«Citigo ist ein vielversprechender Beginn»

Skoda-Entwicklungsvorstand Christian Strube

«Citigo ist ein vielversprechender Beginn»
Skoda-Entwicklungschef Christian Strube im Superb iV. © Ivo Hercik/Skoda

Skoda bringt mit dem Superb und dem Citigo zwei elektrifizierte Modelle auf den Markt. Entwicklungs-Chef Christian Strube spricht über den Weg in die E-Mobilität und darüber, weshalb man mit seinem Angebot nicht zu spät kommt.

Ende des Jahres wird der tschechische Autobauer Skoda mit dem Superb iV und Citigo iV seine ersten zwei elektrifizierten Modelle auf den Markt bringen. Diesen Start in die Elektromobilität erachtet Skoda-Entwicklungsvorstand Christian Strube als nicht zu spät. «Für unsere Kunden ist das genau der richtige Zeitpunkt», sagte Strube im Interview der Autogazette. «Hätten wir die Autos früher gebracht, hätten wir nicht solch attraktive Angebote schnüren können», fügte der Manager hinzu.

So wird der tschechische Autobauer den Kleinwagen Citigo iV für einen Preis von deutlich unter 20.000 Euro anbieten. Zieht man davon die Kaufprämie von 4000 Euro ab, dann dürfte der Citigo iV sich in einem Preisrahmen von um die 15.000 Euro bewegen.

Mobilität wird mit Citigo erschwinglich

Damit macht Skoda E-Mobilität für einen breiten Kundenkreis erreichbar. «Ich habe vor zwei Wochen mit meiner Schwester und ihrer Tochter zusammengesessen und ihnen empfohlen, sich genau dieses Auto zu kaufen. Der Citigo iV ist für Leute, die sich kostengünstig und umweltfreundlich im urbanen Raum bewegen wollen, wie maßgeschneidert», so Strube.

Für den Entwicklungschef stellt der Citigo iV einen vielversprechenden Beginn auf dem Weg der Marke in die E-Mobilität dar. Mit ihm bekomme der Verbraucher alles, was er für die tägliche Mobilität benötige.

«E-Mobilität macht nur mit grünem Strom Sinn»

Der Skoda Superb iV und der Citigo iV (r.). Foto: Mertens

Autogazette: Herr Strube, wir schwer fällt es Ihnen als Car-Guy und Mann der Verbrennungsmotoren den Weg in die Elektromobilität zu gehen?

Christian Strube: Ehrlich gesagt: nicht wirklich schwer. Erstens wird es in der Zeit, in der ich als Entwickler tätig bin, nicht nur Elektromobilität sondern auch weiter Verbrennungsmotoren geben. Ich bin fest überzeugt, dass die Elektromobilität eine hervorragende Ergänzung zum bestehenden Antriebsmix ist. Es ist eine Mobilität, die ökologisch sinnvoll ist und gleichzeitig Spaß macht.

Autogazette: Wie lange ist die Elektromobilität für Sie eine Ergänzung?

Strube: Das fragt mich mein Sohn auch häufig. Er ist 15 Jahre alt und steht auf Sechs- und Achtzylinder. Ich sage ihm dann, dass er in der mittelfristigen Zukunft ganz entspannt bleiben kann. Es wird dann immer noch den Verbrennungsmotor als Diesel, Benziner oder auch als Erdgasvariante geben. Auch diese entwickeln wir in Richtung Effizienz sukzessive weiter.

Autogazette: Norwegen plant ab 2025 keine Verbrennungsmotoren mehr neu zuzulassen. Freut Sie eine solche Ankündigung als Entwickler, der von der Elektromobilität überzeugt ist?

Strube: Ich finde es gut, wenn ein Land wie Norwegen vorangeht, an eine emissionsfreie Zukunft denkt und den Weg in die Elektromobilität so konsequent vorantreibt. Dort hat man erkannt, dass dieser Weg der für sie richtige ist und alle ziehen an einem Strang. Diese Konsequenz würde ich mir in Europa auch mehr wünschen. Zum Beispiel im Bereich Infrastruktur. Ich baue darauf, dass die Energiehersteller ebenfalls ihren Beitrag leisten. Dazu gehört auch die Stromerzeugung. Denn E-Mobilität macht schlussendlich nur mit grünem Strom Sinn.

«Wir arbeiten mit Begeisterung an weiteren Modellen»

Skoda-Entwicklungschef Christian Strube bei der Präsentation des Citigo iV in Bratislava. Foto: Skoda

Autogazette: Müsste die Politik mehr für den Ausbau der E-Mobilität tun?

Strube: Ich würde mir wünschen, wenn die Begeisterung für die E-Mobilität in der Bevölkerung und der Politik noch größer wird. E-Mobilität darf nicht nur als eine Notwendigkeit gesehen werden, sondern als sinnvolle Ergänzung mit hohem Fahrspaßfaktor.

