Diesel oder nicht Diesel – das ist hier die Frage

Neuer Porsche Cayenne

Diesel oder nicht Diesel – das ist hier die Frage
Porsche-Chef Oliver Blume präsentiert den neuen Cayenne © Porsche

Die dritte Generation des Porsche Cayenne wird zunächst mit zwei Benzinmotoren angeboten, ein Plugin-Hybrid-Antrieb folgt später. Ob noch einmal ein Diesel ins Motorenprogramm rückt, bleibt ungewiss.

Von Thomas Flehmer

Nur selten ist Unsichtbares greifbar. Bei der Weltpremiere der dritten Generation des Porsche Cayenne war es anders. Im Porsche-Museum von Zuffenhausen rückte das Thema Diesel ganz nach oben, obwohl der neue Cayenne zunächst gar nicht mit einem Selbstzünder angeboten wird.

„Für uns steht das Thema Diesel heute Abend nicht zur Debatte“, sagte Porsche-Chef Oliver Blume nach der Präsentation des Premium-SUV, dessen Premiere harmonisch mit der künstlerisch anspruchsvollen Darbietung der „Sinfonie des Lebens“ eingeleitet wurde, deren vier Akte eigens für den großen Geländewagen vom deutschen Komponisten Jesse Milliner kreiert wurden und mit einer gewissen Harmonie den Abend einleiten sollten.

Porsche Cayenne auf Diesel vorbereitet

Doch auch die vom Bläserensemble des Leipziger Gewandhaus-Orchesters sowie des Prager Symphonieorchesters Bohemia begleitete Darstellung konnte die dunklen Wolken, die über dem Cayenne schweben, nicht vertreiben. Rund 21.500 Modelle der zweiten Generation musste Porsche vor Monatsfrist wegen einer illegalen Abschalteinrichtung beim Aggregat mit drei Litern Hubraum zurückrufen. Ein Zulassungsverbot für diese Modelle besteht.

Blume selbst wollte nach der Premiere noch keine Richtung angeben, ob die dritte Auflage auch mit einem Selbstzünder bestückt wird. „Das Fahrzeug ist so konzipiert, dass ein Diesel verbaut werden kann“, so der 49-Jährige.

Hoffnungsträger Plugin-Hybrid

Den Porsche Panamera gibt es auch als Hybridvariante
Der Panamera mit Plugin-Hybrid-Antrieb gibt Anlass zur Hoffnung Porsche

Besonders für den deutschen Markt wäre dieser Motor wichtig für den langjährigen unternehmenseigenen Bestseller, der die Absatzzahlen in den vergangenen Jahren in die Höhe schraubte und Porsche Eintritt in neue Märkte verschaffte. Auf dem Heimatmarkt entscheiden sich rund 80 Prozent der Cayenne-Kunden für den Selbstzünder. Dagegen liegt der weltweite Anteil bei unter 15 Prozent.

Auf der anderen Seite funktionierte der Cayenne auch schon ohne Diesel, der erst mit der ab 2009 erhältlichen zweiten Generation verbaut wurde. Und Blume hat noch einen Joker im Ärmel – den Plugin-Hybrid. Bei der im letzten Jahr neu eingeführten Panamera-Generation gab es mehr Käufer für die halbelektrische Variante, als Blume es erwartet hätte. Bei der zahlungskräftigen Kundschaft im Luxus-Segment hindern 10.000 Euro Aufpreis auch weniger als in der preissensiblen Kleinwagen-Klasse. Die Verunsicherung der Verbraucher angesichts der anhaltenden Diskussion um das grundsätzliche Ende von Verbrenner-Motoren tut sein Übriges.

Neuer Audi-Diesel steht bereit

Darum bricht Blume auch eine Lanze für den Selbstzünder, der „nicht verteufelt werden“ dürfe. „Der Diesel ist ein hochattraktiver Antrieb und wichtig für die Einhaltung der CO2-Grenzen“, sagt der diplomierte Maschinenbauer. Zugleich schloss Blume kategorisch aus, dass Porsche jemals selbst einen Diesel entwickeln würde.

So bleibt nur der Griff zum Diesel von Audi, der Porsche allerdings auch den Rückruf bescherte und das Verhältnis zwischen beiden VW-Töchtern belastete. Ob nun der bereits fertige neue Selbstzünder aus Ingolstadt den Weg nach Zuffenhausen findet, scheint dennoch wahrscheinlich. Denn gerade für Europa bringt das Aggregat doch einige Stückzahlen, deren Fehlen Porsche zwar schmerzen, aber nicht eingehen lassen würden.

Und der neue Motor dürfte sich über reichlich Harnstoff-Zusatz freuen, der die Stickoxid-Emissionen stark vermindern und natürlich die CO2-Grenzwerte für Porsche auf ein besseres Level führen würde. Ein paar Wochen noch will sich Blume mit der Entscheidung Zeit geben – solange bleibt Unsichtbares beim Cayenne weiter greifbar.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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