«Die Million werden wir spätestens 2014 knacken»

Skoda-Chef Winfried Vahland

«Die Million werden wir spätestens 2014 knacken»
Winfried Vahland verantwortet bald das Nordamerika-Geschäft. © Skoda

Die VW-Tochter Skoda hält trotz der europäischen Absatzkrise an ihren Wachstumszielen fest. Im Interview mit der Autogazette spricht Vorstandschef Winfried Vahland über neue Modelle, boomende Märkte und darüber, wann die Millionenmarke geknackt wird.

Der Autobauer Skoda hält ungeachtet der Absatzkrise in Europa an seinem Ziel fest, bis zum Jahr 2018 mindestens 1,5 Millionen Fahrzeuge absetzen zu wollen. «Daran halte ich fest. Das zeigt die Stärke der Marke Skoda», sagte Skoda-Vorstandsvorsitzender Winfried Vahland im Interview mit der Autogazette. «Wir planen langfristig und unser internationales Geschäft versetzt uns in die Lage, uns unabhängiger von regionalen Marktentwicklungen zu machen. Jetzt zahlt es sich aus, dass wir uns rechtzeitig international ausgewogen aufgestellt haben.»

«Ab dritten Quartal wird Marke wieder wachsen»

Vor dem Hintergrund des Produktionsanlaufs des neuen Skoda Octavia geht Vahland davon aus, dass der Absatz der Marke im ersten und zweiten Quartal unter dem des Vorjahres liegen wird. «Ab dem dritten Quartal wird die Marke aber wieder wachsen. Wir werden Ende des Jahres Anlass zur Freude haben.» Wohl spätestens ab dem Jahr 2014 rechnet Vahland damit, dass die Millionen-Marke geknackt wird.

«Wir glauben an unsere Produkte»

Der neue Skoda Octavia Combi.
Der neue Skoda Octavia Combi Skoda

Autogazette: Herr Vahland, Sie haben für Skoda ein Wachstumsziel von mindestens 1,5 Millionen Fahrzeugen bis zum Jahr 2018 ausgegeben. Halten Sie an diesem Ziel trotz der Absatzkrise in Europa unverändert fest?

Winfried Vahland: Daran halte ich fest. Das zeigt die Stärke der Marke Skoda. Wir glauben an unsere Produkte. Der neue Octavia ist das beste Beispiel für eine konsequente Produktstrategie und überzeugende Produktsubstanz. Wir planen langfristig und unser internationales Geschäft versetzt uns in die Lage, uns unabhängiger von regionalen Marktentwicklungen zu machen. Jetzt zahlt es sich aus, dass wir uns rechtzeitig international ausgewogen aufgestellt haben.

Autogazette: Doch auch Skoda ist mit Blick auf die Absatzzahlen von der Krise in Europa nicht verschont geblieben und wächst deutlich langsamer als 2011. Darüber täuscht auch der Absatzrekord des Jahres 2012 nicht hinweg.

Vahland: Zunächst einmal konnten wir im Vorjahr mit 939.200 Fahrzeugen um 6,8 Prozent wachsen. Das ist ein weiterer Meilenstein für uns. Zu Beginn dieses Jahres befinden wir uns durch die Einführung des Modularen Querbaukastens – der Octavia ist das erste Skoda-Modell, das darauf basiert - noch in einer Umbruchphase. Hier läuft die Produktion gerade hoch.

«Zweistellige Wachstumsraten auch in Zukunft möglich»

Autogazette: Sie sind mit einem Absatz von 69.500 Autos ins neue Jahr gestartet. Das entspricht einem Minus von 7,8 Prozent. Liegt das nur an der Produktionsumstellung für den Skoda Octavia oder hat die Krise nun auch sie so richtig erwischt?

Vahland: Beim Produktionsstart eines neuen Modells dauert es immer eine gewisse Zeit, bis die Fabrik die volle Kapazität erreicht. Beim Octavia, der über 40 Prozent unseres Absatzes ausmacht, schlägt das natürlich besonders zu Buche. Entsprechend werden wir das erste und zweite Quartal unter Vorjahr liegen. Ab dem dritten Quartal wird die Marke aber wieder wachsen. Wir werden Ende des Jahres Anlass zur Freude haben.

Autogazette: Während Skoda in 2011 noch ein Plus von 15,3 Prozent erzielen konnte, waren es im Vorjahr nur noch 6,8 Prozent. Sind die Zeiten hoher zweistelliger Wachstumsraten vorbei?

