PSA und Fiat Chrysler planen Fusion «unter Gleichen»

Gespräche aufgenommen

PSA und Fiat Chrysler planen Fusion «unter Gleichen»
PSA-Chef Carlos Tavares. © dpa

Der PSA-Konzern und Fiat Chrysler (FCA) haben offiziell Fusionsgespräche aufgenommen. Es solle ein Zusammenschluss „unter Gleichen“ geben.

Das berichteten die Konzerne in einem gemeinsamen Statement am Donnerstag. Mit dem Deal soll der weltweit viertgrößte Hersteller entstehen mit einem angestrebten Absatz von 8,7 Millionen Fahrzeugen pro Jahr, wie es hieß. Größer als der neue Auto-Riese wären nur noch Volkswagen, Toyota und der französisch-japanische Renault-Nissan-Verbund.

Der neue Autoriese komme auf einen Jahresumsatz von 170 Milliarden Euro und einen jährlichen Betriebsgewinn von mehr als 11 Milliarden Euro ohne die Marken Magneti Marelli und Faurecia.

Synergien von 3,7 Milliarden Euro

Jährlich ließen sich mit einer Fusion Synergien in Höhe von 3,7 Milliarden Euro realisieren, ohne eine Fabrik im Zuge des Deals zu schließen, erklärten die Konzerne. Die Effizienzgewinne, die sich etwa aus Einsparungen beim gemeinsamen Einkauf ergäben, ließen sich nach vier Jahren zu 80 Prozent heben. Allerdings wird die angepeilte Fusion auch viel Geld kosten: PSA und Fiat Chrysler rechnen mit einmaligen Kosten von 2,8 Milliarden Euro. Die Schließung von Fabriken sei aber nicht Basis der Synergie-Schätzungen, betonten sie.

Angestrebt wird ein Zusammenschluss „unter Gleichen“ mit einem ausgewogen besetzten Vorstand unter Führung von PSA-Chef Carlos Tavares als Vorstandsvorsitzendem. Der FCA-Verwaltungsratsvorsitzende John Elkann – Enkel des langjährigen Fiat-Bosses Giovanni Agnelli – würde diese Rolle auch bei dem neuen Unternehmen einnehmen. Laut „Wall Street Journal“ vom Dienstag sind Fiat Chrysler und PSA an der Börse zusammen rund 50 Milliarden Dollar (45 Mrd Euro) wert. Der Verwaltungsrat von PSA hatte am Mittwochabend bereits grünes Licht für eine Fusion gegeben, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr.

Die bisherigen Aktionäre der beiden Unternehmen sollen zu je 50 Prozent am neuen Konzern beteiligt werden, der unter einer niederländischen Mutter geführt werden soll. „Das Zusammengehen bringt bedeutenden Wert für alle Anteilseigner und eröffnet dem kombinierten Unternehmen eine glänzende Zukunft“, erklärte Tavares.

Frankreich begrüßt Fusionspläne

FCA-Chef John Elkann. Foto: dpa

PSA führt neben Opel die Marken Peugeot, DS und Citroën. Fiat Chrysler hat die Marken Alfa Romeo, Chrysler, Dodge, Jeep, Lancia oder Maserati unter seinem Dach. Opel gehört seit gut zwei Jahren zu PSA und wird mit harter Hand auf Effizienz und Gewinne getrimmt.

Frankreich begrüßt die Fusionspläne von PSA und Fiat Chrysler. Am Ende könnte ein Konzern mit rund 400 000 Mitarbeitern stehen, erklärte der französische Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire am Donnerstag in Paris. Die beabsichtigte Fusion sei eine Antwort „auf die Notwendigkeit für die Autobranche, sich zu konsolidieren“, erklärte der Minister. „Frankreich muss stolz sein auf seine Autoindustrie, die ihre Fähigkeit zur Forschung und zur technischen Erneuerung unter Beweis gestellt hat(…)“, so Le Maire.

Staat hält 12,23 Prozent der Anteile

Frankreich hält über eine Förderbank 12,23 Prozent der Anteile von PSA und 9,75 Prozent der Stimmrechte. Weitere große Anteilseigner sind die Peugeot-Familie und der chinesische Hersteller Dongfeng. Die Branche steht unter einem enormen Druck. Autobauer müssen Milliarden in autonome Autos und Elektromobilität investieren und suchen dabei auch Partner.

In der Branche wird immer wieder auf die besonderen Probleme von Fiat Chrysler hingewiesen. Der Hersteller hatte unter der Führung des mittlerweile verstorbenen Sergio Marchionne auf große Investitionen in Elektroantriebe verzichtet. Derzeit ist der Konzern vor allem mit den großen Spritschluckern der Marken Jeep und Ram in den USA erfolgreich. Das hilft in Europa aber nicht beim Einhalten von CO2-Zielen spätestens ab 2021. Im Heimatkontinent von Fiat verliert der Konzern Marktanteile und schrammte zuletzt nur haarscharf an einem operativen Verlust vorbei. (dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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