Skoda setzt sich ambitionierte Wachstumsziele

Mittelfristig 200.000 Einheiten

Skoda setzt sich ambitionierte Wachstumsziele
Skoda-Deutschlandchefin Imleda Labbé. © Skoda

Skoda hat trotz des Abgasskandals auch in diesem Jahr seinem Vorjahresabsatz verbessert. Deutschland-Chefin Imelda Labbé will mit der Marke in drei Jahren 200.000 Einheiten verkaufen.

Noch ist das Jahr 2015 nicht zu Ende. Doch eines steht schon jetzt fest: es war für Skoda wieder ein Rekordjahr. Ein Jahr, dass die VW-Tochter ungeachtet des Abgasskandals wieder mit einem neuen Bestwert beenden wird. Nach den fast 174.000 im Vorjahr abgesetzten Fahrzeugen geht Skoda-Deutschland-Chefin Imelda Labbé von einem Gesamtabsatz von rund 180.000 Fahrzeugen in diesem Jahr aus.

Nur im Jahr 2009, dem Jahr der Abwrackprämie, wurden mit 190.717 Einheiten mehr Autos abgesetzt. Schaut man auf die Neuzulassungen in den ersten elf Monaten des Jahres, kommt die Marke bislang auf 167.585 neu zugelassene Fahrzeuge. Das entspricht einem Marktanteil von 5,7 Prozent und deutet darauf hin, dass es doch noch 2000 oder 3000 Einheiten mehr werden können als von Labbé zurückhaltend angenommen.

Zum siebten Mal erfolgreichster Importeur

Doch wie auch immer das Jahr enden wird: Skoda wird es zum nunmehr siebten Mal in Folge als bester Importeur beenden. Aber das ist eigentlich nicht mehr der Maßstab, an dem die Tschechen zu messen sind. Skoda ist längst ein etablierter Volumenhersteller. Entsprechend hat er sich auch mit anderen Konkurrenten zu messen als beispielsweise mit Hyundai, Kia oder Renault. Die Konkurrenzen heißen mittlerweile eher Opel oder Ford. Die liegen mit 210.541 beziehungsweise 204.858 Einheiten nach elf Monaten zwar noch vor Skoda, aber der Abstand wird kleiner. Perspektivisch peilen die Tschechen in Deutschland 200.000 Einheiten an.

Labbé, die bei Fragen nach dem Absatz seit jeher mit Zurückhaltung antwortet, glaubt dieses Ziel "in drei Jahren zu erreichen". Der Weg dorthin wird herausfordernd sein. Denn der Privatkundenmarkt ist in diesem Jahr signifikant gesunken. Das hat auch Skoda gespürt, auch wenn man hinter VW und Mercedes hier erneut drittbester Hersteller war. Dafür gab es deutliches Wachstum insbesondere bei den Gewerbekunden. Hier konnte Skoda mit dem Fabia Combi, dem Flaggschiff Superb oder Octavia deutlich punkten.

Der Zuwachs liegt hier mit 43.950 bis November abgesetzten Fahrzeugen bei immerhin 7,5 Prozent. Dieser Bereich soll dann auch weiteres Wachstum bringen, weshalb Skoda auch mit Beginn des kommenden Jahres 100 so genannte Großkundenleistungszentren innerhalb seiner Händlerbetriebe eröffnet, um Gewerbekunden noch zielgerichteter ansprechen zu können.

Händler-Rendite von 1,8 Prozent

Der Skoda Superb verfügt über ein intelligentes Lichtsystem.
Der Skoda Superb ist das Flaggschiff der Marke Skoda

Die Skoda-Händler können sich über den Erfolg der Marke dann auch freuen, denn sie kommen auf eine Rendite von guten 1,8 Prozent. Getrübt wird die Freude indes ein wenig durch den Abgasskandal, von dem auch Skoda mit seinen Modellen mit Dieselmotoren betroffen ist. Zwar konnte die VW-Tochter Entwarnung mit Blick auf manipulierte CO2-Angaben geben, dafür wurden die Stickoxid-Angaben manipuliert. Deshalb startet im neuen Jahr auch ein Rückruf, von Skoda Werkstattaktion genannt, bei dem die manipulierten 1,2, 1,6 und 2,0 Literdiesel wieder in einem ordnungshemäßen Zustand gebracht werden sollen. Kunden mit betroffenen Fahrzeugen werden von Skoda noch angeschrieben.

Für die Kunden ist diese Serviceaktion, für die je nach Motor ein Aufwand von 30 bis 60 Minuten kalkuliert wird, kostenlos. Und wie sieht es mit dem Vertrauensverlust bei den Kunden aus? Der sei bislang nicht spürbar, sagte Labbé. "Ein Rückgang der Auftragseingänge sei nicht feststellbar, auch nicht bei den Dieselmotoren." Was der Rückruf Skoda kosten wird, sagt Labbé nicht und verweist auf die Rückstellungen, die der VW-Konzern deshalb bereits getroffen hat. Die Serviceaktion wird sich über das gesamte Jahr erstrecken, wie Labbé sagt.

Dialog mit Kunden

Skoda hat die Leistung des Octavia RS noch einmal geschärft.
Der Skoda Octavia RS 230 Skoda

Und wie geht die Marke mit verunsicherten Kunden um, die wegen des Abgasskandals beispielsweise um den Restwert ihres Fahrzeuges fürchten? Mit ihnen sei man im intensiven Dialog - und das durchaus proaktiv, wie die Deutschlandchefin sagt. "Der Dialog mt unseren Kunden war uns bereits vorher wichtig." Kundenbindungsprogramme gibt es derzeit wegen des Abgasskandals zwar nicht, doch völlig ausschließen will Labbé so etwas auch nicht.

Mit Blick auf die ambitionierten Absatzziele geht es für Skoda aber vor allem um gesundes Wachstum. Am “Rennen um Stückzahl um jeden Preis” werde man sich nicht beteiligen. Natürlich kann sich auch Skoda dem von Rabatten getriebenen Marktumfeld nicht entziehen. Aber man tue dies mit Bedacht. Labbé verweist dabei auf die Kennzahlen des Marktforschungsinstituts DataForce. Danach seien die Eigenzulassungen des Handels bei den Neuzulassungen im November auf bis zu 55,8 Prozent gestiegen, während der durchschnittliche Wert bei 30,7 Prozent lag. Skoda selbst hätte sich mit 23,7 Prozent “im hinteren Teil des Feldes” bewegt. Dies finde seinen Ausdruck auch in der hohen Händlerrendite, wie Labbé betont.

Dass Jahr 2016 dürfte für Skoda ein wenig auch das Jahr des Übergangs sein, nachdem man wichtige Modelle wie beispielsweise den Superb oder Fabia in diesem Jahr auf dem Markt gebracht hat. Erst 2017 steht mit einem neuen SUV, der oberhalb des Skoda Yeti positioniert ist, die nächste Modellneuheit auf dem Programm. Dieser Geländewagen wird dann die ambitionierten Wachstumsziele von 200.000 Einheiten weiter beflügeln. Vielleicht wird diese Zahl ja schon 2017 geknackt, auch wenn Labbé davon nichts wissen will.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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