Vahland: Nein, zweistellige Wachstumsraten werden auch in Zukunft möglich sein. Doch wir befinden uns ohne Frage in Europa in einem schwierigen Marktumfeld. Aber dennoch gehe ich davon aus, dass wir unsere Marktanteile steigern können. So hatten wir im Vorjahr erstmals in Westeuropa einen Marktanteil von deutlich über drei Prozent und in Gesamteuropa konnten wir mit 3,9 Prozent einen neuen Marktanteilsrekord erzielen. Bis 2018 haben wir uns einen Marktanteil von fünf Prozent in Europa vorgenommen.

Autogazette: Und wie schaut es in den anderen Märkten aus?

Vahland: In Zentraleuropa haben wir unser Ziel im Vorjahr mit leicht über 18 Prozent erreicht. Auch in West-Europa rechnen wir mit weiterem Wachstum. Wir sind in Deutschland sehr erfolgreich unterwegs. Wenn in diesem Jahr alles gut läuft, könnten wir einen Marktanteil von fünf Prozent in Deutschland erreichen. Daneben sind wir in Österreich und der Schweiz nach den ersten zwei Monaten des Jahres die Nummer zwei, wir sind zudem gut in England unterwegs. Wir entwickeln uns in Nord- und Mitteleuropa sehr vernünftig. Natürlich sind wir auch von der insgesamt schwierigen Absatzlage und der Krise in Südeuropa betroffen.

«Werden auch in diesem Jahr in China wachsen»

Der Skoda Yeti kommt in China auf den Markt Skoda

Autogazette: Dafür erzielen Sie in Russland und China hohe Zuwachsraten...

Vahland: ...ja, in Russland konnten wir im Vorjahr mit über 99.000 Autos einen neuen Auslieferungsrekord aufstellen...

Autogazette: ...was einem Plus von 33,7 Prozent entspricht...

Vahland: ...und wir werden auch in diesem Jahr erneut in China wachsen. Wir halten an dem strategischen Ziel von mindestens 1,5 Millionen Fahrzeugen bis 2018 fest, weil wir Vertrauen in die Entwicklung unserer Marke haben. Schauen Sie sich den Octavia an, von dem wir im Vorjahr über 400.000 Fahrzeuge verkauft haben. Mit der dritten Generation werden wir weiter punkten. Bis spätestens 2018 wollen wir 500.000 Einheiten jährlich von diesem Auto absetzen. Der neue Octavia kommt genau zur richtigen Zeit.

Autogazette: Sie haben die dämpfenden Effekte durch den Produktionsanlauf des Octavia angesprochen. Was bedeutet das für die Absatzerwartung in diesem Jahr? Werden Sie die Million schon in diesem Jahr knacken?

Vahland: Ob uns das bereits in diesem Jahr gelingen wird, kann ich nicht sagen. Doch die Million werden wir wohl spätestens im Jahr 2014 knacken.

Autogazette: Experten rechnen damit, dass die Absatzkrise in Europa auch in diesem Jahr anhalten wird. Teilen Sie diese Auffassung oder sehen sie mit Blick auf die Auftragseingänge bereits Tendenzen für eine Besserung?

Vahland: Niemand kann wirklich seriös voraussagen, wie sich Europa, die Industrie und der europäische Gesamtmarkt entwickeln werden. Die derzeitigen Prognosen gehen von einem weiter schrumpfenden Markt in Europa aus. Der Autokauf hat auch immer etwas mit Vertrauen in die wirtschaftliche Zukunft zu tun. Und Sie sehen an dem Wahlergebnis in Italien, dass plötzlich neue Unsicherheit auftauchen kann.

«Müssen auch in Europa stärker werden»

Der Skoda Rapid wird am 20. Oktober in den Markt eingeführt.
Der Skoda Rapid Skoda

Autogazette: Sind Märkte wie China oder Russland in der Lage, die auch für das kommende Jahr zu erwartenden Rückgänge in Europa auszugleichen?

Vahland: Das sind zwei starke Märkte. China hat sich in den letzten Jahren zum größten Automobilmarkt weltweit entwickelt. Aber wir konzentrieren uns nicht nur auf diese Märkte, wir müssen auch in Europa stärker werden. Und wir wollen unseren Marktanteil auch in diesem Jahr in Europa steigern.

Autogazette: Skoda konnte in 2012 in China mit 235.700 Fahrzeugen ein Plus von 7,1 Prozent erzielen. Wie schauen Ihre Erwartungen für dieses Jahr aus?

Vahland: Wir wollen in China ab dem zweiten Halbjahr wieder zulegen. So bringen wir dort in diesem Jahr den Yeti als auch den Rapid auf den Markt. Diese Modelle dürften unser Wachstum weiter beflügeln. Wir haben die Chance, in China in diesem Jahr zweistellig zu wachsen.

Das Interview mit Winfried Vahland führte Frank Mertens

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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