Wegfahrsperre eine Kapitulation vor dem Alkohol

Toyota will eine Wegfahrsperre für alkoholisierte Autofahrer einführen. Für den ADAC wäre dies eine Kapitulation vor dem Alkohol, sagte ADAC-Pressesprecher Maximilian Maurer der Autogazette.

Von Thomas Flehmer

Autos mit eingebauten Sensoren, die bei Anzeichen von übermäßigem Alkoholgenuss den Motor abschalten, scheinen keine Chance auf dem deutschen Automarkt zu haben. Während Toyota angekündigt hat, bis 2009 so genannte Anti-Trunkenheits-Fahrzeuge in Japan zu installieren, ist das Interesse in Deutschland gering. «Solche Vorrichtungen sind eine Kapitulation vor dem Alkohol», sagte Maximilian Maurer der Autogazette.

Gesetzliche Regelungen reichen

Der ADAC-Sprecher verwies auf die gesetzlichen Regelungen, nach denen sich Autofahren und Alkohol ausschließen. «Eigentlich müsste das ausreichen. Es gibt keinen Autofahrer, der das nicht weiß.» Einschränkend fügt Maurer hinzu, dass es viele Autofahrer gäbe, «die es trotzdem tun».

Von daher begrüßt Erwin Grosse die Initiative aus Japan. Der Präsident des Bundes gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr (BADS) stellt im Gespräch mit der Autogazette aber zugleich fest, dass der Aktivismus des japanischen Unternehmens «nichts Neues» sei. So habe der BADS bereits vor zwei Jahren über eine Wegfahrsperre für alkoholauffällige Kraftfahrer diskutiert. Somit solle die Zahl der Verkehrstoten unter Alkoholeinfluss weiter eingedämmt werden.

Gewisse Zeit Sicherheit

«Die Wegfahrsperre ist ein Mittel, einen akut gefährdeten Fahrzeugführer eine gewisse Zeit lang abzusichern, bis er sich einer Therapie unterzogen hat», sagt Jürgen Sohège, Produktmanager von Alkohol-Wegfahrsperren der Lübecker Firma Dräger-Safety. Deren produziertes «Interlock-System» misst den Atem des Autofahrers. Überschreitet der Wert eine gewisse Grenze, schaltet das mit der Zündung verbundene Messgerät eine elektronische Wegfahrsperre ein.

Maurer dagegen sieht dagegen keinen wirklichen Schutz. Er glaubt eher an Betrugsversuche, sei es durch einen Beifahrer oder andere Möglichkeiten. «Wenn ein betrunkener Autofahrer mit seinem Wagen nach Hause möchte, wird er einen Weg finden», so Maurer, der die Wegfahrsperren zudem als «Stigmatisierungen der Menschen» geißelt. Für ihn reichen die gesetzlichen Vorschriften bei der Wiedererlangung des Führerscheins samt «Medizinisch-Psychologischer Untersuchung» (MPU) für die Begleitung aus.

Andere Drogen nicht erfasst

Zudem würde die Wegfahrsperre lediglich bei Alkoholmissbrauch zum Tragen kommen, nicht aber bei anderen Drogen, die immer mehr Ursache von Unfällen seien. Dagegen geht die Zahl der Unfälle unter Alkoholeinfluss mit Todesfolge kontinuierlich zurück. Waren der Alkohol 2003 noch bei zwölf Prozent aller Unfälle mit insgesamt 817 tödlichen Konsequenzen die Ursache, habe sich die Zahl nun bei um die zehn Prozent eingependelt.

Sohège dagegen verweist auf die guten Erfahrungen in den USA und ganz besonders in Schweden. Dort sei die gesellschaftliche Akzeptanz gegen Alkohol am Steuer viel höher. So werden viele Busse von vornherein mit einem Interlock-System, das immerhin rund 1500 Euro teuer ist, ausgestattet. «Bei Volvo und Saab können Systeme bereits mit bestellt werden», so Sohège. Der Produktmanager sieht aber in Deutschland «in den nächsten 25 Jahren keine Chance auf den präventiven Einbau.» Auch für ihn seien MPU und Nachschulung recht ausgefeilte Systeme. So konzentriert sich seine Firma, eine von etwa acht Unternehmen weltweit, die sich auf den Einbau solcher Wegfahrsperren konzentriert haben, hauptsächlich auf den amerikanischen und schwedischen Markt.

Im Flugzeug wichtiger

Maurer räumt Wegfahrsperren keine Zukunftschancen ein. »In einem Flugzeug werden wir solche Systeme niemals sehen, da werden sich die Piloten, die noch disziplinierter sein müssen, wehren. Und gerade dort wäre - wenn überhaupt - ein solches System noch viel wichtiger.

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