Quant F-Sportlimousine in Richtung Serienfertigung

Flusszellenantrieb mit über 1000 PS

Quant F-Sportlimousine in Richtung Serienfertigung
Die Quant F-Sportlimousine debütiert in Genf. © Nanoflowcell

Das Lichtensteiner Unternehmen Nanoflowcell will auch in diesem Jahr mit einer Sportlimousine die Autowelt revolutionieren. Die Kritiker bleiben skeptisch.

Im Vorjahr stellte das in Lichtenstein ansässige Unternehmen Nanoflowcell mit dem Quant E eine Sportlimousine mit revolutionärem Flusszellenantrieb vor. In diesem Jahr folgt Quant F. "Dieses Auto hat enorme Power, ist umweltfreundlich und einzigartig zugleich", sagt Nunzio La Vecchia, Chief Technical Officer der Nanoflowcell AG. Nachdem im vergangenen Jahr an gleicher Stelle die viersitzige e-Sportlimousine mit dem Flusszellenantrieb Premiere feierte, stellt der nun präsentierte Quant F eine komplett neue Fortgestaltung dar.

Quant F mit 1090 PS

"Der Quant F ist ein komplettes Re-Design seines Vorgängers Quant E und unterscheidet sich nicht nur optisch durch seine rote Farbe, sondern auch durch die Integration neu entwickelter technischer Komponenten", so La Vecchia weiter. So kommt der Quant F auf Leistungswerte von 1090 PS bei einer Nennspannung von 735 Volt. Damit erreicht das Elektrofahrzeug Werte von über 300 km/h. Allerdings sollte die Spannung bei einer Serienproduktion laut La Vecchia eher um die 400 Volt liegen, um so ein effizientes und sparsames Fahren bei entsprechend größeren Reichweiten zu erreichen – bis zu 800 Kilometer seien möglich.

Die Flusszellentechnik setzt sich – anders als bei der Brennstoffzelle mit Wasser- und Sauerstoff – aus zwei positiv und negativ geladenen ionischen Flüssigkeiten zusammen, die für die nötige Energie der insgesamt vier Elektromotoren sorgen. Eine Zweigang-Automatik sowie permanenter Allradantrieb sind ebenso neu wie ein zweistufiger Heckflügel. Innovativ sind die mit Kristallen besetzten Scheinwerfer ausgefallen, durch die nach Einschalten ein Q für Quant projeziert wird. Nachdem das Vorgängermodell im vergangenen Jahr durch den TÜV Saarland die Straßenzulassung erhielt, peilt La Vecchia mit dem Quant F die Serienfertigung an. "Das Exterieur des neuen Quant F entspricht technisch bereits zu 100 Prozent den Anforderungen der Serienhomologation. Das Interieur ist zu circa 90 Prozent homologationsfähig. Offen sind aktuell unter anderem noch die Homologation für das Fontdisplay, die Airbags, die aufwendigen Crashtests sowie formale Prüfungen und Dokumentationen.“

Elektrischer Quantino mit bis zu 1000 Kilometer Reichweite

Der Quantino soll bis zu 1000 Kilometer rein elektrisch bewältigen.
Der Quantino soll in diesem Jahr an den Start gehen Nanoflowcell

Experten sehen die vollmundigen Aussagen des technischen Leiters allerdings sehr skeptisch – vor allem die von Nanoflowcell angekündigten Leistungsdaten verwundern, da auf dem derzeitigen Stand der Technik Flussbatterien viel zu schwer seien, um eine Reichweite von gerade mal 100 Kilometern zu erzielen bei einer Leistung von um die 40 PS.

Neben dem Quant F stellte das Unternehmen zugleich mit dem Quantino den kleineren Bruder vor. Das Niedervolt-Fahrzeug mit 48 Volt Nennspannung kommt auf 136 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 200 km/h sowie eine elektrische Reichweite von bis zu 1000 Kilometern. Absolute Bestwerte sind für La Vecchia - rein theoretisch - aber keine Seltenheit. Mit dem Quantino will der Schweizer schon in diesem Jahr an den Serienstart gehen.

Mit Koenigsegg 2010 gescheitert

Nunzio La Vecchia
Nunzio La Vecchia Nanoflowcell

Während die Experten zweifeln, trauert La Vecchia schon um seine Modelle, die beim Crashtest draufgehen. "Die Crashtests werden sowohl in den USA als auch in Deutschland durchgeführt. Wobei es mir jetzt schon in der Seele weh tut, solch ein faszinierendes Auto einem Crashtest zu unterziehen", so Nunzio La Vecchia. Es wäre nicht das erste Mal, dass La Vecchia an die Wand fährt.

Der Schweizer, der sich selbst als autodidaktischer Physiker bezeichnet, hat bereits vor fünf Jahren mit einem so genannten Antrieb mit angepreisten revolutionären Solarzellen gemeinsam mit dem Supersportwagenhersteller Koenigsegg ein Projekt in den Sand gesetzt. Auf der anderen Seite ist La Vecchia, der in seiner Heimat auch "Der talentierte Mr. La Vecchia" in Anlehnung an Patricia Highsmiths Krimi "Der talentierte Mr. Ripley" genannt wird, auf anderen Gebieten erfolgreich.

2008 erhielt er einen Edi, den Preis für Werbe-, Industrie- und Unternehmensfilme des Departements des Innern. Pilot ist er auch und landete zudem mit dem Song "Nightshift" ganz vorn in den Schweizer Charts. Auch ein Gerichtsverfahren - eine Witwe, die als Investor für ein Projekt diente, verklagte La Vecchia wegen Betruges auf eine Summe im mittleren zweistelligen Millionenbereich – überstand er schadlos. Allerdings zeigen sich die Firmen, mit denen der Schweizer zusammenarbeitet, vorsichtig und bitten bereits seit einiger Zeit um Vorkasse. (AG/TF)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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