Autogazette: Was sind für Sie die größten Herausforderungen auf dem Weg in die E-Mobilität?

Strube: Mit der E-Mobilität haben wir eine zukunftsweisende Technik, die uns als Entwickler vielfältigste Möglichkeiten bietet. Mir macht es richtig Spaß, daraus tolle Autos wie den Superb iV und den Citigo iV zu machen. Doch das ist ja nur der Start. Wir arbeiten mit Begeisterung an weiteren Modellen.

Autogazette: Skoda bringt mit dem Superb als Plug-in-Hybrid und dem E-Auto Citigo Ende des Jahres seine ersten elektrifizierten Modelle auf den Markt. Erfolgt der Einstieg in die E-Mobilität damit nicht reichlich spät?

Strube: Für unsere Kunden ist das genau der richtige Zeitpunkt. Wenn man sich die Kosten der Batterietechnologie anschaut, dann macht das einen erheblichen Teil des Preises aus. Reichweite und Kosten sind zwei schlagende Argumente. Hätten wir die Autos früher gebracht, hätten wir nicht solch attraktive Angebote schnüren können.

«Habe meiner Schwester empfohlen, dieses Auto zu kaufen»

Autogazette: Würden Sie so weit gehen zu sagen, dass es Ihnen mit dem Citigo gelungen ist, ein Volks-Elektroauto auf den Markt zu bringen?

Strube: Ich habe vor zwei Wochen mit meiner Schwester und ihrer Tochter zusammengesessen und ihnen empfohlen, sich genau dieses Auto zu kaufen. Der Citigo iV ist für Leute, die sich kostengünstig und umweltfreundlich im urbanen Raum bewegen wollen, wie maßgeschneidert.

Autogazette: Kann der Citigo mit seinem günstigen Preis ein Gamechanger sein?

Strube: Auf jeden Fall ist er ein vielversprechender Beginn. Das Auto bietet vier Sitzplätze, einen anständigen Kofferraum und hat die Technologie an Bord, die man braucht und kommt laut WLTP auf eine Reichweite von rund 260 Kilometern. Damit haben sie als Normalverbraucher alles, was sie für die tägliche Mobilität benötigen. Und wenn sie alle acht Wochen mal ihre Tante in München besuchen wollen, fahren sie am besten mit der Bahn.

Autogazette: Aber für die Langstrecke bieten Sie ja nun auch den Superb mit Plug-in-Hybrid an…

Strube: …absolut, damit haben sie dann alle Möglichkeiten. Sie können mit diesem mehr als 50 Kilometer rein elektrisch fahren – und haben mit dem 1.4 TSI zudem einen tollen Motor an Bord. Mit dieser Kombination bleibt kein Wunsch offen.

Autogazette: Werden Sie aufgrund der Lieferengpässe bei den Batteriezellen in der Lage sein, ihre Autos auch ohne lange Lieferzeiten zum Kunden zu bringen?

Strube: Unser Plan ist, dass wir unseren Kunden natürlich akzeptable Lieferzeiten anbieten können.

«Befinden uns am Start des E-Mobilitätszeitalters»

Der Skoda Superb iV ist mit einem Plug-in-Hybrid unterwegs. Foto: Skoda

Autogazette: VW-Chef Herbert Diess hat unlängst ein Ende der Technologieoffenheit gefordert und sich für eine Fokussierung auf die reine E-Mobilität ausgesprochen. Wie passen Plug-in-Hybride dazu?

Strube: Sehr gut, denn als Übergang sind Plug-in-Hybride eine hervorragende Sache. Für Kunden, die lange Strecken, aber dennoch auch elektrisch fahren wollen, ist ein PHEV eine sinnvolle Angelegenheit.

Autogazette: Würden Sie eine Prognose wagen, wie lange ein PHEV eine Übergangslösung sein wird?

Strube: Schon eine Weile, denn wir befinden uns gerade am Start des E-Mobilitätszeitalters. Zudem bieten wir mit einem Plug-in-Hybriden den Menschen eine hervorragende Möglichkeit, mit der E-Mobilität Kontakt aufzunehmen.

Autogazette: Der Zulieferer ZF arbeitet an einem PHEV mit 70 bis 100 Kilometer Reichweite, Sie bieten nun mehr als 50 Kilometer. Reicht das?

Strube: Warten Sie mal ab, der Superb iV ist ja erst der Anfang.

Autogazette: Werde ich einen PHEV wie jetzt im Superb auch im Octavia sehen?

Strube: Logischerweise müsste ich jetzt Ja sagen.

«Bleiben Sie gespannt, was noch alles kommt»

Autogazette: Der Octavia ist also das nächste Fahrzeug mit einem PHEV bei Skoda?

Strube: (lacht) Bleiben Sie gespannt was noch alles kommt. Bis Ende 2022 wollen wir weitere elektrifizierte Modelle auf den Markt bringen.

