Zwischen Fahrrad und Zweit-Pkw

Motorroller

Motorroller erscheinen manchem als interessante Alternative zum Zweitwagen. Zudem kommen die Zweiräder auch solide durch den ADAC-Test.

Von Martin Woldt

Die hohen Kraftstoffpreise zur Mitte des vergangenen Jahres und ihre Entwicklung zuvor haben in vielfacher Hinsicht Fernwirkungen erzeugt. Eine davon ist, dass sich zunehmend Leute einen Umstieg auf den Motorroller vorstellen können. Der zuständige Industrieverband spricht inzwischen gar von einem Höhenpflug und registrierte 2008 knapp 20 Prozent Zuwachs im entsprechenden Segment.

Bescheidenes Niveau

Noch spielt sich «der Boom» auf bescheidenem und keineswegs vergleichbarem Niveau wie im Mutterland des Motorrollers Italien ab. Obwohl die Zulassungszahlen in einem der Quartale von 2008 sogar höher als die zwischen Bozen und Palermo lagen. Aber Kraftstoffverbrauch, im Durchschnitt zwei bis drei Liter auf 100 Kilometer, und Betriebskosten sind dazu angetan, von einer potenziellen Konkurrenz für den Zweitwagen zu sprechen.

Wie auch immer, die Entwicklung war dem ADAC Anlass genug, sich mit den Angeboten am Markt etwas näher zu befassen. Denn nicht selten werden die Käufer keine oder nur geringe Erfahrungen, sowohl mit den Fahrzeugen an sich wie der Praxis ihrer Handhabung, besitzen.

Langsam herantasten

«Rollerfahren unterscheidet sich doch deutlich von dem, was man vom Auto oder selbst dem Motorrad kennt», sagt Ruprecht Müller, Zweiradexperte des ADAC. Er empfiehlt Neulingen daher, ehe sie sich in den Verkehr stürzen, etwas Zeit für die langsame Eingewöhnung abseits der Hauptstrecken einzuplanen. «Man sollte eine Weile wirklich langsam fahren, um die Eigenheiten eines Rollers kennen zu lernen.»

Dazu gehört die aufrechte Sitzposition hinter der Verkleidung ebenso wie die geringere Fahrstabilität. Sie wird wesentlich durch die kleinen Radgrößen, meist 14 oder 15 Zoll, geprägt. «Fahrbahnunebenheiten verursachen einen mitunter deutlich spürbaren Lenkerschlag», erklärt Müller.

Darauf sollte man sich vorbereiten. Auch das Bremsverhalten will geübt sein, weshalb Müller vor Beginn der alltäglich Nutzung zu einem professionellen Fahrsicherheitstraining rät. Gleichzeitig hinge der Punkt auch mit der Ausstattung des jeweiligen Modells zusammen. Es sei beispielsweise kein Zufall, wenn bei den Leichtrollern zwei Maschinen die besten Bewertungen erhielten, die mit dem Antiblockiersystem (ABS) ausgerüstet wären.

Wartungskosten beachten

Wie der ADAC-Test zeigt, besitzen bereits viele Motorroller ein gutes Niveau, um Neulingen den Einstieg leicht zu machen. Das Urteil «gut» konnten alle getesteten Zweiräder mit einer Ausnahme verbuchen. Insbesondere die Erwartungen, mit deutlicher Kraftstoffersparnis mobil zu sein, dürften erfüllt werden. Während die vom ADAC ermittelten Kosten für den gefahrenen Kilometer bei den meisten Autos oberhalb von 30 Cent liegen, bewegen sich die Leichtroller nur zwischen zehn und 16 Cent, die Kosten bei den Kraftrollern zwischen 14 und 21 Cent.

Auch die CO2-Emissionen lassen sich fernab der meisten Auto-Werte ausweisen. Üblich bei den Rollern sind 60 bis 70 Gramm pro Kilometer. Kraftstoff, Nebenkosten und Versicherung, das alles sei deutlich günstiger als beim Auto, sagt Müller, und rechtfertige die Überlegung, einen Motorroller auf den meisten Strecken, die man zumeist ohnehin allein im Auto zurücklege, einzusetzen. Allein die Wartungskosten wären zu beachten, weil die kleinen, stark beanspruchten Motoren entsprechender Pflege bedürfen.

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