Elektropionier Better Place ist pleite

Sechs Jahre nach der Gründung

Elektropionier Better Place ist pleite
Reanult gewährt auf den Zoe einen satten Preisnachlass. © Renault

Das System mit Wechselbatterien hat sich nicht durchgesetzt. Das mit großen Plänen angetretene Unternehmen Better Place musste in Jerusalem einen Insolvenzantrag stellen.

Was als gute Idee begann, endet jetzt mit der Pleite: Der Wechselbatterien-Pionier Better Place gibt sechs Jahre nach seiner Gründung endgültig auf. In Jerusalem stellte das Unternehmen jetzt einen Insolvenzantrag. Die vom ehemaligen SAP-Vorstandsmitglied Shai Agassi gegründete Firma war angetreten, mit einem Batterietauschkonzept der Elektromobilität zum Durchbruch zu verhelfen. Die Schwierigkeiten waren abzusehen: Erst vor gut zwei Wochen hatte sich der bisher treueste Better-Place Partner Renault aus der Zusammenarbeit zurückgezogen.

Fünf Minuten für den Batterietausch

Die Idee war bestechend einfach. Statt lange Batterieladezeiten abzuwarten, sollten E-Mobilisten einfach ihren leeren Akku gegen einen vollen tauschen und weiter fahren. Als Partner gewann Better Place Renault und überzeugte außerdem staatliche und private Geldgeber, rund 850 Millionen Dollar zu investieren. Noch vor zwei Jahren bezifferte das Unternehmen seinen Wert auf 2,25 Milliarden Euro. Am Ende blieb von den ehrgeizigen Plänen allerdings nur wenig übrig. Insgesamt verkaufte Better Place lediglich 1.300 Fahrzeuge in Israel (900) und Dänemark (400), den beiden einzigen Märkten. Geplant waren einmal 100.000 Einheiten, die vor allem an große Flottenbetreiber verkauft gehen sollten. Gleichzeitig wurden Pläne geschmiedet, nach Australien, China und den USA zu expandieren.

Der automatische Batterietausch dauerte zum Beispiel bei einem Projekt am Amsterdamer Flughafen Schiphol mit gerade fünf Minuten gerade so lange wie ein Volltanken bei herkömmlichen Fahrzeugen. Allerdings schrumpft der zeitliche Vorteil durch neue Schnellladestationen immer mehr zusammen. "Tauschbatterien entsprechen nicht mehr dem Trend", sagte Renault-Chef Carlos Ghosn Anfang Mai dem dänischen Netzportal "Energi Watch" und begründete damit das Ende der Zusammenarbeit. "Es werden vielmehr flache aufladbare Batterien verlangt. Die Menschen fordern Flexibilität und deshalb wollen sie aufladbare Batterien in ihren Autos", so Ghosn damals weiter.

Falsche Hoffnungen durch den Renault Zoe

Better Place hatte offensichtlich gehofft, dass der kompakte Renault Zoe – in Frankreich das bestverkaufte Elektromobil - ebenfalls mit dieser Technik auf den Markt rollen würde. Stattdessen setzte Renault auf eine konventionelle Ladetechnik. Angeblich arbeitet aktuell allerdings Tesla an einem Modell mit der Batterie-Austausch-Technik.

„Die Vision einer benzinfreien Zukunft gilt noch immer, und wir glauben, dass sie auch verwirklicht wird. Leider wird Better Place daran nicht beteiligt sein“, heißt es in einer letzten Erklärung des Unternehmens. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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