Autogazette: Setzen Sie nicht vor allem deshalb auf PHEVs, weil Sie sonst die strengen werdenden CO2-Grenzwerte nicht erreichen können?

Strube: Die künftigen CO2-Grenzwerte zu erreichen, ist wirklich ambitioniert. Dafür müssen sie neben der E-Mobilität einen breiteren Antriebsmix anbieten, auch CNG. Wir können dem Kunden ja nicht vorschreiben, dass er nur das eine zu kaufen hat.

Autogazette: Mussten Sie eigentlich lange überlegen, den Citigo, der ja noch nicht auf dem Modularen Elektrifizierungs-Baukasten basiert, nun als reines E-Auto mit dieser Reichweite zu bringen?

Strube: Überhaupt nicht. Die kleinen Autos sind gerade in großen Städten enorm wichtig. Deshalb freut es mich, dass unser erstes rein elektrisches Fahrzeug ein Kleinwagen ist.

«Ich persönlich würde beide nehmen»

Der Skoda Vision iV. Foto. Skoda

Autogazette: Würden Sie vor diesem Hintergrund sagen, dass Ihnen der Citigo wichtiger ist als der Superb?

Strube: Ich persönlich würde beide nehmen, weil sie perfekt zu meinem Fahrverhalten passen. In der Stadt würde ich immer den Citigo iV nehmen und für längere Fahrten den Superb iV. Mein nächster Dienstwagen wird übrigens ein PHEV sein.

Autogazette: Der Vision iV wird das erste reine E-Autos von Skoda auf der MEB-Plattform sein und eine Reichweite von bis zu 500 Kilometer bieten. Es wird ein SUV sein. Ist Ihnen kein anderes Segment eingefallen, mit dem der Weg in ein neues Mobilitätszeitalter beginnt?

Strube: Ich sehe unser erstes MEB-Fahrzeug nicht als klassischen SUV an, sondern eher als Crossover, der die Vorzüge verschiedener Karosserieformen vereint. Die Fahrzeuge mit höheren Sitzpositionen bieten sich mit ihrer Plattform für die E-Mobilität an, weil man hier das Batteriepackage besonders gut verbauen kann.

Autogazette: Macht es Sinn, E-Autos mit einer Batterie mit einem Gewicht von 600 Kilo und mehr auszustatten, damit es auf eine Reichweite von 400 bis 500 Kilometer kommt, wenn in 90 Prozent der Fälle auch deutlich weniger reicht?

Strube: Wir werden unseren Kunden bezüglich Reichweite ein Portfolio anbieten, das verschiedenen individuellen Bedürfnissen gerecht wird. Wer unbedingt eine Reichweite von bis zu 500 Kilometer haben will, bekommt sie. Wir werden auch kleinere Batteriegrößen anbieten.

«Es gibt Technologien, die man selbst entwickeln muss»

Autogazette: Begrüßen Sie es, dass VW jetzt auch in die Batteriezellfertigung einsteigt?

Strube: Ich halte das für richtig. Denn es gibt Technologien, die man selbst entwickeln muss. Es geht darum, Kompetenzen aufzubauen, um sich so unabhängiger von Lieferanten aufzustellen.

Autogazette: Welche Angebote rund um die E-Mobilität werden Sie ihren Kunden machen?

Strube: Wir werden unseren Kunden die für sie bestmöglichen Mobilitätsservices anbieten. Im Konzern arbeiten wir markenübergreifend sehr konsequent an Mobilitätslösungen in ihrer ganzen Vielfalt. Neben einer länderübergreifenden Ladekarte oder Online-Lösungen für die schnelle Suche der geeigneten Ladestation wären auch Angebote denkbar, wo der Kunde sich verschiedene Fahrzeuge für einen Tag oder auch zwei Wochen leihen kann. Konkreter möchte ich da aber noch nicht werden.

Autogazette: Was ist eigentlich aus Ihrem Wunsch geworden, dass es in allen Skoda-Modellen auch mindestens eine Variante mit Erdgasantrieb geben soll?

Strube: Da passiert sehr viel. Unsere beiden neuesten Modelle, der Scala und Kamiq sind mit CNG angekündigt, der Octavia und der Citigo haben diesen schon. Doch die WLTP-Herausforderung der zurückliegenden Jahre hatte uns kurzzeitig gebremst. Ich kämpfe auch weiter für den CNG-Antrieb.

Autogazette: Was stimmt Sie zuversichtlich, dass die Nachfrage nach E-Autos nicht auch so verhalten verläuft wie die nach Erdgasfahrzeugen?

Strube: Elektromobilität hat nicht nur einen Vernunftsfaktor, sondern macht ganz viel Spaß. Wenn wir mit unseren neuen Modellen erst einmal richtig loslegen, dann werden wir auch viele unserer Kunden für die E-Mobilität begeistern können.

Das Interview mit Christian Strube führte Frank Mertens

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