Porsche Panamera: Erfolgreicher Verstoß gegen die Goldene Regel

Zweite Generation des Gran Turismo

Porsche Panamera: Erfolgreicher Verstoß gegen die Goldene Regel
Porsche hat den Panamera neu konzipiert © Porsche

Die Macher von Porsche preisen den neuen Panamera als „Sportwagen unter den Luxuslimousinen“ an. Technisch und auch optisch wurden dem Gran Turismo die nötigen Attribute verliehen, um den Ansprüchen voll und ganz gerecht zu werden.

Von Thomas Flehmer

Manchmal kann es sich lohnen, wenn man sich über Gesetze hinwegsetzt. „Wir haben beim neuen Panamera die Goldene Regel gebrochen, dass man ein neues Auto nicht gleichzeitig mit einem neuen Aggregat auf den Markt bringen soll“, sagte Gernot Döllner, Leiter der Panamera-Baureihe von Porsche.

Nun, ganz neu ist der Panamera natürlich nicht. Immerhin hat er schon sieben Jahre auf dem Buckel. Doch mit der zweiten Generation, die im Herbst auf den Markt kommt, ist fast alles neu. „Drei Sachen haben wir von der ersten Generation übernommen“, sagt Döllner, „die Idee, den Namen und das Wappen. Die zweite Generation ist eine völlige Neuentwicklung.“

Porsche Panamera wächst auf 5,05 Meter Länge

Natürlich ist auch die zweite Auflage als Panamera erkennbar, doch die Front wurde markanter geschärft, die Seitenlinie aerodynamischer gestaltet und das Heck wird durch einen dreidimensionalen Porsche-Schriftzug veredelt. Die Lichtsignatur vorne und hinten beherbergt pro Scheinwerfer jeweils vier Lichtpunkte, die den in allen Dimensionen und ein paar Zentimeter gewachsenen Panameraunverwechselbar machen.

Trotz der Zuwächse in der Länge um 34 Millimeter auf 5,05 Meter, in der Höhe um fünf Millimeter auf 1,42 Meter und in der Breite um sechs Millimeter auf 1,94 Meter macht der neue Panamera einen kompakteren und sportlicheren Eindruck als der Vorgänger. Die weiteren Neuerungen unterstreichen den optischen Eindruck.

Zum Marktstart Porsche Panamera nur mit Allrad

So wurde für die Karosse der Alu-Anteil erheblich gesteigert, sodass im Vergleich zum Vorgänger zwischen 50 bis 70 Kilogramm fehlen, wie Karosserie-Leiter Robert Köhr sagte. „Mit Kotflügeln wiegt die Karosse jetzt 335 Kilogramm.“ Um 30 Millimeter ist dabei der Radstand gewachsen, die laut Köhr „zu 100 Prozent dem Fond zu Gute kommt“ und nun eine Länge von 2,90 Metern aufweist. Bis zu 15 Zentimeter kann der Radstand anwachsen. Die so genannte Executive-Version ist vor allem in Asien begehrt. Zwei weitere Radstände – für ein Cabrio oder einen Kombi – könnten das Portfolio der Derivate-Meister aus Zuffenhausen in Zukunft erweitern.

Drei neue Motoren stehen ebenso für einen Neuanfang der Panamera-Baureihe. Die Basis der Allradler bildet der Sechszylinder-Benziner 4S mit 440 PS. Die neuen Achtzylinder mit 550 PS im Panamera-Turbo und mit 422 PS im 4S Diesel unterstreichen den Anspruch des Panamera, der Sportwagen unter den Luxuslimousinen zu sein. Supersportwagen fähige 3,6 Sekunden beträgt beim Turbo die Sprintzeit.

Neue Achtgang-Doppelkupplung für Porsche Panamera

Alle Aggregate sind dabei mit einer Achtgang-Doppelkupplung ausgestattet, einen Gang mehr als beim Vorgänger. „Mit der jetzigen Antriebstechnik haben wir das Optimum erreicht“, sagt Michael Funk, Projektleiter Doppelkupplung. Das Gehäuse nahm dabei an Länge ab, da die Gänge sechs und acht sowie fünf und sieben mehrfach genutzt werden und so beide jeweils auf einem Zahnrad liegen. Zudem erhielt der Turbo erstmals eine Zylinderabschaltung, mit der der Panamera bis zu 30 Prozent weniger verbrauchen soll. Doch diese Entscheidung übernimmt der rechte Fuß – und die Entscheidung wird im schwer gemacht.

Denn auf der ersten Mitfahrt auf dem Lausitzring präsentiert der Panamera eindrucksvoll seine sportlichen Qualitäten so sehr, dass der rechte Fuß eher nach unten drückt als in die Anfangsstellung zu gehen. Durch das Plus an Radstand hat der Panamera dabei an Stabilität gewonnen, die Achsen wurden durch Hydrolager optimiert, ebenso die Sechskolben-Alu-Monoblock-Festsattelbremsen vorne sowie die Vierkolben-Bremsen hinten.

Enormer Fahrspaß im Porsche Panamera

Porsche hat den Panamera neu konzipiert
Im Porsche Panamera bleiben keine Wünsche offen Porsche

„Wir sind verpflichtet, bei den Bremsen ebenso Best-in-Class anzubieten wie auch bei den Reifen“, sagt Matthias Leber, Leiter Bremssysteme. „Die Reifen sind das wichtigste Bauteil des Fahrwerks. Zusammen mit diversen Reifenherstellern haben wir zwischen drei und vier Jahren neue Pneus entwickelt, die den neuen Anforderungen des Panamera Stand halten müssen.“

Den Fahrspaß, den die erste Mitfahrt vermittelte, unterstrich, dass die Pneus die Anforderungen eindrucksvoll gemeistert haben. Hinzu kommt eine elektromechanische Lenkung, die gemeinsam mit der erstmals eingesetzten Hinterradlenkung noch direkter lenkt und somit die Agilität des immerhin zwei Tonnen schweren Panamera fördert.

Im Innenraum können sich die Personen bei der Ausfahrt freuen. Die Beifahrer über die neue Wertigkeit sowie die komfortablen Platzverhältnisse, der Fahrer über das neue Bedienkonzept, dass – wenn alle Häkchen in der Aufpreisliste angekreuzt werden – überhaupt keine Wünsche mehr offen lässt.

Burmester verwandelt Panamera in Konzertsaal

Porsche erzielt Erfolg vor Gericht
Das Heck des Panamera dominiert der Porsche-Schriftzug Porsche

Das Matrix-Licht leuchtet mit 220 Lux die Gegend aus ohne dabei den entgegenkommenden Verkehr zu blenden, ein Nachtsichtassistent warnt vor Tieren oder Menschen neben und auf der Straße. Das Porsche InnoDrive misst die voraus liegenden drei Kilometer aus und verpasst dabei dem Abstandstempomaten die richtige Geschwindigkeit.

Internet, Apps, mit denen wichtige Funktionen des Autos auch über das Handy abgerufen oder gesteuert werden können, dürfen natürlich nicht fehlen. Eine Burmester 3D-Anlage mit 21 Lautsprechern und 1455 Watt verwandelt die vier Sitze im Innenraum in eine VIP-Lounge eines Konzertsaales. Wer über das nötige Kleingeld ab dem Herbst verfügt, kann sich dann freuen, dass Porsche sich beim Panamera über Goldene Regeln hinweggesetzt hat.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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