Teurer Stinkefinger

Beleidigungen am Steuer

Verbale Ausraster am Steuer eines Autos können teuer werden. Auch abfällige Gesten werden mit Strafen bis zu 4000 Euro geahndet. Hier ein kleiner Einblick in den inoffiziellen Bußgeldkatalog der Beschimpfungen.

Früher zeigte man einen "Vogel», heute ist es meist der «Stinkefinger». Für den obszön ausgestreckte Mittelfinger sind in Deutschland laut dem Rechtschutz-Experten ARAG bereits Geldstrafen zwischen 600 Euro und 4000 Euro verhängt worden. Auch wer andere Verkehrsteilnehmer mit Tiernamen belegt, kommt nicht billig davon. Für «blöder Esel», «alte Sau» und «fieses Miststück» setzt es schon mal 2500 Euro Strafe.

Keine genauen Regelsätze

Doppelt kostspielig ist die Beschimpfung von Staatsbediensteten wie Polizisten oder Politessen. Denn dann klagt neben der gekränkten Person auch noch der beleidigte Dienstherr. Auch mehr oder weniger raffiniert verschleierte Beleidigungen können eine Strafe nach sich ziehen. Auch die indirekte Formulierung «Am liebsten würde ich Sie ein A...loch nennen» kostet rund 1600 Euro Strafe.

Genaue Regelsätze für Beleidigungen gibt es aber nicht. Die Strafe wird unter Berücksichtigung der Tatumstände verhängt und orientiert sich am Nettogehalt des Beschuldigten. Im fremdsprachigen Ausland ist ebenso der vorsichtige Umgang mit Gesten am Steuer angeraten. So kann der hochgestreckte Daumen, der hier als positiver Ausdruck gilt, in anderen Ländern auch als Beschimpfung missverstanden werden. Wird der Daumen auf und ab bewegt, ist das in vielen Mittelmeerländern, Russland, Teilen Afrikas und im Mittleren Osten eine obszöne Beleidigung.

Andere Länder, andere Sitten

Ähnliches gilt für das OK-Zeichen, bei dem mit Daumen und Zeigefinger ein Ring gebildet wird. Auch andersherum drohen Missverständnisse: So ist in den USA das Tippen mit dem Finger auf die Stirn ein Lob der Intelligenz des Gegenübers. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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