Porsche setzt mit Panamera Wahnsinn fort

Weltpremiere in Berlin

Porsche setzt mit Panamera Wahnsinn fort
Porsche-Chef Oliver Blume präsentiert den neuen Panamera © AG/Flehmer

2009 wurde Porsche bei der Einführung des Panamera zum Teil für verrückt erklärt. Sieben Jahre und 150.000 verkaufte Einheiten später hat sich die sportliche Luxuslimousine mehr als etabliert und setzt mit der zweiten Generation neue Ausrufezeichen.

Von Thomas Flehmer

Wahnsinn und Mut liegen nah beieinander. Oliver Blume weiß das – er ist seit Ende letzten Jahres mitten in dem Abgas-Skandal von Volkswagen als Nachfolger des aktuellen VW-Chefs Matthias Müller zum Porsche-Boss aufgestiegen und konnte die diversen Einschläge hautnah mitverfolgen. Entspannter gestaltete sich der späte Dienstagabend für den Auto-Manager, der im Motorwerk Berlin vor rund 350 geladenen Gästen die zweite Generation des Panamera präsentieren durfte und dabei auf den Wahnsinn seiner Vorgänger eingehen konnte.

„Bei der Entwicklung der Limousine wurden wir 2009 für wahnsinnig erklärt, da sie nicht in das Sportwagenportfolio passe. Doch wir hatten den Mut, uns neu zu erfinden“, sagte Blume nach einer rund fünfminütigen Lichtshow, „wir haben die Limousine nicht erfunden, aber einen Sportwagen daraus gemacht.“

Neue Kundengruppen dank Panamera

Sieben Jahre später ist der Panamera nach über 150.000 weltweiten Verkäufe nicht nur ein wirtschaftlicher Erfolgsbringer, sondern auch ein strategischer. „Der Panamera hat uns neue Kundengruppen erschlossen und dem Mythos Porsche ein neues Kapitel hinzugefügt“, so Blume weiter.

Und nun folgt das nächste Kapitel, das sich noch einmal mehr von der ersten Generation unterscheiden wird. Denn laut Blume wurde der Viertürer völlig neu konzipiert und „noch sportlicher und komfortabler“ gestaltet.

Porsche Panamera mit Matrix-Licht

Optisch ist der Panamera als solcher sofort zu erkennen. LED- und Matrix-Licht konnte der Vorgänger noch nicht aufweisen. Ein paar Kniffe in der Motorhaube setzen markante Punkte. Zudem wurde die Seitenscheibengrafik, die die Coupé-hafte Seitenansicht nochmals unterstreicht, dynamischer gestaltet“, so Michael Mauer.

Der Leiter Style bei Porsche war aber ganz besonders stolz auf das Heck, das sich besonders durch ein Lichtband, das die beiden Heckleuchten miteinander verbindet, vom Vorgänger unterscheidet und eine neue Markenidentität schaffen soll.

Porsche Panamera fährt teilautonom durch den Stau

Im Innenraum integriert das so genannte neue Porsche Advance Concept die Dinge, die vor sieben Jahren noch fast in den Science Fiction-Bereich abgetan wurden. Zwei sieben Zoll große Touchscreens sowie ein Monitor mit zwölf Zoll dominieren das Armaturenbrett und beherbergen alles von Konnektivität über Navigation bis hin zu Online-Diensten.

Natürlich dürfen auch die Fahrassistenzsysteme nicht fehlen. Neu ist der Staupilot, der bis zu einer Geschwindigkeit von 60 Stundenkilometern die Steuerung übernimmt. Zudem können über ein Nachtsichtsystem Menschen und Tiere erkannt werden, was ganz sinnvoll ist, da die zweite Generation halt nicht nur komfortabler, sondern auch sportlicher ausgefallen ist. Rund 500 Millionen Euro hat die Volkswagen-Tochter dafür in den Produktionsstandort Leipzig investiert und zudem 600 neue Mitarbeiter eingestellt.

Drei Antriebe zum Marktstart im November

Im Porsche kommt das Advanced Cockpit zum Einsatz

Nicht allein die drei neuen Antriebe, die zum Marktstart im November zur Verfügung stehen, machen dabei die neue Sportlichkeit aus, sondern auch das neue Leichtbaukonzept oder die Hinterachslenkung, die Dreikammer-Luftfederung und das neue elektronische Fahrwerksmanagement 4D Chassis Control sowie das aus dem Rennsport abgeleitete Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe. „Wir haben das Fahrwerk auf ein neues Niveau gehoben“, sagt Blume.

Das musste auch sein, da auch die Antriebe neue Grenzen schufen. Zum Marktstart stehen dabei zunächst die potenten Biturbo-Versionen zur Verfügung. Den Anfang macht der Panamera 4S Diesel mit 422 PS. Mit dem Achtzylinder, der bis zu einer Geschwindigkeit von 285 km/h sprintet, setzen die Zuffenhausener neue Maßstäbe bei dem in diesen Tagen und Monaten arg geschundenen Selbstzünder.

Porsche-Chef stellt Shooting Brake in Aussicht

Bei den Benzinern bereitet der Sechszylinder mit 440 PS den Einstieg in die Panamera-Welt. Der Turbo mit acht Töpfen kommt auf 550 PS. Mit einer Zeit von 7:38 Minuten über die Nordschleife des Nürburgrings proklamiert Porsche für sich laut Blume „die schnellste Serien-Limousine der Welt“ im Portfolio bereitzuhalten. Natürlich verbrauchen alle Aggregate weniger als beim Vorgänger.

Erst später werden zwei Plugin-Hybride die Panamera-Familie ergänzen und den Preis auch wieder auf unter 100.000 Euro senken. Der Diesel jedenfalls werde um die 110.000 Euro kosten und kann ab sofort bestellt werden. Wer noch ein wenig warten will oder noch ein wenig sparen muss, könnte dann rechtzeitig zum Verkaufsstart der Shooting Brakes kommen. Blume wollte noch keinen Zeitpunkt für die Einführung nennen, „aber wir arbeiten daran.“ Der Wahnsinn bei Porsche geht also weiter.

Vorheriger ArtikelVW bekommt erste Milliarden-Quittung für Abgasskandal
Nächster ArtikelDefekte Airbags bescheren Toyota nächsten Rückruf
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden