Sparkurs in kleinen Schritten

Sparkurs in kleinen Schritten
Der VW Polo Bluemotion © Foto: press-inform

Nicht nur mit einer sparsamen Fahrweise kann der Verbrauch beim Auto reduziert werden. Andere Komponenten tragen ebenso zu einem effizienterem Fahren bei – so zum Beispiel die Klimaanlage.

Von Thomas Geiger

Die Autoindustrie ist im Zugzwang: Weil sie ihre Selbstverpflichtung zur Senkung der CO2-Emissionen nicht einhalten kann, steht sie heftig in der Kritik. Zwar sind sich Hersteller und Zulieferer einig, dass es großer Entwicklungssprünge bedarf, um bis 2012 den angepeilten EU-Grenzwert von durchschnittlich 130 Gramm CO2 pro Kilometer zu schaffen. Doch aktuelle Neuheiten bei BMW, Audi und VW zeigen, dass sie dem Sparziel auch mit kleinen Schritten näher kommen. Dafür müssen sie nicht einmal neue Motoren entwickeln, sondern vor allem die Peripherie intelligenter steuern.

Intelligente Steuerung

Deutlich wird dieser Ansatz etwa bei der Modellpflege für den 1er und 5er von BMW, die dem Hersteller zufolge ohne Leistungseinbußen bis zu 20 Prozent weniger verbrauchen. Dafür sorgen nach Angaben von Stefan Wolff, der das Energiemanagement in der Entwicklung leitet, nicht nur effizientere Brennverfahren und die Weiterentwicklung der Direkteinspritzung, sondern auch die «bedarfsgerechte Steuerung der Nebenaggregate».

Schließlich diene der Motor auch als Antrieb für zusätzliche Komponenten von der Servopumpe bis zum Klimakompressor, die Kraft kosten und den Verbrauch erhöhen. «Wenn solche Aggregate nur noch dann laufen, wenn sie benötigt werden, kann man Sprit sparen und zudem noch mehr Leistung auf die Straße bringen», sagt Wolff.

Klimaanlage hilft sparen

Ebenfalls großes Einsparpotenzial steckt nach Angaben des Zulieferers Delphi aus Wuppertal in der Klimaanlage. Je nach Auslegung des Systems und in Abhängigkeit vom Temperaturunterschied zwischen Umgebung und Innenraum macht sie nach Angaben von Marketing-Chef Michael Neumann bis zu 10 oder 15 Prozent des Fahrzeugverbrauchs aus. Dieser Anteil lasse sich verringern, wenn das System intelligent konstruiert wird. So sparen leichtere und bessere Kühlmodule nicht nur Gewicht, sondern auch die Leistung eines zusätzlichen Ventilators und senken die Emissionen um vier bis sechs Gramm CO2 pro Kilometer.

Dass man auch mit einer modifizierten Motorsteuerung, einem länger übersetzten Getriebe, speziellen Reifen und einer verbesserten Aerodynamik Sprit sparen kann, beweist VW mit seinen «BlueMotion»-Modellen. Seit einem Jahr gibt es diese Version beim Polo, der dem Hersteller zufolge im Mittel 3,9 Liter pro 100 Kilometer verbraucht und 105,3 Gramm CO2 pro Kilometer ausstößt. Auf dem Genfer Autosalon haben die Wolfsburger Anfang März auch einen Passat «BlueMotion» enthüllt, dessen Verbrauch um rund 15 Prozent auf 5,1 Liter pro 100 Kilometer sinkt. Der CO2-Ausstoß liegt dann bei 136 Gramm.

Richtig schalten

«Das größte Potenzial zum Kraftstoffsparen steckt allerdings im Gasfuß des Fahrers», sagt VW-Entwicklungschef Ulrich Hackenberg. Um diese Möglichkeiten besser zu nutzen, feiern bei vielen Herstellern Eco-Leuchte oder Schaltanzeige ihr Comeback. «Die Wahl des richtigen Schaltpunkts ist der wichtigste Einflussfaktor im Fahrverhalten, das insgesamt rund 15 bis 20 Prozent des Verbrauchs ausmacht», erläutert Peter Gebhard, der bei Audi in Ingolstadt die Fahrzeugphysik leitet.

Außerdem sollten die Kunden ihr Kaufverhalten überdenken, sagt Analyst Nick Margetts vom Marktbeobachter Jato Dynamics in Limburg (Hessen). Er verweist auf Statistiken, denen zufolge die Durchschnittsleistung deutscher Neuwagen im vergangenen Jahr ebenso gestiegen ist wie deren Gewicht. «Wer immer stärkere und schwerere Autos kauft, darf sich nicht wundern, wenn die Einsparbemühungen nur wenig fruchten und man doch öfter an die Tankstelle muss.» (dpa)

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