetzt mehr irgendwelche Fragen zum Absatz, zu den Wachstumszielen in diesem und den kommenden Jahren – auch nicht dazu, wie viele SUVs denn neben dem Kodiaq und Karoq noch kommen werden. Maier kann für einen Moment inne halten. Vom Fahrersitz aus streicht er über den Dachhimmel, das Armaturenbrett, schaut sich noch einmal kurz im Innenraum um – und steigt nach ein paar Minuten aus. Er wirkt sichtlich zufrieden mit dem, was seine Entwickler und er da auf die Räder gestellt haben.

Marktstart des Karoq Ende Oktober

Der Karoq wird Ende Oktober die Nachfolge des Yeti antreten. Der Yeti ist das Auto, das mit seinem Aussehen polarisierte – und sich gerade deshalb aus der Masse weichgespülter SUVs positiv abhob. Doch wenn es um die Steigerung des Absatzes eines Modells geht, ist polarisieren nichts, was sich ein auf weiteres Wachstum bedachter Hersteller erlauben kann.

Geht man kritisch mit Skoda um, könnte man sagen, dass den Tschechen beim Karoq ein wenig der Mut abhanden gekommen ist. Statt weiter wie beim Yeti zu polarisieren, setzt man beim Design des Karoq auf Mainstream. So wie es Seat mit dem Ateca getan hat, dem Schwestermodell.

Dass Maier das mit dem abhanden gekommenen Mut ganz anders sieht, liegt auf der Hand, wie er im Gespräch mit der Autogazette sagt. «Mit dem Skoda Kodiaq haben wir unsere neue emotionale Designsprache erstmals auf das SUV-Segment übertragen. Jetzt gehen wir mit dem Karoq den nächsten Schritt. Wir schaffen so einen eigenständigen Auftritt für unsere SUV-Modelle innerhalb unserer Produktpalette», sagt Maier. Mit seiner klaren Marken- und Produktidentität würde sich der Karoq eindeutig von seinen Mitbewerbern unterscheiden, fügt der Vorstandschef hinzu. Er verwies auf zudem auf die Kundenbefragungen in Europa und China. Das Feedback der Kunden fiel dabei positiv aus.

Kompromissloses Design polarisierte

Letztlich komme es auch nicht darauf an, ob ein neues Auto vor allem dem CEO gefalle, sondern es müsse dem Kunden gefallen. Schließlich sei er es, der am Ende über einen Kauf entscheidet. Wie Maier sagt, habe auch er den Yeti klasse gefunden und sei ihn unglaublich gerne gefahren. «Der Erfolg des aktuellen Yeti ist unbestritten. Und doch wissen wir, dass dieses kompromisslose Design immer wieder polarisiert hat. Damit konnten wir in der Vergangenheit einen Teil potenzieller Kunden nicht erreichen.»

Erst mit der neuen Plattform des VW-Konzern, die für das neuste Skoda-Modell optimal ausgelegt wurde, haben sich ganz neue Möglichkeiten ergeben, mit dem ein modernes, mehrheitsfähiges Fahrzeug auf die Räder gestellt werden konnte. Mehrheitsfähig ist dabei wichtig. Zwar kam der Yeti pro Jahr auf durchschnittlich 100.000 Verkäufe. Das ist gut, gemessen am Potenzial des Kompakt-SUV-Segments aber nicht gut genug. Da geht mehr – und darauf setzt Skoda auch beim Karoq.

Profitables Wachstum

Doch wie immer setzt Skoda nicht nur auf den Absatz, sondern auf ein profitables Wachstum. Gerade dafür spielen die neuen SUV-Modelle eine tragende Rolle. Nach dem Kodiaq und dem Karoq werden weitere SUV-Modelle folgen, auch wenn Maier dazu nicht viel mehr sagen mag als das: «Wir haben unsere SUV-Offensive gerade erst gestartet und noch mehr Pfeile im Köcher.»

Dass Skoda dringend einen Absatzpush durch seine SUVs benötigt, könnte man beim Blick auf die Absatzzahlen annehmen. Im April lag man weltweit mit 97.300 Einheiten nur knapp über dem Niveau des Vorjahresmonats. Und nach vier Monaten steht das Plus mit 380.800 Fahrzeugen gerade einmal bei 1,8 Prozent. Ist Maier angesichts dieser stagnierenden Zahlen beunruhigt?

Offenkundig nicht. «Der neue Kodiaq ist gerade erst angelaufen und der Bestelleingang stimmt uns sehr zuversichtlich. Der im ersten Quartal angelaufene, modellgepflegte Octavia kommt ebenfalls sehr gut an.» Maier wirkt bei seinen Aussagen ziemlich gelassen. Er weiß um die Kraft seiner Modelle – und um die Kraft mehrheitsfähiger SUVs wie dem Kodiaq und dem Karoq – und dem, was sonst noch in naher Zukunft aus Mlada Boleslav an SUVs anrollen wird.

Weltpremiere Skoda Karoq

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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