Verbrauchsarm zu jeder Jahreszeit

Winterreifenwechsel

Die Leichtlaufreifen der Sparmobile erhalten eine Pause. Doch der Wechsel auf Winterreifen muss den Verbrauch nicht zwangsläufig in die Höhe treiben.

Von Martin Woldt

Das eisige Wetter der letzten Tage kann man auch als ultimativen Weckruf für den Winterreifenwechsel verstehen. Nie war die Rate der Umrüstwilligen (über 80 Prozent) größer. Allerdings gerät mancher vielleicht in Zweifel, ob er sich den Launen der Natur beugen sollte, wenn er sich in den letzten Monaten ein nagelneues Spritsparmodell a la «BlueMotion» von Volkswagen der «BlueEfficency» von Daimler zugelegt hat.

«Optimierter Sommerreifen»

In diesen wie anderen in besonderer Weise auf sparsamen Verbrauch getrimmten Fahrzeugen spielen sogenannte Leichtlaufreifen eine wichtige Rolle. Sie verringern den Rollwiderstand und gleichzeitig den Verbrauch, der, so ausgerüstet, über 100 Kilometern bis zu einem halben Liter günstiger ausfallen kann. Aber: «Der Leichtlaufreifen ist seiner Struktur nach ein optimierter Sommerreifen», erklärt Klaus Engelhardt, Sprecher des Reifenherstellers Continental in Hannover.

Das bedeute auch, dass er nicht über die speziellen Eigenschaften von Winterpneus verfügt, die durch Frostwettertaugliche Gummimischungen oder deutlich mehr Profilrillen für bessere Bodenhaftung sorgen. Wer dem Winter verantwortungsvoll begegnen will, sollte also den Leichtlaufreifen gegen ein jahreszeittaugliches Modell austauschen.

Mehrverbrauch von 0,2 Litern - vielleicht

Nach Ansicht von Ruprecht Müller, Reifenexperte des ADAC, muss der Wechsel nicht zwangsläufig mit erhöhtem Verbrauch einhergehen. Unter den in diesem Jahr getesteten Winterreifenmodellen waren 20 bis 30 Fabrikate, die in ihren den Verbrauch beeinflussenden Eigenschaften keine signifikanten Unterschiede zu Sommerreifen auswiesen. Die Beziehung von Rollwiderstand zu Kraftstoffverbrauch betrage etwa eins zu sieben, soll heißen, man müsse den Rollwiderstand um sieben Prozent erhöhen, damit der Verbrauch um ein Prozent ansteigt. «Da kommt bei vielen Winterreifen unter dem Strich vielleicht ein Mehrverbrauch von 0,2 Litern auf 100 Kilometer heraus», so Müller.

Andere Winterumstände etwa das Einschalten der Sitzheizung oder das nicht anzuratende Warmlaufenlassen des Motors würden sich viel deutlicher auswirken. Ruprecht Müller rät allerdings, auf der Suche nach verbrauchsarmen Winterreifen nicht allein den Rollwiderstand im Blick zu haben.

Auf Einseitigkeit achten

Bei Schnee drohen zahlreiche Auffahrunfälle Foto: dpa

Unter den vielen Reifenangeboten wären auch solche, die einseitig mit ihren verbrauchsgünstigen Eigenschaften werben. Aber wer beim Reifen gezielt einzelne Faktoren herausstellt, nimmt mitunter einer Verschlechterung an anderer Stelle in Kauf. So würde ein Reifen mit einem um zehn Prozent verbesserten Rollwiderstand, mitunter um fünf bis zehn Prozent beim Kontakt auf nasser Fahrbahn verlieren. Bei solchen Reifen würden sich die die Bremswege wesentlich verlängern. Und schlechte Nässeeigenschaften wären etwa im ADAC-Winterreifentest ein deutliches K.o.-Kriterium.

Da das für den Käufer wirklich schwer erkennbar ist, empfiehlt Müller die einschlägigen Tests der Verbraucherschutzorganisationen wie der Fachzeitschriften vor dem Kauf zu berücksichtigen. Beim diesjährigen Winterreifentest der Verbraucherschutzorganisationen standen Reifen der Größen 185/60 R14 (14 Zoll) wie sie typischerweise von Kleinwagennutzern aufgezogen werden sowie die häufig in der Mittelklasse verwandte 205/55 R16 H (16 Zoll) im Fokus. Sie passen jeweils zu einer Vielzahl von Fahrzeugen.

Vorsicht bei preiswerten Modellen

Ob auch das eigene dabei ist, lässt sich unter anderem aus den Fahrzeugpapieren herauslesen. Meist sind mehr als eine Größe zulässig. Bei neueren Autos (Zulassung ab 1.Oktober 2005) sind die genehmigten Größen einfacher in den sogenannten COC-Papieren zu finden, die man beim Kauf erhalten hat.

Grundsätzlich gilt auch in diesem Jahr, dass, wer sich möglichst preiswert eindecken möchte und deshalb ein Modell mit exotischen Namen in die engere Wahl gezogen hat, sich lieber noch mal genauer informieren sollte. Denn mitunter taugen solche Reifen nur für eine Wintereigenschaft, oder ihre Beständigkeit lässt zu wünschen übrig. Dann zahlt man unter Umständen beim Kauf vor dem nächsten Winter drauf, was man diesmal sparen konnte.

Sowohl der ADAC als auch Stiftung Warentest haben ihre Warnung vor Billigprodukten wiederholt. «Meist handelt es sich dabei um Exoten aus Fernost oder um Zweit- und Drittmarken großer Hersteller, die damit auch auf dem Billigmarkt präsent sein wollen», heißt es dazu beim ADAC.

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