Verbände fordern straffere CO2-Grenzwerte

Drei Umwelt-Verbände haben die Vorschläge der EU-Kommission zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes als unzureichend bewertet. Zudem forderten die Verbände eine langfristige Strategie zur Halbierung des CO2-Ausstoßes.

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD), die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und der Naturschutzbund Deutschland (NABU) haben die Vorschläge der EU-Kommission zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes von Pkw nach eingehender Prüfung als unzureichend bewertet. Zugleich forderten die Verbände die deutschen Autohersteller und die Bundesregierung auf, ihren Widerstand gegen die Brüsseler Pläne aufzugeben und stattdessen für anspruchsvollere Grenzwerte und eine schnelle Umsetzung zu sorgen.

«Heuchlerische Kritik»

«Die Kritik der Bundesregierung am EU-Vorschlag ist heuchlerisch und entlarvend. Auch die Industrie sollte endlich aufhören zu jammern, schließlich hat sie den technologischen Rückstand in Sachen Klimaschutz selbst zu verantworten», sagte Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD, auf einer Pressekonferenz in Berlin.

Für die Verbände seien höhere Strafzahlungen und zulassungsrelevante
Grenzwerte unabdingbar, um Fortschritte im Klimaschutz zu erzielen. Zudem sehen die Verbände die Gefahr, dass es durch eine Verwässerung der EU-Grenzwerte keine ausreichenden Neuerungen bei der Umwelttechnik der PKW geben werde. «Die EU muss ihren Vorschlag daher jetzt überarbeiten. Die für 2012 geplanten Grenzwerte dürfen keinesfalls verwässert oder nach hinten verschoben werden. Spätestens ab 2015 müssen sie sogar ausschlaggebend für die Zulassung neuer Modelle werden», so Lottsiepen.

Tadel für Gabriel

DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch machte besonders die Bundesregierung für die diversen Mängel im EU-Vorschlag verantwortlich. Sie habe sich in den vergangenen Wochen «eins zu eins den Einflüsterungen der deutschen Autohersteller ergeben» und betreibe in dieser Frage «puren Industrie-Nationalismus zugunsten der Hersteller der europaweit schwersten Fahrzeuge».

Vor allem Bundesumweltminister Sigmar Gabriel geriet in die Kritik. Es sei ein starkes Stück, dass dabei ausgerechnet der Umweltminister in der ersten Reihe agiere. Wenn schon die Kanzlerin ihre Glaubwürdigkeit als oberste Klimaschützerin aufs Spiel setze, solle sich wenigstens Minister Gabriel konsequent für eine maximale Treibhausgasminderung in allen Bereichen einsetzen. Andernfalls werde sein allgemeines Engagement bei der Weltklimakonferenz in Bali im Konkreten wieder einmal nicht eingelöst, sagte Resch weiter.

Absage an Biokraftstoffe

Den Plan, über Biokraftstoffe Autos umweltfreundlicher auf die Straße zu bringen, kanzelte NABU-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger ab. «Die Autos werden unter den derzeitigen Bedingungen keinesfalls umweltfreundlicher, wenn sie mit Agrarkraftstoffen fahren. Die Reduzierung der Treibhausgasemissionen muss deshalb ausschließlich über technische Verbesserungen der Fahrzeuge erfolgen. Und das ist auch möglich.»

Zudem würde jedes eingesparte Gramm CO2 sich angesichts steigender Ölpreise auszahlen. Denn die Ersparnisse durch geringere Kraftstoffkosten im Betrieb werden mögliche Mehrkosten bei der Autoanschaffung deutlich übersteigen, so Oeliger.

Halbierung der CO2-Werte gefordert

Der VCD rechnete vor, dass bereits heute viele Fahrzeuge den von
der EU für 2012 angepeilten Grenzwert unterschreiten. Neben japanischen Hybridmodellen seien auch deutsche Fahrzeuge darunter. So lägen beispielsweise der VW Golf BlueMotion, der BMW 318d und 320d, zwei Großraummodelle des Ford Focus sowie der Opel Zafira mit Erdgasmotor bereits jetzt unterhalb der angepeilten EU-Grenzwertlinie. Nach Auffassung von VCD, DUH und NABU bestätigen diese Beispiele ihre Forderung nach ambitionierteren CO2-Grenzwerten.

Die drei Umweltverbände forderten zudem von der EU eine langfristige Strategie. So müsse die Halbierung des durchschnittlichen CO2-Ausstoßes bei Neuwagen von derzeit 160 g/km auf 80 g/km bis 2020 angestrebt werden. (AG)

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